Unklare Signale von der US-Notenbank Fed über die weitere Zinspolitik haben den deutschen Aktienmarkt am Donnerstag belastet. Ein Händler sprach von schwammigen Aussagen der neuen Fed-Chefin Janet Yellen über die weitere Reduzierung der Anleihekäufe und eine mögliche Zinserhöhung. Der DAX verlor zeitweise mehr als ein Prozent, setzte nach unerwartet guten US-Konjunkturdaten aber zur Erholung an und erreichte kurz vor Handelsschluss im Sog einer anziehenden Wall Street sogar positives Terrain. Letztlich gewann der Leitindex auf Tageshoch 0,21 Prozent auf 9296,12 Punkte und endete damit den fünften Handelstag in Folge im Plus. Der MDAX hingegen verlor 0,50 Prozent auf 16 361,48 Punkte. Der TecDAX büßte 0,91 Prozent auf 1244,78 Punkte ein.

Die US-Notenbank Fed behält ihren Kurs einer außergewöhnlich lockeren Geldpolitik zur Stützung der Wirtschaft vorerst bei. Neue Zinsprognosen der Top-Notenbanker lassen jedoch darauf schließen, dass eine erste Zinsanhebung früher als gedacht kommen könnte. Für Marktexperte Daniel Saurenz von Feingold Research ist dies jedoch kein Grund zur Sorge: ?Selbst wenn 2015 eine Zinserhöhung kommen sollte - von einem Zinserhöhungszyklus zu sprechen ist noch viel zu früh. Die Fed stoppt die ultra-expansive Geldpolitik, doch expansiv bleibt sie nach wie vor.? Damit stimme das Aktienumfeld auch weiterhin, sagte Saurenz.

POSITIVE US-DATEN LEITEN DAX-ERHOLUNG EIN

Am Nachmittag sorgten frische US-Wirtschaftsdaten aus den USA für Entspannung an der Wall Street und beim Dax. So war der Sammelindex der wirtschaftlichen Frühindikatoren im Februar stärker als erwartet gestiegen. Zudem war das Geschäftsklima in der Region Philadelphia im März überraschend deutlich gestiegen und signalisiert wieder eine Zunahme der wirtschaftlichen Aktivität. Der Philly-Fed-Index war von minus 6,3 Punkten im Vormonat auf plus 9,0 Zähler geklettert. Volkswirte hatten lediglich mit einem Anstieg auf 3,2 Punkte gerechnet.

Unter den Einzelwerten sorgten Unternehmensausblicke und Geschäftszahlen für Aufsehen. So gibt der weltgrößte Rückversicherer Munich Re (Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft) trotz eines absehbaren Gewinnrückgangs in diesem Jahr eine weitere Milliardensumme per Aktienrückkauf an seine Anteilseigner zurück. Munich-Re-Papiere gewannen 1,30 Prozent. Die Titel von LANXESS kletterten an der Dax-Spitze um 5,25 Prozent. Der Spezialchemiekonzern rechnet nach einem Verlust 2013 mit einem etwas höheren operativen Ergebnis im ersten Quartal dieses Jahres.

PRESSE: AIR BERLIN ERWÄGT RÜCKZUG VON DER BÖRSE

Gleichzeitig blieb der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine Gesprächsthema. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte als Reaktion auf die Krim-Krise ein Exportgeschäft des Rüstungskonzerns Rheinmetall mit Moskau bis auf weiteres gestoppt. Die Rheinmetall-Aktien fielen um gut vier Prozent.

Im SDAX rutschten die Aktien von DEUTZ um knapp zwölf Prozent ab. Der Motorenhersteller hatte trotz eines kräftigen Gewinnsprungs die hohen Erwartungen der Börse nicht erfüllen können. Papiere von Air Berlin büßten nach dem Vortagesgewinn von knapp 15 Prozent am Donnerstag fast 14 Prozent ein. Laut dem 'Manager Magazin' erwägt die Fluggesellschaft einen Neustart außerhalb der Börse.

EURO VERLIERT DEUTLICH

Die wichtigsten europäischen Aktienindizes präsentierten sich am Donnerstag uneinheitlich. Der EuroSTOXX 50 stieg um 0,38 Prozent auf 3088,90 Punkte. Der CAC 40 in Paris legte um rund ein halbes Prozent zu, während der FTSE 100 in London nahezu ein halbes Prozent verlor.Der US-Leitindex Dow Jones Industrial (Dow Jones) zeigte sich zum europäischen Börsenschluss 0,73 Prozent über dem Vortagesschluss.

Am deutschen Rentenmarkt stieg die durchschnittliche Rendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 1,29 Prozent am Vortag auf 1,36 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,31 Prozent auf 134,26 Punkte. Für den Bund-Future ging es um 0,11 Prozent auf 142,37 Punkte nach unten. Der Kurs des Euro gab deutlich nach. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,3762 (Mittwoch: 1,3913) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7266 (0,7188) Euro.

dpa-AFX