Homeoffice boomt in der Corona-Krise - und damit auch das Geschäft des schwäbischen Softwarekonzerns Teamviewer. Doch die ungewohnte und oft überstürzt eingeführte Heimarbeit stellt nicht nur Mitarbeiter und Unternehmen vor neue Herausforderungen. Sie schafft auch neue Risiken und könnte nicht zuletzt Hackern neue Einfallstore öffnen. Im Interview mit BÖRSE ONLINE erläutert Teamviewer-Chef Oliver Steil, worauf es jetzt ankommt - und was er vom Geschäftsjahr 2020 erwartet.

Börse Online: Nach Ausbruch der Corona-Krise haben viele Unternehmen ihre Mitarbeiter meist völlig abrupt ins Homeoffice geschickt. Was wird davon nach der Krise bleiben?
Oliver Steil: Wir sehen gerade, welche Aspekte des Remote-Arbeitens gut funktionieren - und wo wir nachbessern müssen. Allen voran müssen die Behelfslösungen, die viele Unternehmen geschaffen haben, bei Datenschutz und Sicherheit auf solide Füße gestellt werden. Zudem brauchen wir eine leistungsfähige öffentliche Infrastruktur, die insbesondere in der Internetbandbreite noch nicht überall in Deutschland gewährleistet ist.

Welche Maßnahmen halten Sie derzeit für am dringendsten?
Wir benötigen einen Schulterschluss von Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften. Von staatlicher Seite braucht es Investitionen in die nötige öffentliche Infrastruktur und zudem regulatorische und steuerliche Anreize, die den Trend zum Homeoffice über die Krise hinaus verstetigen. Die Unternehmen sind zudem gefordert, ihre Mitarbeiter mit einer modernen technischen Ausstattung sowie durch betriebliche Weiterbildungen und flexible Strukturen für die neue Arbeitswelt zu rüsten.

Wie kann sichergestellt werden, dass die Corona-Krise nicht zu einem neuen Einfallstor für Hacker in Firmennetzwerke wird?
Cyber-Sicherheit war schon vorher ein enorm wichtiges Thema, das bei den zum Teil überhastet ausgerollten Behelfslösungen für Remote Work natürlich weiter an Brisanz gewinnt. Jedes Unternehmen sollte nun möglichst schnell das aktuelle IT-Setup auf Herz und Nieren prüfen, in moderne Hardware und Software investieren und vor allem die eigenen Mitarbeiter umfassend schulen.

Der Corona-Ausbruch hat Ihnen im ersten Quartal einen unerwarteten Umsatzschub beschert. Wie wird sich das im Gesamtjahr 2020 niederschlagen?
Wie bereits kommuniziert, werden unsere in Rechnung gestellten Umsätze, die sogenannten Billings, im ersten Quartal mehr als 60 Prozent höher sein als im vergangenen Jahr. Davor hatten wir den Ausblick gegeben, dass wir 32 bis 35 Prozent Billings-Wachstum über das Gesamtjahr haben werden, die einzelnen Quartale etwas unter oder etwas über dieser Marke. Dementsprechend lässt sich schon sagen, dass die Corona-Pandemie unser Geschäft beeinflusst hat. Eventuell gab es dabei auch einen Vorzieheffekt, dass Firmen, die sich im Lauf des Jahres mit dem Arbeiten aus der Ferne beschäftigen wollten, nun schneller entschieden haben. Jetzt müssen wir abwarten, wie sich die Tendenz im gesamtwirtschaftlichen Umfeld der nächsten Monate weiterentwickelt, das von sehr hoher Unsicherheit geprägt ist. Wir halten deshalb aktuell an unserer Jahresprognose fest.