Die Analysten der Credit Suisse wittern Chancen im asiatischen IT-Sektor. In einer aktuellen Studie mit dem Titel "Alpha Galaxy: Opportunities in Asian technology" machen sich die Experten bei der Schweizer Privatbank auf selektiver Basis stark für Anlagen in japanische, chinesische und indische Anbieter in den Bereichen 5G-Infrastruktur, Elektrofahrzeuge, künstliche Intelligenz / virtuelle Realität / Computerspiele und Halbleiter sowie bei chinesische "Einhörnern" (Startup-Unternehmen mit einer Marktbewertung vor dem Börsengang von über einer Milliarde Dollar).

Den Angaben zufolge hat das hauseigene Anlagekomitee seit Längerem einen positiven Ausblick für die globale Informationstechnologie. Dabei blicke man über die kurzfristige Volatilität des Sektors hinaus, zumal Letzterer über enormes langfristiges Wachstumspotenzial verfüge und kräftige Nachfragetreiber für eine deutliche Belebung der Detailhandelssegmente sorgen dürften. Dies sollte substanzielle Gelegenheiten eröffnen, und zwar vor allem in Asien, wo die Konsummärkte voraussichtlich das schnellste Wachstum weltweit erzielt und schneller als in den USA und Europa expandiert haben.

Gesamtwirtschaftliche Negativfaktoren, wie beispielsweise der Handelskonflikt zwischen den USA und China, Lagerbestandsüberhänge im Halbleitergeschäft und eine Eintrübung der Anlegerstimmung, würden auf kurze Sicht jedoch weiterhin Risiken bergen.

Wichtig sei es dabei, individuelle Unternehmen in Bereichen mit strukturellem Wachstum und einer gut absehbaren Gewinnentwicklung auszuwählen. Konkret rät die Credit Suisse zu ausgewählten Aktien aus dem asiatischen Informationstechnologiesektor, die durch strukturelle Wachstumstreiber, kurzfristige Kursimpulse und/oder positive Perspektiven für das Jahr 2020 überzeugen.

Diese Titel bieten laut den Analysten attraktive Risiko-Ertrags-Profile in einem Umfeld, das wegen der angespannten Lage an der Handelsfront zwischen den USA und China allgemein unsicher ist. Vier dieser favorisierten Werte stellen wir nachfolgend etwas näher vor, wobei die genannten Kursziele um bis zu 41 Prozent Luft nach oben lassen.

TSMC-Aktie


Der erste der vier asiatischen IT-Aktien-Favoriten heißt Taiwan Semiconductor Manufacturing Company Ltd. (TSMC). Das Kursziel für den Chip-Auftragsfertigungs-Hersteller hat die Schweizer Großbank auf 290,00 Taiwan-Dollar festgezurrt. Das verspricht im Falle einer Zielerreichung gemessen an der aktuellen Notiz von 249,50 Taiwan-Dollar einen Anstieg von 16,2 Prozent.

Wie es als Begründung für das positive Anlageurteil heißt, verzeichne TSMC bereits seit Mai steigende Umsätze, weil die Smartphone-Lagerbestände wieder erhöht würden und die Nachfrage nach Infrastrukturgeräten für das 5G-Mobilfunknetz anziehe. Die USA würden nach dem G20-Gipfel nun wieder US-Lieferungen an den chinesischen Telekommunikationsausrüster Huawei zulassen, was etwaige Sorgen in Bezug auf TSMC vorübergehend verringern sollte.

Auf lange Sicht rechnen die Analysten damit, dass eine steigende Nachfrage infolge umfangreicherer Inhalte und zunehmender Ersatzanschaffungen für die 5G-Technologie das Wachstum von TSMC ankurbeln wird.

An Reaktion auf die zuletzt vorgelegten Quartalszahlen wurde das Übergewichten-Votum bestätigt und die Schätzung für den Gewinn je Aktie in den Fiskaljahren 2019 und 2020 von 12,50 bzw. von 14,50 Taiwan-Dollar auf 12,70 bzw. auf 15,00 Taiwan-Dollar erhöht.

Das wiederum veranlasste die zuständigen Analysten dazu, das Kursziel von bisher 270 Taiwan-Dollar um 20 Taiwan-Dollar anzuheben. Beim KGV auf Cash-bereinigter Basis hält man für 2020 einen Multiplikator von 18 für angemessen. Die Dividendenrendite für das laufende Geschäftsjahr gibt man mit rund 3,2 Prozent an.

