THYSSEN/TATA GRÜNDEN JOINT VENTURE UND ALLE SIND GLÜCKLICH



Das halten nur wenige noch für möglich. Das Joint Venture ist als 50:50-Bündnis geplant. Tatsächlich steht die Stahlsparte von Thyssenkrupp deutlich besser da als die von Tata, wo das lange Zeit verlustreiche britische Werk Port Talbot als Sorgenkind gilt. Die Stahlkocher in Duisburg wollen dafür nicht die Zeche zahlen und fordern Garantien. Eine Liebeshochzeit sieht anders aus. Während Thyssenkrupp Steel Europe seit der Ankündigung der Pläne im September immer besser dasteht, ging es bei Tata bergab. Dadurch ist eine Bewertungslücke entstanden, die sich Schätzungen zufolge auf einen Betrag in dreistelliger Millionenhöhe bis zu drei Milliarden Euro belaufen könnte. "Wenn es bei 50:50 bleibt, ist das für Thyssenkrupp ein schlechter Deal", sagte ein in der Stahlbranche gut verdrahteter Banker der Nachrichtenagentur Reuters.

THYSSEN/TATA GRÜNDEN JV - INVESTOREN SIND ENTTÄUSCHT



Gut möglich. Die Bewertungslücke wird geschlossen - Tata zahlt Thyssenkrupp einen Barbetrag oder bringt weniger Schulden ein. "Besser kein Deal als ein schlechter Deal", warnen Investoren. Dem Großaktionär Cevian gehen die Pläne ohnehin nicht weit genug. Thyssen müsse alle Sparten auf den Prüfstand stellen und Klassenbester werden. Der Mischkonzern habe operativ erheblichen Verbesserungsbedarf, kritisiert der US-Hedgefonds Elliott in wohl gewählten Worten. "Sechs, setzen, Herr Hiesinger!", dürfte damit gemeint sein, schließlich steuert der 58-Jährige Manager bereits seit 2011 den Konzern mit seinen knapp 160.000 Beschäftigten.

DER OFEN IST AUS - STAHLFUSION SCHEITERT



Nicht ausgeschlossen. Eine Zustimmung der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat ist nicht sicher, allerdings hatten sich diese zuletzt deutlich positiver gezeigt. Hiesinger muss aber alle Zweifel ausräumen. Die IG Metall will auf keinen Fall ein Fiasko erleben wie bei dem Stahlabenteuer in Amerika unter Hiesingers Vorgänger Ekkehard Schulz. Der Konzern versenkte damals mehr als zehn Milliarden Euro für ein Werk in den Sümpfen Brasiliens und in ein weiteres in den USA. Danach stand Thyssenkrupp am Rande des Ruins - ehe Hiesinger aufräumte und bei Thyssen als Retter oder gar als "Heinrich der Löwe" gefeiert wurde. Für Hiesinger dürfe es bei einem Scheitern des Stahl-Joint Ventures eng werden. Doch es gibt auch Stimmen, die ihm eine Notbremse positiv anrechnen würden. "Wenn Du am Ende eines Prozesses neue Zahlen und Zweifel hast, solltest Du den Prozess stoppen", sagte ein Banker. "Das wäre ein Zeichen der Stärke, nicht der Schwäche".

"UND WENN SIE NICHT GESTORBEN SIND..." - GESPRÄCHE OHNE ENDE



Möglich, dass die Uhr nochmal angehalten wird, zumal die Verhandlungen zwischen dem Management und den Arbeitnehmern von Tata in den Niederlanden und Großbritannien über den Juni hinaus laufen könnten. Auf eine Einigung bis Ende Juni komme es jetzt auch nicht mehr an, sagte ein Investor. Allerdings warten die Anleger sehnsüchtig auf die neue Strategie des Konzerns, die Hiesinger schon bald nach einer Vertragsunterzeichnung mit Tata vorstellen will. Der Manager sollte für den Fall eines Scheiterns unbedingt einen Plan B haben, betonte ein Branchenexperte. So könne Thyssen binnen zwei Monaten eine Minderheitsbeteiligung am Stahlgeschäft von 25 Prozent an die Börse bringen mit klarer Perspektive für einen späteren Ausstieg. "Das ganze Stahlgeschäft könnte drei, vier, fünf Milliarden Euro wert sein." Alternativ sei auch der Einstieg eines Partners möglich. Dafür kämen etwa Stahlkocher aus Asien infrage.

rtr