Wer nimmt nach dem Ausscheiden Flavio Cattaneos auf dem Chefsessel von Telecom Italia Platz? Ende September soll die Entscheidung fallen. Gute Chancen werden dem derzeitigen Vize-Chef Giuseppe Recchi eingeräumt. Hoffnungen auf den Spitzenjob darf sich aber auch der ehemalige Vivendi-Manager und aktuelle General Manager für das italienische Netzbetreibergeschäft der Telecom, Amos Genish, machen.

Anleiheinvestoren müssen keinen der Kandidaten fürchten. Beide Manager dürften weiterhin der Reduzierung der Schulden und der Stärkung des freien Cashflows Priorität vor einer Erhöhung der Dividende einräumen. Italiens führender Telekomkonzern war Ende des zweiten Quartals mit 26 Milliarden Euro verschuldet. Fitch stuft die Bonität gerade noch mit Investment-Grade ein. Die Europäische Zentralbank darf daher die Bonds im Rahmen ihrer Anleihekäufe erwerben.

Die Ratingagenturen Moody’s und S & P beurteilen den Konzern dagegen mit "Ba1" beziehungsweise "BB+". Der Kauf der beispielsweise bis 2033 laufenden Anleihe (siehe Kasten) ist daher riskant. Trotz der Anstrengungen, aus den Miesen zu kommen, dürfte Telecom Italia nach Ansicht der Landesbank Baden-Württemberg frühestens Ende 2018 den Aufstieg in die Investment-Grade-Klasse schaffen. Aber zumindest ist der Ausblick stabil - auch, weil die Sparanstrengungen sich schon jetzt bezahlt machen.

Im ersten Halbjahr stiegen Umsatz, Ergebnis und freier Cashflow. Neben dem Defizitabbau werden auch Investitionen in künftiges Wachstum nicht vergessen. Bis Ende nächsten Jahres will Telecom Italia 95 Prozent der italienischen Bevölkerung Zugang zu seinem schnellen 4G-Breitbandnetz anbieten können. Bislang steht dieser nur 80 Prozent der städtischen Bevölkerung zur Verfügung.