Ergänzend dazu heißt es auch noch, das Unternehmen verfüge über eine starke Position bei seinen Kernkunden, profitiere wie erwähnt vom kommenden 5G-Zyklus und dem hinzugefügten AMD-Geschäft. Außerdem zeichne sich ein zyklischen Aufschwung im Jahr 2020. Etwas Gegenwind könnte andererseits durch den Abbau von Lagerbeständen entstehen, aus Handelskriegsrisiken sowie aus Zugewinnen des Konkurrenten Samsung.

Charttechnik


Der Aktienkurs von TSMC präsentierte sich rund ein Jahrzehnt in einer sehr guten Verfassung. Stieg die Notiz doch von November 2008 bis April 2019 von 36,80 Taiwan-Dollar auf 269,00 Taiwan-Dollar. Allerdings hat sich im letztgenannten Bereich eine hartnäckige Widerstandszone gebildet. Und unter dem Strich geht es mit dem Kurs nun schon seit Oktober 2017 nicht mehr richtig nach oben. Damit aus dieser Seitwärtsbewegung nicht noch ein Abwärtstrend wird, ist es charttechnisch gesehen wichtig, irgendwann das zuvor genannte Rekordhoch zu knacken.



Profil


Taiwan Semiconductor Manufacturing Company Ltd. (TSMC) zählt zu den weltgrößten Chip-Auftragsfertigungs-Unternehmen. Die Gesellschaft wurde im Jahr 1987 als ein Joint Venture der Volksrepublik China, Philips und einigen Privatinvestoren gegründet und ist seit 1997 an der Börse notiert. Kernkompetenz von TMSC ist die Herstellung von Halbleiterscheiben im Auftrag zahlreicher namhafter Unternehmen.

Das Leistungsspektrum umfasst die Produktion von CMOS-Halbleiterelementen, Hochfrequenz- und Mixed-Signal-Halbleiter, BiCMOS mixed-signal-Halbleiter wie auch andere IR’s (Integrated Circuits = integrierte Schaltkreise), die auf Patenten und Bauanleitungen von Kunden basieren. Ergänzt wird die Produktpalette durch das Angebot von Design, Mask-Making, Testen und Montage-Services.

Softbank-Aktie


Der zweite Mitfavorit unter den Empfehlungen der Credit Suisse zu asiatischen Aktien aus dem IT-Sektor kommt aus Japan. Konkret geht es hierbei um Softbank und damit um ein Unternehmen, das als kapitalkräftiger Tech-Investor agiert. Das Kursziel bewegt sich bei 7.000,00 Yen, was wiederum um 41 Prozent über den aktuellen Notierungen von 4.964 Yen liegt.

In der Vorwoche hat das Unternehmen gemeldet, dass man dank Sondereinnahmen aus dem Verkauf von Anteilen am chinesischen Alibaba-Konzern sowie Investmentgewinnen bei ihrem Vision Fund den Nettogewinn im Quartal per Ende Juni mehr als verdreifacht hat.

Der Inhaber des weltweit größten Technologiefonds meldete einen Nettogewinn von 1,12 Billionen Yen, umgerechnet 9,4 Milliarden Euro. Das Alibaba-Geschäft lieferte einen Vorsteuergewinn von 1,2 Billionen Yen. Von S&P Global Market Intelligence befragte Analysten hatten nur einen Nettogewinn von 869,44 Milliarden Yen erwartet. Der Umsatz stieg im ersten Geschäftsquartal um 2,8 Prozent auf 2,336 Billionen Yen. Der Vision Fund steigerte den Gewinn um zwei Drittel auf 397,63 Milliarden Yen.

Wie die zuständigen Analysten erklären, ist die Gesellschaft in den unterschiedlichsten Geschäftsbereichen tätig, so etwa im japanischen und US-amerikanischen Telekommunikationsmarkt sowie im Internet-, Logistik- und Technologiegeschäft. Zum Softbank-Konglomerat gehöre darüber hinaus ARM, ein führender Chipdesigner, der Halbleiter für Mobilfunkgeräte und das Internet der Dinge konzipiert.

Und schließlich sei Softbank der größte Aktionär des größten chinesischen Onlinehandelsunternehmens. Da es sich bei dieser Beteiligung nur um ein Investment handele, sollte diese jedoch durch die Handelskonflikte nicht beeinträchtigt werden. Die Aktie werde mit einem substanziellen Abschlag gegenüber dem Nettoinventarwert der börsenkotierten Beteiligungen des Unternehmens gehandelt.

Die Beteiligungen WeWork und CloudMinds hätten Berichten zufolge Anträge auf eine Börsenzulassung ihrer Aktien gestellt. Die Credit Suisse unterstellt in diesem Zusammenhang, dass es Softbank gelingt. eine kontinuierliche Gewinnerzielung durch Börsengänge zu generieren.

