Der Wettlauf um das schnellste Netz der Welt ist in vollem Gange. Während in Deutschland soeben die Lizenzen für die fünfte Mobilfunkgeneration versteigert wurden, gab die chinesische Regierung Anfang Juni grünes Licht für den Aufbau kommerzieller 5G-Mobilfunknetze. Die Nase vorn haben allerdings Südkorea und die USA, die schon im April den neuen Datenfunk gestartet haben. "Wir legen los", hieß es Anfang Juli nun auch bei der Deutschen Telekom. Ab jetzt wird die Testphase in einigen Regionen für Kunden geöffnet. Rund 300 5G-Antennen sollen bis zum Ende des Jahres an mehr als 100 Standorten gebaut und in Betrieb genommen werden. Bis Ende 2020 geht der Telekomriese davon aus, die 20 größten deutschen Städte mit der ultraschnellen Technologie zu versorgen. Ein Vergleich zwischen Europa und den USA zeigt aber, dass der 5G-Ausbau in Übersee deutlich schneller vonstatten gehen wird.

Nach Zahlen des Datenlieferanten Statista werden die Highspeed-Anschlüsse in Europa von 260 000 im laufenden Jahr auf knapp 100 Millionen im Jahr 2022 steigen. In Nordamerika erwarten die Experten zu diesem Zeitpunkt bereits ein Viertel mehr Verbindungen.

Um das steile Wachstum auch zu erreichen, bedarf es hoher Investitionen. Laut des Industrieverbands GSM Association (GSMA) stecken die Betreiber bereits heute weltweit rund 160 Milliarden Dollar pro Jahr in den Ausbau und die Aufrüstung ihrer Netze. Aufgrund des neuen Mobilfunks werden die Ausgaben weiter steigen. Nach Berechnungen des Marktforschers IDC dürften allein die Umsätze mit 5G-Netzwerktechnik von 528 Millionen Dollar im vergangenen Jahr auf 260 Milliarden Dollar im Jahr 2022 zunehmen.

Ein zügiger Ausbau des Netzes ist für jedes Land wichtig, um nicht den wirtschaftlichen Anschluss zu verlieren. "Die Einführung von 5G ist ein wesentlicher Bestandteil des weltweiten Wandels in Richtung einer Ära der intelligenten Konnektivität, die in den kommenden Jahren ein wesentlicher Motor für das Wirtschaftswachstum sein wird", erklärt Mats Granryd, Generaldirektor der GSMA. Das sieht man auch hier in Deutschland so: "Die Bundesregierung muss die Milliarden aus der jüngsten Auktion dringend in die Infrastruktur investieren", fordert Dieter Kempf, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI). Zum Hintergrund: Der Bund nahm mit der Versteigerung 6,5 Milliarden Euro ein. Große Netzwerkausrüster wie Ericsson und Nokia reiben sich unterdessen die Hände.

Die europäischen Platzhirsche hatten zuletzt eine Art Sonderkonjunktur, nachdem die USA den chinesischen Wettbewerber Huawei mit Sanktionen belegten. Jüngst hatte US-Präsident Donald Trump zwar angekündigt, den Boykott gegen Huawei zu lockern. Schnell kamen Befürchtungen auf, dass Ericsson und Nokia nun wieder deutlich mehr Konkurrenz bekommen würden. Allerdings trifft die Lockerung nicht den Ausbau von 5G. Die US-Regierung will verhindern, dass in den neuen Mobilfunknetzen die Technologie des chinesischen Hightechkonzerns zu finden ist. Der Berater für Handel und Industriepolitik im Weißen Haus, Peter Navarro, stellte in einem CNBC-Interview klar: "Präsident Trump ist fest entschlossen, dafür zu sorgen, dass die USA die Führung bei 5G übernehmen. Die Stärkung von Firmen wie Nokia und Erics­son in Europa wird zu diesem Prozess beitragen."

Infrastrukturgewinner


Wie gut es bei Ericsson läuft, zeigte sich zum Jahresauftakt. Angetrieben von einer stärkeren Nachfrage nach 5G-Technik erzielte der schwedische Netzwerkausrüster im ersten Quartal einen Umsatzanstieg um 13 Prozent. Auch beim Konkurrenten Nokia kommt das Geschäft mit der fünften Mobilfunkgeneration immer mehr ins Laufen. Die Finnen haben jüngst einen 5G-Auftrag in Saudi-Arabien ergattert. Das Unternehmen rechnet damit, dass das Geschäft in der zweiten Jahreshälfte weiter anziehen wird. Wir glauben weiterhin an Nokia, passen aufgrund der jüngsten Kursschwäche aber den Stoppkurs etwas nach unten an.

