"Wir müssen die strukturellen Herausforderungen der Stahlbranche jetzt ohne den Partner Tata Steel angehen. Dafür brauchen wir tiefgreifende Maßnahmen", betonte Konzernvorstand Oliver Burkhard. Die "Strategie 20-30" sieht sowohl hohe Investitionen in Anlagen als auch mögliche Schließungen von Aggregaten vor sowie neue Produkte, Kostensenkungen, Partnerschaften, Zukäufe und einen Jobabbau. Der Standort Duisburg soll gestärkt werden.

Über das Konzept werde nun mit den Arbeitnehmervertretern beraten, hieß es. Am Dienstag hatten mehrere tausend Stahlkocher vor der Zentrale in Duisburg demonstriert. Am Mittwoch zogen nach Gewerkschaftsangaben rund 2500 Beschäftigte der vor dem Verkauf stehenden Aufzugssparte vor den Konzernsitz in Essen. "Das Management weigert sich nach wie vor, die erforderlichen Sicherheiten für Arbeitsplätze und Standorte zu geben. Das ist nicht zu akzeptieren", kritisierte der nordrhein-westfälische IG-Metall-Chef Knut Giesler. "Wir lassen es nicht zu, dass sich die Börsenzocker die Hände reiben und die Beschäftigten in ihrer Existenz bedroht werden."

OFFENSIVE BEI DER AUTOINDUSTRIE


Der Stahlvorstand will am Donnerstag den Beschäftigten auf Betriebsversammlungen sein Konzept näher erläutern. Dieses war nötig geworden, nachdem im Frühjahr die geplante Fusion mit Tata Steel Europe am Widerstand der EU-Kommission gescheitert war. "Wir bleiben bei der Überzeugung, dass eine Konsolidierung der Stahlindustrie in Europa helfen kann, die strukturellen Herausforderungen der Industrie zu lösen", erklärte Stahl-Konzern-Vorstand Klaus Keysberg. Das Unternehmen bleibe offen für strategische Partnerschaften.

Nach dem sich abzeichnenden Verkauf der lukrativen Aufzugssparte setzt Thyssenkrupp nun voll auf den Werkstoff. Rund 570 Millionen Euro sollen pro Jahr investiert werden, um die Sparte im Wettbewerb mit Konkurrenten wie ArcelorMittal oder Salzgitter besser aufzustellen. "Wir werden uns nicht verkleinern, sondern streben im Gegenteil einen Jahresversand von 11,5 Millionen Tonnen an", hieß es. Zuletzt hatte der größte deutsche Stahlkonzern gut elf Millionen Tonnen produziert. Im vergangenen Geschäftsjahr hatte die Stahlsparte mit rund 27.000 Mitarbeitern hohe Einbußen eingefahren. Das bereinigte Ebit schmolz auf 31 Millionen Euro von zuvor 687 Millionen Euro zusammen.

"Wir starten eine Produkt- und Kundenoffensive bei Auto und werden gleichzeitig unsere attraktiven Segmente in den Industriegeschäften und im Verpackungsstahl verteidigen", kündigte der Konzern an. Auf lange Sicht wolle das Unternehmen auch seine Wertschöpfungskette erweitern. Dabei könne es sowohl um eine nähere Anbindung der Stahl-Service-Center gehen als auch um Beteiligungen oder Partnerschaften - etwa mit metallverarbeitenden Betrieben.

JOBABBAU WIRD KONKRETER


Thyssenkrupp hatte bereits angekündigt, rund 2000 Jobs im Stahlbereich zu streichen. Auch hier wird es jetzt konkreter. In den Funktionsbereichen würden bis zu 1.000 Stellen gestrichen. Weitere bis zu 200 Mitarbeiter würden in Produktion, Instandhaltung und Logistik betroffen sein. "Einzelne Anlagen werden hinzugefügt oder fallen weg. Es wird im Zuge der Stilllegungen eine Verlagerung von Arbeitsplätzen an andere Standorte geben." Die Bereiche Grobblech und Electrical Steel hat der Konzern zudem zur Disposition gestellt. Hier prüft er drei Optionen: Restrukturierung, Stilllegung oder Verkauf. Entscheidungen seien in den nächsten Monaten zu erwarten.

rtr