Uniper hat ein ungewöhnliches Tauschgeschäft vorgeschlagen: Demnach soll für Asien bestimmtes Flüssiggas aus den USA nach Europa umgeleitet werden, um hier Versorgungslücken zu stopfen. Dem Plan zufolge würden asiatische Kunden dafür Gas des australischen Uniper-Kooperationspartners Woodside erhalten, wie Uniper am Donnerstag-Abend mitteilte. Das Unternehmen bestätigte damit die Angaben von Händlern, die von dem Vorschlag berichtet hatten.

Flüssiggas-Terminals in wenigen Monaten verfügbar


Derzeit ist amerikanisches Gas bereits in Tankschiffen auf dem Atlantik unterwegs nach Europa und wäre damit früher in Europa verfügbar als Gas aus Australien. Uniper teilte mit, man könnte im kommenden Winter auf diese Möglichkeit zurückgreifen, falls Europa das Gas dann brauche. Zum Zeitplan und den möglichen Gasmengen wollte sich das Unternehmen zunächst nicht äußern.

Auch die ersten schwimmenden Flüssiggas-Terminals werden wohl rechtzeitig fertig. Bundeskanzler Olaf Scholz hat am Donnerstag angekündigt, dass die zwei ersten deutschen Flüssiggas-Import-Anlagen an der Nordsee-Küste schon Anfang 2023 in Betrieb gehen können. Man profitiere dabei von den jahrelangen Vorplanungen, auf die man jetzt zurückgreifen könne. Ziel sei es, einen Gasmangel in Deutschland zu vermeiden.

Die Terminals in Wilhelmshaven und Brunsbüttel gelten neben vollen Speichern und Einsparungen als wichtiger Baustein, um einen Gasmangel im Winter abzuwenden. Derzeit werden die notwendigen Pipelines errichtet - für deutsche Verhältnisse in Rekordzeit.

Gaspreis rauf - Ölpreis runter?


Der heiße Sommer und die steigenden Gaspreise kurbeln derweil den Einsatz von Öl zur Stromerzeugung an. "Die Preise für Erdgas und Strome sind auf neue Rekorde gestiegen und haben in einigen Ländern einen Anreiz geschaffen, von Gas auf Öl umzusteigen", heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten Monatsbericht der Internationalen Energieagentur (IEA). Sie hob deshalb ihre Prognose für die Ölnachfrage in diesem Jahr um 380.000 auf durchschnittlich 2,1 Millionen Barrel (je 159 Liter) pro Tag an.

Die IEA-Prognose sorgte am Donnerstag für anziehende Ölpreise. Am Freitag tendieren die Notierungen jedoch wieder leichter. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Oktober kostete am Morgen 99,12 US-Dollar. Das waren 0,48 Cent weniger als am Donnerstag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur September-Lieferung fiel um 0,55 Cent auf 93,79 Dollar.

Die Gaspreise legen derweil wieder zu. Der für Deutschland maßgebliche Gas-Future TTF verteuert sich auf knapp 208 Euro (zur Lieferung im Oktober).

Uniper vor weiteren Milliarden-Verlusten


Die Aktie des Gas-Versorgers Uniper steigt am Freitag noch deutlicher. Zeitweise steigt der MDax-Wert um rund sieben Prozent auf 7,30 Euro. Damit hat sich Uniper vom Ende Juli markierten Tiefstand bei 5,64 Euro deutlich erholt. Offenbar greifen sehr mutige Anleger zu. Ein paar Uniper-Aktien im Depot - gekauft mit langfristigem Horizont - können bei einer Lösung der Gas-Krise tatsächlich nicht viel Unheil anrichten.

Aufgrund von Liquiditätsproblemen ist der Bund im Juli bei dem Düsseldorfer Energiekonzern eingestiegen. Das milliardenschwere Rettungspaket enthält auch eine Kapitalerhöhung, nach der der Bund 30 Prozent an Uniper hält.

Trotz der Maßnahmen türmen sich bei dem systemrelevanten Konzern aber in den kommenden Wochen weitere Verluste in Milliardenhöhe auf, weil die fehlenden russischen Gaslieferungen zu höheren Preisen am Markt beschaffen werden müssen.

Unternehmenschef Klaus-Dieter Maubach schätzte im Juli die Kosten für die Ersatz-Beschaffungsmengen bis Ende August auf 4,5 Milliarden Euro. Der September würde weitere 1,7 Milliarden Euro kosten. Anschließend soll das Gasumlage-Verfahren der Bundesregierung greifen. Am kommenden Mittwoch legt Uniper seine Halbjahreszahlen vor.

mmr mit rtr und dpa