In den USA sorgt unter anderem Ciena für den Ausbau des künftigen Mobilfunknetzes. Die Geschäfte bei dem Unternehmen aus dem Bundesstaat Maryland laufen ebenfalls gut und dürften mit dem Start der 5G-Implementierungen weiter anziehen. Allein schon aufgrund der starken Marktposition in der optischen Vernetzung kommen die Netzbetreiber bei der Aufrüstung an Ciena nicht vorbei. Die Experten von Jefferies gehen davon aus, dass der Glasfaserspezialist ein "langfristiger Gewinner" in dem Bereich sein wird. Auch Ciena selbst sieht sich bestens positioniert: "Der 5G-Rollout liegt vor uns", sagte kürzlich Konzernchef Gary Smith und fügte hinzu: "Wir werden 2019 einiges davon sehen, aber das wird sich bis 2020 und darüber hinaus erstrecken."

Wie schnell sich der Mobilfunkstandard durchsetzen wird, liegt auch an der Verfügbarkeit der Endgeräte. Noch ist das Angebot eher spärlich. Aufs Gas drücken bei der Entwicklung der US-Halbleiterkonzern Qualcomm sowie Samsung Electronics. Der Prozessor "Snapdragon 855" von Qualcomm bildet die Grundlage in mehreren Samsung-Modellen. Im April brachten die Koreaner das weltweit erste verfügbare Smartphone mit inte­griertem 5G-Chip auf den Markt. In diesem Jahr spielen die 5G-Handy-­Verkäufe allerdings noch keine große Rolle. Laut IDC kommen sie 2019 nur auf einen Marktanteil von 0,5 Prozent. Doch Analysten rechnen in vier Jahren bereits mit einem Marktanteil von mehr als einem Viertel. Dies würde einer durchschnitt­lichen jährlichen Wachstumsrate von 23,9 Prozent entsprechen.

Unter den Smartphone-Herstellern favorisieren wir Samsung - trotz der jüngsten Gewinnwarnung infolge des schleppenden Halbleitergeschäfts. Die aktuelle Kursschwäche könnte eine Kaufgelegenheit sein. Denn die Koreaner haben mit ihren 5G-Modellen ihre Innovationskraft unter Beweis gestellt. Im Chipbereich bleiben wir bei Qualcomm mit angepassten Ziel- und Stoppkursen an der Seitenlinie, beobachten die Geschäftsentwicklung aber genau, um einen möglichen Einstieg nicht zu verpassen. Zugreifen können Anleger beim Chipspezialisten Marvell Technology. Das Unternehmen stellt 5G-Chips für mobile Geräte her und hat kürzlich mit Cavium einen vielverspechenden Zukauf getätigt. Dank des Mi­krochipherstellers erschloss sich Marvell 5G-Märkte wie künstliche Intelligenz, Cloud und Automobil. Zusammen mit Samsung Electronics entwickelt Marvell zudem 5G-Basisstationen. Laut Firmenlenker Matt Murphy ist das Unternehmen im Bereich 5G "extrem gut aufgestellt".

Gewinnbringende Vermietung


Die Unternehmen, die am meisten von der Expansion von 5G profitieren, müssen nicht unbedingt Telekommunikations- oder Chipunternehmen sein. Hohe und vor allem nachhaltige Gewinne versprechen die Funkturmfirmen. Dabei handelt es sich um Unternehmen, die den Mobilfunkanbietern Flächen für Antennen und andere drahtlose Geräte vermieten. Gut im Geschäft ist SBA Communications. Vorstandschef Jeffrey Stoops erwartet dank 5G ein "großartiges Jahr." Nach einem besser als erwarteten ersten Quartal hat der Konzern seine Umsatz- und Gewinnziele nach oben geschraubt. UBS-Analystin Batya Levi hält es für möglich, dass 2019 wegen der "frühen 5G-Aktivitäten" ein Rekordjahr werden könnte. Die positiven Aussichten dürften aber nicht nur für die Gegenwart gelten, die Mieteinnahmen sollten SBA über Jahre hinweg ein starkes Wachstum bescheren.

Auf einen Blick