Er wolle die UBS einfacher aufstellen. Einzelheiten seines Marschplans für das Institut stellte Hamers für das zweite Quartal in Aussicht. Im vergangenen Jahr steigerte die größte Schweizer Bank dank des Börsenbooms den Gewinn um 54 Prozent auf 6,6 Milliarden Dollar. Damit fuhr das Institut das beste Ergebnis seit 2015 ein. "Unser starkes Ergebnis im Jahr 2020 ist ein deutlicher Beleg für die grundlegende Stärke unserer Marktstellung", erklärte Hamers. Die Anleger reagierten mit Käufen auf das über den Erwartungen liegende Ergebnis, die Aktie zog vier Prozent an.

Mit dem ersten Jahresabschluss einer großen europäischen Investmentbank legt das Zürcher Geldhaus die Messlatte hoch. Vor allem der Handel mit Aktien, Anleihen und Währungen brummte. Aber auch im Geschäft mit Profi-Anlegern wie Pensionskassen (Asset Management) verdiente das Bankhaus massiv mehr. Einzig im Geschäft mit kleineren Schweizer Privat- und Firmenkunden sank das Ergebnis, weil Wertberichtigungen für Kreditrisiken ins Kontor schlugen. Insgesamt gehörte die UBS mit ihrem guten Abschneiden in den vergangenen Quartalen zu den Gewinnern der Coronavirus-Krise. Die Pandemie veranlasste viele Kunden, ihre Anlage-Positionen umzuschichten oder neue Mittel aufzunehmen. Das sorgte bei der Bank für kräftige Gebühreneinnahmen. Die UBS sammelte bei den Kunden über 100 Milliarden Dollar an neuen Geldern ein, sodass die verwalteten Vermögen in der Vermögensverwaltung und dem Asset Management auf den Rekordwert von 4,1 Billionen Dollar kletterten.

Zuvor hatten bereits die Wall Street-Häuser dank Ertragssprüngen in ihren Kapitalmarktsparten geglänzt. So schaffte etwa die mit den Schweizer Großbanken UBS und Credit Suisse am ehesten vergleichbare Morgan Stanley ein Rekordergebnis. Experten gehen davon aus, dass auch die Deutsche Bank, die vor allem im Anleihehandel eine führende Rolle spielt, die Erträge im Investmentbanking deutlich gesteigert hat. Das größte deutsche Geldhaus legt seine Zahlen Anfang Februar vor.

Angesichts des guten Ergebnisses will UBS-Chef Hamers Milliarden an die Aktionäre ausschütten. Er stellte ein neues Aktienrückkaufprogramm in Aussicht. Über drei Jahren sollen eigene Titel im Wert von bis zu vier Milliarden Franken zurückgekauft werden. Die Citi-Analysten bezeichneten das Volumen angesichts des sehr starken Ergebnisses im vierten Quartal als "ambitionslos". Für eine grundlegende Änderung der Strategie sahen die Experten keinen Anlass.

Während seiner sieben Jahre als Chef der niederländischen ING hat sich Hamers vor allem mit der Digitalisierung der Bank einen Namen gemacht. Zudem strich er mehr als 10.000 Jobs. Experten rechnen damit, dass er auch bei seinem neuen Arbeitgeber bei den Kosten ansetzen will. Für einen Manager, der im Kerngeschäft der Vermögensverwaltung kaum Erfahrung hat, sei dies eine Herkules-Aufgabe. Nicht einfacher macht das ein Rechtsfall aus seiner Zeit als ING-Chef. Die niederländische Justiz will einen 2018 beigelegten Geldwäsche-Fall neu aufrollen. ING zahlte zur Beilegung des Falls damals die größte Geldwäschestrafe in der niederländischen Geschichte. Doch nun nehmen die Staatsanwälte die Rolle Hamers erneut unter die Lupe.

rtr