Wells Fargo, Citigroup und Co. kündigen massive Kosteneinsparungen und Stellenabbau an – und befeuern damit die Aktienkurse. Ob sich der Einstieg jetzt lohnt und was Anleger wissen sollten

Die Banken in den USA und Europa haben von den hohen Notenbankzinsen profitiert. An der Börse hatten 2023 sogar europäische Institute – allen voran die italienische Großbank Unicredit – mit kräftigen Kursgewinnen die Nase vorn. In den USA dagegen hat der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank im Frühjahr für Unsicherheit gesorgt und Banktitel gebremst.

Doch nun brechen neue Zeiten an, und das nicht nur mit Blick auf mögliche erste Zinssenkungen der Notenbanken Fed und EZB im kommenden Jahr. Angesichts steigender Zinskosten, drohender Kreditausfälle und eines in den Corona-Jahren aufgebauten Personalüberhangs haben mehrere US-Großbanken umfangreiche Stellenabbauprogramme angekündigt.

Citigroup-Aktie legt 20 Prozent zu

So stellte das US-Institut Wells Fargoallein im vierten Quartal fast eine Milliarde Dollar für Abfindungen zurück, die wegen Entlassungen 2024 anfallen könnten. Bereits 2023 hatte Bank fast fünf Prozent der Belegschaft oder 11000 Stellen abgebaut.

Noch größere Einschnitte drohen bei Citigroup. Vorstandschefin Jane Fraser hat mit einem nicht näher bezifferten Personalabbau-Programm begonnen, dem laut Branchenkreisen bis Frühjahr 2024 rund zehn Prozent der Stellen zum Opfer fallen könnten. Fraser will die stark gewucherte Bank verschlanken und die Organisation straffen. Die Aufteilung in zwei große Bereiche Institutionelle und Privatkunden soll abgeschafft werden, um Doppelstrukturen aufzulösen. Dabei schlägt die eigentlich als umgänglich geltende Fraser harsche Töne an. Die Mitarbeiter sollten sich hinter den Umbau stellen oder „aus dem Zug aussteigen“. Es stünden „ungemütliche“ Zeiten bevor. An der Börse kommt Frasers entschlossener Kurs offenbar an: Seit Bekanntgabe des Programms Ende Oktober hat die Aktie rund 20 Prozent zugelegt. Auch die Wells-Fargo-Aktie bleibt auf Höhenflug – und das trotz der von der Fed inzwischen erstmals für 2024 in Aussicht gestellten Zinssenkungen.

 Auch diesseits des Atlantiks neigt sich die Phase steigender Zinsgewinne bei den Banken ihrem Ende entgegen. Die Nettozinsmarge, also die Differenz zwischen gezahlten Zinsen auf Einlagen und den Kreditzinsen, dürfte auch hier spätestens mit der Zinswende unter Druck geraten. Große britische Banken wie Lloyds und Barclays stellen sich darauf mit Kosteneinsparungen und Stellenkürzungen ein, um ihre Profitabilität abzusichern.

Euro-Banken: Zinskosten steigen, stille Lasten

Bei den Banken der Eurozone wiederum schlagen die Aufseher die Alarmglocke. Die Deutsche Bundesbank hatte kürzlich in ihrem Finanzstabilitätsbericht vor steigenden Zinskosten gewarnt, aber auch vor stillen Lasten in den Bilanzen der Geldhäuser. Vor allem könnten die stark gestiegenen Zinsüberschüsse nicht in die Zukunft fortgeschrieben werden.

Mit den EZB-Zinsanhebungen seit Mitte 2022 waren die Zinseinnahmen aus der Kreditvergabe stark gestiegen, während die Zinskosten für Kundeneinlagen langsamer anstiegen. Gerade dieser Effekt, der auch die Gewinne von Commerzbank und Deutsche Bank angetrieben hat, werde nun schwächer. Die Bundesbank warnte aber auch vor stillen Lasten in den Bilanzen, etwa durch Neubewertungen aufgrund des Zinsanstiegs. Das Finanzsystem bleibe schockanfällig.

Mehr zu den von der US-Notenbank Fed am 13.12. in Aussicht gestellten ersten Zinssenkungen für 2024 lesen Sie hier