Charttechnik


Im Sog der um die Jahrtausendwende geplatzten TMT-Blase kamen die Anteilsscheine von Softbank arg unter die Räder. Anschließend gelang es dem Wert dann aber, sich von einem Tief von 138,32 Yen vom November 2002 bis auf 5.987,50 Yen nach oben zu arbeiten. Das alte Rekordhoch aus dem Jahr 2000 von 10.109,09 Yen hat der Titel aber noch längst nicht erreicht und im Bereich des zuvor genannten Zwischenhochs ist die Aufwärtsbewegung zuletzt ins Stocken geraten. Um der Gefahr einer Topbildung zu entgehen, was es wichtig, demnächst diese Hürde zu überwinden.



Profil


Die Softbank Corp. ist ein japanischer Telekommunikations- und Medienkonzern. Das Unternehmen ist vor allem im Bereich Telekommunikation tätig und verkauft damit einhergehend auch Mobilfunkgeräte und -Zubehör. Zum breiten Portfolio zählen aber auch die Entwicklung und Vermarktung von Online-Spielen, verschiedenen Internetdienstleistungen sowie Breitband-Technologien oder E-Commerce.

Zu den zahlreichen Tochtergesellschaften gehören unter anderem SoftBank Mobile Corp., SoftBank BB Corp., SoftBank Telecom Corp. und SoftBank Commerce & Service Corp. Die Tochterunternehmen SoftBank Mobile Corp. und SoftBank BB Corp. werden zum 01.12.2015 verschmelzen. Mit Sprint ist SoftBank außerdem als Telekommunikationsdienstleister in den USA vertreten.

Sony-Aktie


Die nächste Empfehlung der Credit Suisse zu asiatischen IT-Aktien stammt ebenfalls aus Japan. Es handelt sich um Sony und somit um einen Elektronikkonzern. Das Kursziel beträgt 8.300 japanische Yen. Eine Vorgabe, die sich um gut 40 Prozent über den aktuellen Notierungen von 5.915 Yen bewegt.

Der Einschätzung der Schweizer Großbank zufolge, dürften Sony in den nächsten 12 bis 18 Monaten diverse positive Kursimpulse zugutekommen. Als einer der führenden Anbieter von Bildsensoren (Marktanteil von 50 Prozent) sollte das Unternehmen auf kurze Sicht von einer steigenden Nachfrage nach Smartphones profitieren, zumal diese zunehmend mit zwei oder sogar drei Kameras ausgestattet werden.

Darüber hinaus dürfte das Unternehmen nächstes Jahr seine Spielkonsole der nächsten Technologiegeneration lancieren, was den Erwartungen der Credit Suisse zufolge einen Anstieg der Abonnenten für sein Unterhaltungsnetz bewirken wird.

Und zu guter Letzt sollte das Geschäft der Gesellschaft mit Inhalten (Filme und Musik) eine Verbesserung der Rentabilität verzeichnen, zumal sich Sony auf das margenstarke Geschäft mit seinen «IP Live»-Produktionslösungen konzentriert.

Im ersten Geschäftsquartal 2019/20 war es dem Konzern gelungen, den operativen Gewinn um 18 Prozent zu steigern. Zuwächse im Musik-, Bildsensor- und Finanzdienst-Geschäft trugen dazu bei. Der Konzernumsatz sank leicht von 1,953 auf 1,926 Billionen Yen. Auch im Gesamtjahr erwartet Sony jetzt leicht rückläufige Umsätze. Die Gewinnprognose wurde dagegen bestätigt: Danach soll der Überschuss um 45 Prozent unter dem des Vorjahres liegen.

Beim Gewinn je Aktie kalkuliert die Credit Suisse für Sony im laufenden Geschäftsjahr mit 414,3 Yen und für das kommende Geschäftsjahr mit 466,5 Yen. Daraus ergibt sich auf letztgenannter Basis ein geschätztes KGV von 12,7.

Charttechnik


Die Aktien von Sony befanden sich von März 2000 bis Dezember 2012 auf einer langen Talfahrt, denn der Kurs stürzte damals von 16,300 Yen auf 789,00 Yen ab. In den vergangenen Jahren konnten sich die Notiz dann bis September 2018 bis auf 6,966 Yen erholen. Anschließend folgte dann wieder eine Abwärtsbewegung, wobei es seit April aber wieder aufwärts geht. Allerdings muss der Titel aktuell aufpassen, dass der dabei gezeigte Schwung nicht schon wieder verloren geht.



