Tesla-Aktionäre dürfte diese Nachricht freuen: Trotz der Corona-Pandemie legte der US-Elektroautobauer einen weiteren Quartalsgewinn hin. Von April bis Juni habe unterm Strich ein Plus von 104 Millionen Dollar (rund 90 Millionen Euro) gestanden, teilte der E-Auto-Pionier am Mittwochabend nach US-Börsenschluss in Palo Alto mit. Im Vorjahr hatte es hier noch einen hohen Verlust gegeben.

Für das abgelaufene zweite Quartal ging der Umsatz um gut fünf Prozent auf 6,35 Milliarden Dollar zurück. Experten hatten lediglich mit Erlösen in Höhe von 5,37 Milliarden Dollar gerechnet. Angesichts der Produktionsausfällen und Absatzeinbußen während der Corona-Krise ist das also ein Erfolg.

Allgemein scheint Tesla besser durch die Krise zu kommen als die Automobil-Konkurrenz. Das ist deutlich an den Auslieferungszahlen zu sehen: Dank starker Nachfrage nach den Modellen 3 und Y brachte der E-Pionier von April bis Juni 91.000 Fahrzeuge auf die Straße - das waren nur fünf Prozent weniger als im Vergleichszeitraum. Zum Vergleich: Konkurrent Daimler hat im zweiten Quartal rund ein Drittel weniger Autos verkauf als im Vorjahreszeitraum.

Aufnahme in den S&P 500 steht vor der Tür


Mit den vorgelegten Quartalszahlen erreichte der Konzern des Tech-Milliardärs Elon Musk jetzt einen neuen Meilenstein. Tesla schrieb in den vergangenen zwölf Monaten schwarze Zahlen - erstmals seit der Gründung im Jahr 2003.

Die bislang längste Strecke der Profitabilität in ihrer 17-jährigen Unternehmensgeschichte könnte dem Konzern aus dem Silicon Valley nun den Weg zum Aufstieg in den US-Leitindex S&P 500 ebnen. Eine entscheidende Voraussetzung, um in den Kreis der größten börsennotierten US-Konzerne aufgenommen zu werden, sind vier Quartale mit schwarzen Zahlen in Serie.

Über die Aufnahme entscheidet ein Komitee, einen festen Zeitplan gibt es dabei nicht. Mit einer Marktkapitalisierung von etwa 295 Milliarden Dollar wäre Tesla einer der größten Einzelwerte. Als Folge einer Aufnahme müssten zudem Index-Fonds rasch Tesla-Aktien kaufen - etwa 25 Millionen Stück, schätzt der ETF-Experte Ivan Cajic von Virtu Financial. Diese hätten insgesamt einen Wert von grob 40 Milliarden Dollar. S&P Dow Jones Indices äußerten sich dazu noch nicht.

Weiter ambitionierte Ziele trotz Corona-Pandemie


Tesla hält - trotz erneuter Corona-Eskalation in den USA - weiter an dem Ziel fest, im laufenden Geschäftsjahr über eine halbe Million Autos auszuliefern. Die Kapazität sei vorhanden, es sei aber schwer absehbar, ob es zu weiteren Produktionsstörungen komme. Die Jahresprognose könne deshalb, wenn nötig, noch angepasst werden.


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Um insbesondere die hohe Nachfrage nach dem neuen Model Y bedienen zu können, wird Tesla ein zweites Werk in den USA errichten. Neben dem kalifornischen Stammwerk Fremont sollen die Fahrzeuge bald in Travis County, Texas gefertigt werden. "Wir werden eine atemberaubende Fabrik direkt am Colorado River bauen", kündigte Musk an.

Das Investitionsvolumen für den Bau wird sich Angaben zufolge auf gut eine Milliarde Dollar belaufen, rund 5.000 Arbeitsplätze sollen entstehen. Nun verriet Musk, dass dort neben Model 3 und Model Y auch der Elektro-Pick-up Cybertruck und der Sattelschlepper Semi hergestellt werden sollen.

Bislang hatte der US-Elektroautobauer eine Fabrik in Fremont, ein Werk in Shanghai und ein weiteres entsteht derzeit in Grünheide bei Berlin. Neben den Autowerken betreibt Tesla noch ein Batteriewerk in Nevada und eine Fabrik in New York, die vor allem Solaranlagen herstellt.

Unsere Einschätzung der Aktie


Die überraschend starken Quartalszahlen und die ambitionierten Ziele kamen bei den Tesla-Aktionären gut an. Kurz nach der Dax-Eröffnung schoss das Papier um mehr als sechs Prozent nach oben auf ein neues Allzeithoch bei rund 1.454,60 Euro.

Mit einem bisherigen Kursplus seit Jahresbeginn von rund 280 Prozent ist der Konzern ohnehin der Überflieger am Finanzmarkt. Der Börsenwert lag zuletzt sogar zeitweise deutlich über der Marke von 300 Milliarden Dollar. Damit wird Tesla höher gehandelt als alle anderen Autobauer. Neben den Aktionären profitiert auch Gründer Elon Musk stark von der Kursrally. Ihm stehen nämlich seit Dienstag Aktienoptionen im Wert von mehr als zwei Milliarden Dollar zu. Grund ist ein Vergütungsplan, der an den Börsenwert und bestimmte Geschäftsziele gekoppelt ist. Da Tesla in den vergangenen sechs Monaten im Schnitt mehr als 150 Milliarden Dollar wert war, hat Musk nun die Option, Aktien weit unter Marktwert zu kaufen und dadurch - zumindest auf dem Papier - einen enormen Profit zu machen.

Anleger sollten beachten, dass der US-Konzern weiterhin viele Skeptiker hat. Ungeachtet der jüngsten Erfolgswelle zählt Tesla zu den Unternehmen, auf deren Kursverfall die größten Wetten am Finanzmarkt laufen. Denn im Vergleich zu den etablierten Autobauern fertigt der E-Auto-Pionier noch recht geringe Stückzahlen.

Deshalb raten wir die Aktie für spekulative Anleger zum Kauf. Kleine Kursrücksetzer sollten hier zum Einstieg genutzt werden.

Empfehlung: Kaufen




Mit Material von dpa-AFX