Schwellenländerdevisen sind angesichts der Unsicherheiten für die Weltwirtschaft und der Ri­sikoscheu der Investoren unter Druck geraten. Die Währungen osteuropäischer Staaten wie Ungarn, die zu Emerging Europe gezählt werden, sind da trotz kräftigen Wirtschaftswachstums keine Ausnahme. Der Forint war zuletzt so schwach wie noch nie, zeitweise mussten mehr als 331 Forint für einen Euro gezahlt werden. Die Mehrheit der Analysten betrachtet die ungarische Devise damit als unterbewertet und rechnet für die kommenden Monate mit einem stärkeren Forint.

Die ungarische Notenbank hat ihre Geldpolitik bei der Sitzung am Dienstag wie erwartet unverändert gelassen. Der Leitzins steht seit 2016 auf dem Rekordtief von 0,90 Prozent, wobei die Magyar Nemzeti Bank den wichtigen Satz für Übernachtausleihungen im März dieses Jahres um 0,10 Prozentpunkte auf minus 0,05 Prozent etwas angehoben hat. Weitere Straffungsschritte dürfte es erst einmal nicht geben - auch mit Blick auf die EZB, die ihre Geldpolitik im September wohl lockern wird. Die Inflation in Ungarn ist zuletzt wieder etwas gesunken, im Juli lag die Rate bei 3,2 Prozent.

Kräftiges Wachstum


Die ungarische Wirtschaftsleistung dürfte nach Prognose der DZ Bank 2019 um 4,6 Prozent und 2020 um 2,3 Prozent wachsen. Zum Vergleich: Für die Eurozone erwarten die Experten nur eine Steigerung des Bruttoinlandsprodukts um 1,0 Prozent in diesem Jahr und um 0,9 Prozent im nächsten Jahr. Die ungarische Wirtschaft entwickle sich weiter mit erhöhter Geschwindigkeit, die Binnennachfrage sei dabei der größte Treiber, sagen die Analysten der Raiffeisen Bank International in Wien. Auch die Nettoexporte unterstützten die wirtschaftliche Dynamik. Dies sollte früher oder später positive Folgen für die Währung haben, so die Experten.

Optimistische Prognosen


In Wien ist man der Ansicht, dass dies eher früher als später der Fall sein wird. Die Raiffeisen-Fachleute halten an ihrer Prognose von 320 Forint je Euro für Ende September fest. Allerdings könnte der Kurs kurzfristig wegen anhaltender globaler Unsicherheiten auch noch von diesem Zielwert abweichen, schränken die Experten die Vorhersage etwas ein. Im Durchschnitt rechnen die Devisenanalysten auf Sicht von drei Monaten mit einem Kurs von 325 Forint je Euro.

Risikobereite Anleger können mit einem Knock-out-Zertifikat von BNP Paribas (ISIN: DE 000 PZ2 AA2 2) auf einen stärkeren Forint setzen. Das Papier bildet die Kursentwicklung zum Euro mit einem Hebel von aktuell 4,1 ab. Wertet der Forint wider Erwarten doch ab, gibt es entsprechend große Einbußen. Die Barriere, bei der Totalverlust droht, ist derzeit rund 24 Prozent entfernt.