Profil


Sony ist ein führender Hersteller von Hightech-Produkten für den B2C- und B2B-Bereich und deckt die Märkte für Audio-, Video, Kommunikations- und Informationstechnologie ab. Die Produktpalette umfasst neben Fernsehern, Videokameras, Stereoanlagen, Spielekonsole, Navigationssystemen, Computern und verschiedenen elektronischen Komponenten (Halbleiter, ICs) auch so genannte professionelle Produkte für den Einsatz in der Sicherheits- und Medizintechnik, die Ausstattung von Konferenzräumen oder Fernsehstudios wie auch Großleinwände für Veranstaltungshallen (z.B. im Stadion von Bayern München oder in der Köln Arena).

Murata Manufacturing-Aktie


Auch der vierte besonders hervorgehobene Wert aus den von der Credit Suisse besonders bevorzugten asiatischen IT-Aktien stammt mit Murata Manufacturing aus Japan. In diesem Fall ist das Kursziel auf 5.500 japanische Yen taxiert. Für den Fall, dass die Rechnung aufgeht, verspricht das einen Anstieg von 17,5 Prozent, da der Titel derzeit bei 4,680 Yen notiert.

Das Unternehmen stellt unter anderem RF-Antennenmodule im Millimeterwellenbereich (60GHz) für die Hochgeschwindigkeits-Breitbandkommunikation her, die für den 5G-Standard erforderlich ist. Angesichts eines Marktanteils von 60 Prozent am Markt für mehrschichtige Keramikkondensatoren (MLCC) sollte Murata von einer steigenden Nachfrage aus dem Autosektor (Elektrofahrzeuge und modernste Fahrassistenzsysteme) sowie der Industrie profitieren, zumal die Angebots-Nachfrage-Situation im oberen Preissegment des MLCC-Markts äußerst angespannt sei.

Murata werde voraussichtlich in der Lage sein, seine Preise zu erhöhen und damit die infolge höherer Volumina steigenden Kosten abzufedern. Das potenziell resultierende Gewinnwachstum im Jahr 2020 scheine im Aktienkurs nicht angemessen berücksichtigt zu sein.

Den Gewinn je Aktie sieht die Credit Suisse im laufenden Geschäftsjahr bei 290,7 Yen und im kommenden Geschäftsjahr bei 344,4 Yen. Auf letztgenannter Basis ergibt sich ein geschätztes KGV von 13,6. Die Dividendenrendite für die beiden Jahren schätzt man auf rund 2,8 Prozent und auf 3,2 Prozent

Mittelfristig erwarten wir eine verbesserte Profitabilität für derzeit unrentable Produkte im MetroCirc- und Batteriegeschäft sowie eine erhöhte Nachfrage nach 5G-Kommunikationskomponenten und Frontend-Modulen.

Zu den Risiken gehören den Angaben zufolge eine Verschlechterung beim Verhältnis von Angebot und Nachfrage sowie möglicherweise sinkende Preise für MLCCs, eine eventuell unter den Erwartungen liegende nordamerikanische und chinesische Smartphone-Produktion sowie verschlechterte Gewinne aus MetroCirc und Batterien.

Charttechnik


Mit den Aktien von Murata Manufacturing ging es um die Jahrtausendwende erst rasant nach oben und dann aber ebenso schnell wieder nach unten. Die Kurs-Malaise hielt damals letztlich bis Ende 2008 an, bevor es von Ende 2012 bis in das Jahr 2015 hinein wieder stark steigende Notierungen zu beobachten gab. Seitdem hat sich ein Seitwärtstrend breit gemacht, bei dem es aber ebenfalls relativ volatil zugeht.



Profil


Murata ist weltweit mit führend in der Entwicklung und Herstellung von passiven elektronischen Keramikkomponenten, drahtlosen Konnektivitätsmodulen und Leistungsumwandlungstechnologien. Der Gründung erfolgte im Jahr 1944 in Kyoto und unter dem Motto "Innovator in Electronics" versucht man sich daran, die Elektronik weiter voranzutreiben.

Die Produkte des Unternehmens werden in zahlreichen Applikationen eingesetzt: Handys, Haushaltsgeräte, Fahrzeugelektronik, Energiemanagementsysteme, medizinische Geräte und mehr. Heute ist Murata ein globales Unternehmen mit weltweit über 100 Standorten. Teile des Konzerns beschäftigen sich mit Sozialdienstleistungen, Vermietung und Verwaltung von Immobilien, Wartung und Reinigung von Anlagendienstleistungen sowie der Entwicklung von Software und Komponenten.