Mehr Gewinn mit weniger Personalkosten: Die italienische Hypovereinsbank-Mutter Unicredit forciert ihren Sparkurs und will bis 2023 konzernweit weitere 8000 Stellen streichen. Damit reagiert die Bank auf dauerhaft niedrige Zinsen sowie auf die zunehmende Konkurrenz durch digitale Banken. Vom Sparkurs profitieren sollen vor allem die Aktionäre: Der französische Vorstandschef Jean-Pierre Mustier, der seit 2016 das Ruder der Mailänder Großbank in der Hand hat, stellt eine höhere Dividende und einen zwei Milliarden Euro schweren Aktienrückkauf in Aussicht.

Diesem Ziel opfert Mustier zwölf Prozent des Personals und 17 Prozent der Filialen in Italien, Österreich und Deutschland. In Bankenkreisen heißt es, 5500 Stellen sollen in Italien, der Rest in Deutschland und Österreich wegfallen. Wie die Hypovereinsbank (HVB) am Freitag erklärte, sollen in den nächsten zehn Jahren 1300 der zuletzt 12 200 HVB-Stellen wegfallen. Darauf habe sich die Bank mit Belegschaftsvertretern geeinigt. Betriebsbedingte Kündigungen sollen jedoch vermieden werden.

Holding als Fusionsvehikel?


Nach Verlusten in Milliardenhöhe hatte Mustier ab 2016 einen umfassenden Umbau begonnen. Der neue Konzernchef strich bereits 14 000 Stellen und schloss mehr als 900 Filialen. Wegen negativer Zinsen rechnet Unicredit wie alle anderen großen europäischen Banken nur mit geringem Gewinnwachstum. Auch infolge der Konkurrenz durch neue Finanz-Start-ups muss die Bank ihre Kosten begrenzen. Um schlanker und effizienter zu werden, hat Unicredit bereits einschneidende Maßnahmen ergriffen.

Verkäufe von Beteiligungen etwa an der Mailänder Investmentbank Mediobanca, der Onlinebank Fineco oder dem türkischen Geldhaus Yapi Kredi sollen die Kapitaldecke stärken. Zudem wollen sich die Mailänder als "gesamteuropäische Bank" profilieren. Daher bündelt Unicredit das Auslandsgeschäft jetzt in einer neuen Holding mit Sitz in Mailand. Die 13 Auslandstöchter, darunter die HVB und die Bank Austria, sollen in dieser Dachgesellschaft zusammengefasst werden.

Insider betrachten die Gründung der Auslandsholding als ersten Schritt zu einer möglichen Fusion mit einer ausländischen Bank. Unicredit wurde immer wieder mit der Commerzbank in Verbindung gebracht, doch Mustier erteilte diesen Spekulationen erneut eine Absage. Lediglich "kleine Akquisitionen", etwa im osteuropäischen Raum, hält der Franzose für möglich.

Will er seinen Plan durchsetzen, muss sich Mustier auf Widerstand seitens der starken italienischen Gewerkschaften und der Regierung in Rom gefasst machen. Arbeitnehmerorganisationen und Politiker bezeichneten die Stellenkürzungen als "unannehmbar" und kündigten Proteste an.