ThyssenKrupp lässt die Krise der vergangenen Jahre hinter sich und setzt sich neue Ziele. Die Anstrengungen zur Verbesserung der verschiedenen Geschäfte zahlten sich aus, sagte Vorstandschef Heinrich Hiesinger am Dienstag. "Wir kommen beim Konzernumbau voran." Dank Ergebnissteigerungen in der Stahl- und in der Aufzugssparte sowie im Geschäft mit Autoteilen verdiente der Industriekonzern im zweiten Quartal mehr als von Experten erwartet. Hiesinger hob die Prognose für das Geschäftsjahr 2014/15 (per Ende September) an und befeuerte damit auch den Aktienkurs. ThyssenKrupp habe erst ein Zwischenziel erreicht. Die Sparbemühungen sollen konsequent fortgesetzt werden.

Vor allem den Kostensenkungen war es zu verdanken, dass etwa die europäische Stahlsparte im zweiten Quartal ihr operatives Ergebnis auf 113 Millionen Euro fast verdoppelte. Die Schwerindustrie kämpft mit Überkapazitäten und Preisdruck. Die Stahlkocher von ThyssenKrupp haben sich dagegen mit der Verkürzung ihrer Arbeitszeit gestemmt. Hier erntet Hiesinger nun die Früchte, während Weltmarktführer ArcelorMittal gerade seine Prognose gesenkt hat. Der deutsche Branchenzweite Salzgitter legt am Mittwoch seine Zahlen vor.

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THYSSEN WILL OPERATIVEN GEWINN VON MINDESTENS ZWEI MRD EURO

Für das laufende Geschäftsjahr peilt Hiesinger nun einen operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) von 1,6 bis 1,7 Milliarden Euro an. Bislang hatte er mindestens 1,5 Milliarden Euro nach 1,3 Milliarden Euro im Vorjahr in Aussicht gestellt. Dabei soll es jedoch nicht bleiben. "Wir haben eine gute Basis geschaffen. Unser Anspruch ist es jedoch, nachhaltig ein Ebit-Ergebnis von mindestens zwei Milliarden Euro zu erreichen", betonte Finanzchef Guido Kerkhoff. Diese Summe brauche der Konzern, um Zinsen, Steuern, Pensionen und Dividenden zahlen und in Wachstumsgeschäfte investieren zu können. Die Sparanstrengungen, die in den drei Jahren bis Ende des laufenden Geschäftsjahres die Kosten um mindestens 1,5 Milliarden Euro senken sollen, würden fortgesetzt. Ein neues Kostensenkungsprogramm sei daher nicht notwendig, sagt Kerkhoff.

An der Börse honorierten die Anleger die Geschäftsentwicklung von ThyssenKrupp. Mit einem Plus von zeitweise fünf Prozent waren die Aktien die einzigen Gewinner im Leitindex Dax. "Insgesamt hat der Zwischenbericht unsere positive Einstellung zur ThyssenKrupp-Aktie bestätigt", schrieb Steubing-Analyst Michael Broeker.

Trotz der Fortschritte läuft es nicht überall rund. Im lange Zeit kriselnden amerikanischen Stahlgeschäft schreibt ThyssenKrupp weiter Verluste. Der Geldzufluss (Cashflow) aus dem operativen Geschäft ist immer noch deutlich negativ. Die Schulden kletterten auf 4,6 Milliarden Euro. Auch größere Zukäufe in Wachstumsgeschäfte gebe die Bilanz nicht her, sagte Kerkhoff. Unter dem Strich verdiente der Konzern im zweiten Quartal mit 48 Millionen Euro sogar 221 Millionen Euro weniger als vor Jahresfrist. Damals hatte ThyssenKrupp noch von einem Buchgewinn aus dem Verkauf seines US-Stahlwerks profitiert. Diesmal musste der Konzern beim Verkauf der Edelstahltochter VDM eine Abschreibung von 119 Millionen Euro vornehmen.

Hiesinger hat eine Reihe von Geschäften abgestoßen und die Dominanz der Stahlsparte zugunsten von Aufzügen, Anlagen oder U-Booten verringert. 2013/14 war ThyssenKrupp mit einem Überschuss von 195 Millionen Euro in die Gewinnzone zurückgekehrt. Diesen Wert will der Manager im laufenden Jahr deutlich steigern.

Reuters

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Der Industriekonzern aus Essen fährt weiter auf Konsolidierungskurs: Im abgelaufenen Quartal stieg der operative Gewinn um gut 30 Prozent auf 722 Millionen Euro. Kostensenkungen trieben die Gewinnentwicklung im europäischen Stahlgeschäft an, zudem lief es bei der Ertragsperle, der Aufzugsparte, rund. Konzernchef Heinrich Hiesinger hob die Jahresprognose für das operative Ergebnis an. Hiesiger will jetzt 1,6 bis 1,7 Milliarden Euro operativen Gewinn im Geschäftsjahr bis Ende September erreichen, zuvor waren mindestens 1,5 Milliarden Euro angepeilt. Als mittelfristige Untergrenze hat der Vorstand ausgegeben, hier zwei Milliarden Euro schaffen zu wollen.

Die Aktie zeigte sich nach den Zahlen in schwachem Marktumfeld stark und zog deutlich an. Wir bleiben bei unserer Empfehlung: Spekulativ kaufen.

Stephan Bauer