Als besonders problematisch wertete er Trumps Äußerungen, in denen er sich gegen den Freihandel und entsprechende Abkommen wandte. "Sie legen sozusagen die Axt an eine sinnvoll gestaltete Globalisierung", kritisierte Treier. "Man kann nicht glauben, dass das der Weg sein wird." Das derzeit verhandelte Freihandelsabkommen TTIP zwischen den USA und der EU hätte nach Trumps Logik kaum Aussichten, je Wirklichkeit zu werden.

Kritik kam auch vom Industrieverband BDI. "Das wirtschaftspolitische Wahlprogramm des republikanischen Präsidentschaftskandidaten ist nicht überzeugend. Die handelspolitische Agenda ist aus Sicht der deutschen Industrie mehr als enttäuschend", sagte die Abteilungsleiterin für Außenwirtschaftspolitik beim BDI, Stormy-Annika Mildner.

Für Deutschland und seine exportstarke Wirtschaft sind die USA der größte Handelspartner in der Welt. Treier verwies auch darauf, dass sie das wichtigste Zielland sind für deutsche Unternehmensinvestitionen mit einem aufgelaufenen Bestand von inzwischen rund 280 Milliarden Dollar.

"Die deutsche Wirtschaft ist angewiesen auf offene Märkte, auf offene Grenzen", sagte Treier. "Die USA waren bislang immer ein starker Befürworter dieses Weges." Geht es nach Trump, soll sich das aber ändern. "Durch Trumps Rhetorik zieht sich leider wie ein roter Faden, dass er diesen Weg nicht mehr beschreiten, sondern eher in Richtung Protektionismus gehen möchte", sagte Treier. "Wir können uns alle nicht vorstellen, dass er aus diesem Geleitzug ... aussteigen möchte."

Zwar stärkte der Präsidentschaftskandidat in seinen jüngsten Äußerungen die Ablehnungsfront vor allem gegen das US-Freihandelsabkommen TPP mit Pazifik-Anrainerstaaten. "Es steht aber zu befürchten, dass die Ablehnung auch gegen TTIP geht", folgerte der DIHK-Experte. "Insofern betrachten wir mit großer Sorge, dass sich Herr Trump gegen den Freihandel stellt."

Die Ankündigungen, die Steuern massiv senken zu wollen und zugleich Investitionen etwa in die Infrastruktur kräftig zu steigern, passen Treier zufolge nicht zusammen. "Es weiß keiner, wie die Steuersenkungen finanziert werden sollen." Dem Konzept fehle der richtige Mix zwischen der Höhe der Steuersätze und der Höhe der Staatsausgaben. Steuersenkungen in dem von Trump beschriebenen Ausmaß seien angesichts des Investitionsbedarfs des Staates kaum angezeigt.

Trump setzt in seiner Wirtschaftspolitik auf drastische Steuersenkungen. In der Industrie- und Handelspolitik plädiert er für einen Vorrang nationalstaatlicher Interessen. "Amerika, nicht Globalisierung wird unser neues Credo sein", hatte Trump in seiner wirtschaftspolitischen Grundsatzrede erklärt.

rtr