München. Der Präsident des FC Bayern München, Uli Hoeneß, hält das Fehlen von Traditionsvereinen wie Hamburg, Stuttgart und Nürnberg in der neuen Bundesliga Saison für eine Katastrophe. "Es ist ein Drama, dass der HSV, Stuttgart und Nürnberg nicht dabei sind", sagte er im Interview mit der Wirtschaftszeitung Euro am Sonntag laut Vorabbericht (Erscheinungstag 17. August 2019; Lesen Sie das komplette Interview in der aktuellen Ausgabe). Auch Kaiserslautern fehle. "Wenn wir diese Mannschaften dauerhaft in der Bundesliga hätten, wäre sie noch populärer und attraktiver", so Hoeneß. Allerdings hätten die Vereine ihren Abstieg selbst zu verantworten. "Das ist oft ein Managementproblem", betonte er.

Im internationalen Vergleich stören den Manager die großen Einnahmenunterschiede bei der Vermarktung von Fernsehrechten in Deutschland und Großbritannien oder Spanien. Obwohl der FC Bayern in diesem Jahr einen Umsatz von mehr als 700 Millionen Euro erziele, startet er "mit einem Rückstand von 200 Millionen Euro gegenüber Manchester United in die Saison", rechnet er vor. Angesichts millionenschwerer Transferzahlungen sei das ein erheblicher Wettbewerbsnachteil. Die Dimensionen, die der Ablösemarkt erreicht hat, haben auch Hoeneß überrascht. "Wenn Sie mich vor drei Jahren gefragt hätten, ob der FC Bayern jemals 100 Millionen Euro für einen Spieler ausgibt, hätte ich gesagt Nein", sagte Hoeneß. "Und jetzt haben wir es doch überlegt", ergänzte er.

Bei den Fernseh-Übertragungsrechten der Bundesliga hofft Hoeneß in der Vermarktungsperiode 2021 auf neue Bieter und sieht milliardenschweres Wachstumspotenzial für den Verein: "Vielleicht kommen eines Tages auch Amazon, Apple, Comcast, Disney, Google oder Netflix dazu. Das sind alles Firmen, die ihren Nutzern Inhalte zur Verfügung stellen. Wenn die den Fußball für sich entdecken, werden wir noch über ganz andere Beträge reden. Da spielt eine halbe Milliarde, eine Milliarde keine Rolle. Dann könnten wir Dimensionen erreichen, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können"

Hoeneß sprach auch über seine privaten Finanzen. Er habe seine Lehren gezogen und sei "heute ein ziemlich konservativer Anleger", sagte er. Er investiere in Bluechips und Dividenden-starke Titel. Hoeneß kritisierte die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank. Es könne nicht sein, EZB-Chef Mario Draghi "mit den niedrigen Zinsen die hochverschuldeten Italiener schützt und dass die deutschen Banken und Versicherungen deshalb Einlagenzinsen bezahlen müssen", findet Hoeneß.

Über seine Zukunft wollte Hoeneß sich nicht äußern. "Ich werde meine Entscheidung am 29. August dem Aufsichtsrat mitteilen. Vorher gibt es von mir dazu keine offizielle Erklärung", sagte er.