Vivendi hat seinen Anteil an Ubisoft in den vergangenen Monaten immer weiter aufgestockt und kontrolliert inzwischen rund 23 Prozent der Ubisoft-Aktien. In der Branche halten sich daher hartnäckig Spekulationen, Vivendi könnte demnächst ein feindliches Übernahme-Angebot für den größten europäischen Spieleanbieter machen. Die Vivendi-Attacke und wiederholt starke Zahlen haben der Ubisoft-Aktie einen Höhenflug beschert. BÖRSE ONLINE sprach mit Corre am Rande der Videospielemesse Gamescom über den Kampf mit Vivendi, das florierende Digitalgeschäft und den Hype um virtuelle Realität.

Alain, mit dem bevorstehenden Start der Playstation VR hält virtuelle Realität (VR) Einzug in die Spielebranche. In der Branche ist der Hype schon sehr groß. Wird VR wirklich das nächste große Ding?



Wir glauben schon. VR wird neue Spieleerlebnisse ermöglichen und liefert die Möglichkeit, den Markt um neue Zielgruppen zu erweitern. Wir sehen hier für die nächsten Jahre starkes Wachstum und stellen uns entsprechend darauf ein. Zum Start der Playstation VR werden wir mit drei Spielen dabei sein, darunter Star Trek: Bridge Crew und Eagle Flight. Wir sehen VR als große Chance für die nächsten Jahre.

Neben VR haben die Konsolenhersteller ja bereits neue Versionen ihrer Plattformen angekündigt. Schöner können es die Publisher doch nicht mehr haben, oder?



Die Hardware-Hersteller haben in der Geschichte der Branche die Grenzen immer weiter nach oben verschoben. Das hilft der gesamten Industrie. Aktuell ist neben VR auch die 4K-High-end-Auflösung ein großes Thema. Das eröffnet uns neue, bislang ungeahnte Möglichkeiten, kreativ zu sein. Sie dürfen ja nicht vergessen: Gamer sind anspruchsvoll. Sie wollen beeindruckt werden. Wenn wir die neuen Möglichkeiten der Hardware geschickt nutzen, haben wir eine glänzende Zukunft.

Ubisoft hat in den vergangenen Quartalen mit zahlreichen neuen Spielen am Markt gepunktet und entsprechend gute Zahlen geliefert. Vor allem Ihr Digital-Geschäft läuft hervorragend. Was ist da noch drin?



Das Digital-Geschäft wächst vor allem, weil wir immer mehr Content für unsere Spieler liefern. Wir wollen, dass die Gamer länger bei uns bleiben. Dafür bauen wir die Online-Inhalte weiter aus. Das funktioniert, ob das bei unserem Rennspiel The Crew ist, oder bei The Division. Wenn es uns weiterhin gelingt, diese Spieler happy zu machen, wird der Anteil unseres Digital-Geschäfts weiter zulegen.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr haben Sie rund 32 Prozent ihres Umsatzes im Digital-Geschäft gemacht. Welcher Anteil wird in zwei, drei Jahren drin sein?



Schwer zu sagen, aber die Hälfte unseres Umsatzes könnte dann durchaus aus dem Digital-Bereich kommen.

Ubisoft kämpft seit fast einem Jahr gegen die Übernahmegelüste des französischen Medienriesen Vivendi. In den vergangenen Monaten hat Vivendi weiter aufgestockt und hält inzwischen rund 23 Prozent der Aktien von Ubisoft. Sie wollen unabhängig bleiben. Wie zuversichtlich sind Sie, dass Ihnen das gelingen wird?



Ubisoft feiert in diesem Jahr sein 30jähriges Bestehen. Wir gehören inzwischen zu den größten und erfolgreichsten Videospiele-Publishern der Welt. Das geht nur mit sehr viel Know-how. Und das ist eng gekoppelt an unsere Agilität, unsere Geschwindigkeit - und an unsere Unabhängigkeit.

Aber wie lange können Sie Ihre Unabhängigkeit noch verteidigen?



Wir werden unsere Unabhängigkeit verteidigen. Das ist ganz sicher. Wir glauben, dass es gut für das Unternehmen ist, gut für die Aktionäre und gut für die Mitarbeiter.

Vivendi hat zuletzt den Druck herausgenommen und ihnen eine fruchtbare Zusammenarbeit angeboten. Können Sie sich eine Kooperation mit Vivendi überhaupt vorstellen?



Wir sehen hier keine Synergien. Von daher sehen wir keinen Sinn in einer Kooperation. Wir sind alleine schneller und besser. Nur ein Beispiel: Vor ein paar Jahren haben viele Analysten gesagt, dass das High-end-Segment bei Videospielen tot ist. Künftig werde mobil gezockt, hieß es damals. Wir haben uns davon nicht beirren lassen und weiter in unser globales Studio-Netzwerk investiert. Das zahlt sich jetzt aus. Die Gamer spielen mehr statt weniger auf der Konsole oder dem PC. Wir sind jeden Tag, jede Stunde, jede Minute im Kontakt mit den Gamern. Wir haben da sehr feine Antennen für ihre Bedürfnisse. Wir bezweifeln, dass wir in einem Konzern dieselben Freiheiten hätten, schnell und unabhängig zu urteilen und am Ende die richtige Entscheidung zu treffen. Deshalb bleiben wir lieber solo.