Geräuschlos hat der Fahrer den Wagen gestartet. Beim Beschleunigen presst die Kraft ihn nach hinten in den Sitz. Würde er nicht durch den Ledersitz mitgerissen, bliebe er hinter der Beschleunigung zurück. Die Szene einer Autofahrt und das alles ohne Emission.

Moderne und gleichzeitig umweltbewusste Mobilität. Wer möchte das nicht? Immer mehr Deutsche fühlen sich zu den innovativen Elektroautos des Tech-Konzernes Tesla hingezogen. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) zählt 2020 55,9 Prozent mehr Zulassungen von Tesla-Modellen im Vergleich zum Vorjahr. Die Performance des beliebten Model 3 spricht für sich. In 3,3 Sekunden beschleunigt das das stärkste der Model 3-Serie von null auf 100 km/h. Ein Karbonfaserspoiler erhöht die Stabilität bei hohem Tempo. Doch nicht nur Autoliebhaber sind von Tesla angetan. Aktionäre des US-Konzerns konnten sich innerhalb der vergangenen zwölf Monate über ein Kursplus von über 50 Prozent freuen. Am 14. Dezember 2020 stand der Kurs der Aktie bei rund 700 US-Dollar. Zwischenzeitlich stieg der Kurs bis auf über 1.200 US-Dollar.

Was war dieses Jahr wichtig?


Im Jahr 2020 erzielte Tesla erstmals einen positiven Jahresgewinn. 721 Millionen US-Dollar verdiente der Tech-Konzern im vergangenen Jahr. 2019 stand noch ein Verlust von 862 Millionen US-Dollar zu Buche. Die Coronakrise ist aber auch an dem Elektroautopionier nicht spurlos vorbei gegangen. Es gebe weiterhin einen weltweiten Einfluss der Covid-19 Pandemie, so das Unternehmen bei Veröffentlichung des Jahresberichts 2020.

Ungeachtet der Belastungen durch die Coronakrise verzeichnete Tesla erstmals in der Firmengeschichte einen Quartalsgewinn in Milliardenhöhe. Rund 1,1 Milliarden US-Dollar erwirtschaftete der Autobauer im zweiten Quartal 2021 per Ende Juni. Der Nettogewinn verzehnfachte sich im Vergleich zum Vorjahr. Die Fahrzeugauslieferungen stiegen um 121 Prozent auf über 201.000 verkaufte Modelle. Im Folgequartal stieg der Nettogewinn auf 1,6 Milliarden US-Dollar bei über 241.000 ausgelieferten Fahrzeuge. Im Quartalsbericht am 20. Oktober erklärt Tesla die Giga-Factory in Shanghai weiterhin zum wichtigsten "Export-Hub" (Export-Zentrum) für den Autobauer. Beim Umsatz bleib der Tech-Konzern im dritten Quartal aber etwas hinter den Erwartungen zurück. Die Prognose der Experten belief sich laut dem Aktionär auf 13,9 Milliarden US-Dollar. Tesla erreichte nur einen Erlös von rund 13,8 Milliarden US-Dollar.

Einen Kursschub erhielt die Tesla-Aktie nach einer Großbestellung der Firma Hertz. Der Autovermieter bestellte Ende Oktober 100.000 Tesla-Fahrzeuge. Das Auftragsvolumen soll sich laut Daten des Finanzdienstleisters Bloomberg auf 4,3 Milliarden US-Dollar belaufen. Betrachtet man die Auslieferungen im dritten Quartal von 241.000 Autos ist das Volumen des Großauftrages beachtlich. Am vierten November markierte der Aktienkurs von Tesla ein Rekordhoch bei über 1.200 US-Dollar. Aber damit nicht genug: Bereits Ende Oktober berichtete die Nachrichtenagentur Reuters, dass der Wert des Konzerns rund um Chef Elon Musk zwischenzeitlich über eine Billion Euro wert sei.

Nebengeschäfte des Elektroautobauers boomen


Neben dem Absatz von Automobilen machte der Konzern im zweiten Quartal auch einen Überschuss mit dem Verkauf von Emissionsrechten an andere Autobauer. Zum Ausgleich von Emissionen kauften Fahrzeughersteller Abgaszertifikate von Tesla. Hinzu kommt der lukrative Handel mit der Kryptowährung Bitcoin. 2021 investierte Tesla 1,5 Milliarden US-Dollar in die bekannte Cyber-Devise.

Tesla-Gigafactory in Deutschland


Tesla baut derzeit in Berlin-Brandenburg die erste Produktionsstätte in Europa. Mehrere hunderttausend Fahrzeuge des Model Y und Millionen von Batteriezellen sollen in der neuen Gigafactory produziert werden. Bei seinem Bauvorhaben lehnte Tesla-Chef Elon Musk eine mögliche Subvention in Milliardenhöhe ab. Der Konzern zog seinen Antrag auf staatliche Förderung zurück. "Tesla fürchtet möglicherweise, dass sie Forschungsergebnisse auch anderen Wettbewerbern zur Verfügung stellen müssen", sagt Joachim Ragnitz, Subventionsexperte des Ifo-Instituts in Dresden.

Ausblick Tesla für 2022


Für die nächsten Jahre plant Tesla eine jährliches Wachstum der Auslieferungen um 50 Prozent. Dies hänge von der Kapazität des Equipments, der betrieblichen Effizienz sowie der Kapazität als auch Stabilität der Lieferketten ab, erklärte das Unternehmen im Bericht zum dritten Quartal. Zudem erwartet Tesla eine steigende Marge und möchte damit ein führendes Level in der Industrie erreichen. Die Analysten der Deutschen Bank schreiben, dass Tesla mit der Halbleiterknappheit besser umgehe als der Rest der Automobilindustrie. Die soliden Auslieferungen im dritten Quartal lagen über den Konsensschätzungen der Analysten. Die Deutsche Bank erhöhte die Prognose der Autoverkäufe, für das Gesamtjahr, um 50.000 Modelle. Mittelfristig gehen die Experten der Deutschen Bank davon aus, dass Tesla mit Hilfe des beeindruckenden Entwicklungsverlauf im Batteriebereich, der Kapazität und den Kosten eine führende Rolle in der Elektromobilität ausbauen könne. Das Kursziel der Deutschen Bank für die Tesla-Aktie liegt bei 900 US-Dollar. Zudem sei Tesla in einer guten Position die Konsenseinschätzungen, signifikant zu übertreffen. Die Großbank stuft das Papier zum "Kaufen" ein.

Wir sind mit unserer Empfehlung etwas vorsichtiger und stufen das Papier zum "Beobachten" ein. Im Branchenreport der BÖRSE ONLINE-Ausgabe 49 geben wir einen Überblick über E-Mobilitäts-Aktien (jetzt hier online lesen). Das Kursziel der Tesla-Aktie prognostizieren wir hier auf 950 Euro mit einem Stoppkurs bei 840 Euro.