Wer auf einen ruhigen Sommer an den Börsen gehofft hatte, wird enttäuscht sein. Der Dax fällt und fällt und nähert sich der psychologisch wichtigen Marke von 10.000 Punkten. Alleine in der abgelaufenen Handelswoche büßte der Leitindex fast acht Prozent ein, in der Vorwoche waren es gut vier Prozent. Weltweit gerieten die Börsen zuletzt ins Wanken. Die Anleger trieb die Angst um, dass die chinesische Wirtschaft kräftig an Fahrt verlieren könnte - mit Auswirkungen auf die gesamte Weltwirtschaft. Hinzu kamen Zweifel daran, ob die Zinswende in den USA wirklich kurz bevorsteht oder doch noch länger auf sich warten lässt.

Eine Erholung ist zunächst nicht in Sicht. "Ein Rutsch unter die 10.000 Punkte ist in den nächsten Tagen sicherlich drin. Es fehlt ja nicht mehr viel. Der Markt sieht China als Riesenproblem und das bleibt vermutlich auch erst einmal so", prognostiziert ein Händler. Die Geschäfte der chinesischen Industrie waren nach Daten von Freitag im August auf den tiefsten Stand seit sechseinhalb Jahren gefallen. "Die Regierung hat eine Belebung in der zweiten Jahreshälfte erwartet, doch es sieht nach dem Gegenteil aus", urteilt Volkswirt Chester Liaw vom Analysehaus Forecast Pte in Singapur. "Die Konjunktur dürfte sich weiter abschwächen."

Die Analysten der Commerzbank sehen einen Silberstreif am Horizont: "Für das vierte Quartal erwarten wir jedoch eine deutliche Dax-Erholung." Denn dann rechnen sie mit einer Stabilisierung der chinesischen Wirtschaft wegen der wieder expansiveren Geldpolitik des Landes.

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US-WIRTSCHAFT UNTER BEOBACHTUNG



Da in der neuen Woche kaum Zwischenberichte von Unternehmen anstehen, werden die Anleger ihr Augenmerk auf Konjunkturdaten vor allem aus den USA richten. Denn die US-Notenbank macht ihre Zinserhöhung von der Entwicklung der Wirtschaft abhängig. Zuletzt vermissten die Anleger in den Protokollen zur jüngsten Fed-Sitzung Hinweise auf eine baldige US-Zinswende. Das sorgte für einen zusätzlichen Dämpfer an den Aktienmärkten. "Die Schwäche in China sorgt für viel Nervosität", sagt Portfolio-Manager Alan Gayle von RidgeWorth Investments. "Das überschattet die Tatsache, dass die US-Wirtschaft kräftig ist und sich die Lage der Konjunktur in der Europäischen Union verbessert."

Am Dienstag stehen Daten zum US-Verbrauchervertrauen sowie der Eigenheimabsatz an, einen Tag später folgt der Auftragseingang der langlebigen Güter, am Donnerstag wird die zweite Schätzung des US-Bruttoinlandsproduktes veröffentlicht.

Aus Deutschland steht am Dienstag der Ifo-Geschäftsklimaindex an. Von Reuters befragte Analysten rechnen mit einem Rückgang auf 107,8 Punkte von 108 Punkten im Vormonat. Der Gegenwind für die deutsche Wirtschaft aus den Schwellenländern werde immer stärker, urteilen die Commerzbank-Analysten.

Nur wenige Unternehmen warten in der neuen Woche mit Quartalsberichten auf, darunter aus dem MDax der Ticketverkäufer CTS Eventim und der Fernsehkonzern RTL sowie aus dem SDax der Waggonvermieter VTG.

Reuters