Der Energiekonzern Uniper hat am Montagabend mitgeteilt, dass er eine Kehrtwende im Russlandgeschäft vollziehen werde. "Ich empfinde tiefes Mitgefühl für alle Menschen, die direkt oder indirekt von einem Krieg in der Ukraine betroffen sind (..). Gerade vor dem Hintergrund unserer langjährigen Geschäftsbeziehungen zu Russland sind wir schockiert und bewegt von diesen beispiellosen Entwicklungen", so Uniper-Chef Klaus-Dieter Maubach am Montag. Uniper werde daher keine neuen Investitionen in Russland tätigen und bis auf Weiteres keine Mittel an die russische Tochtergesellschaft Unipro überweisen, so das Unternehmen. Nach anfänglichen Kursverlusten stieg die Aktie am Dienstagvormittag um über acht Prozent.

Die Düsseldorfer sind mit 83,73 Prozent Mehrheitseigentümer von Pao Unipro. Das Unternehmen ist an der Börse in Moskau notiert und arbeitet unabhängig im Rahmen der Gesetzgebung Russlands. Es sei derzeit nicht absehbar, inwiefern sich mögliche russische Sanktionen auf die finanzielle und geschäftliche Situation des Tochterunternehmens auswirken könnten, so Uniper. Uniper hatte rund eine Milliarde Euro in das Nord Stream 2 Projekt investiert. Das ist eine wichtige Pipeline, die Gas von Russland nach Deutschland transportieren sollte. Im Zuge des Ukraine-Kriegs hat die Bundesregierung das Projekt zunächst auf Eis gelegt. Uniper werde daher eine Wertminderung seiner Darlehen an die Nord Stream 2 AG in Höhe von 987 Millionen Euro vornehmen. Der Buchwert ergibt sich aus den ursprünglich gewährten Darlehen (695 Millionen Euro) sowie den aufgelaufenen Zinsen (292 Millionen Euro).

Was zuvor geschah


Da Uniper Strom in Russland vertreibt und erzeugt und Erdgas von dort importiert, ist der Konzern auf eine gute Beziehung mit Russland angewiesen. Wie die Nachrichtenagentur dpa jüngst berichtet hatte, kommentierte die Berenberg Bank das Russland-Engagement von Uniper. Das Geldhaus verwies auf Aussagen eines Uniper-Sprechers in der "Rheinischen Post", wonach der Versorger an seinem Geschäft mit Russland festhalte und laufende Verträge erfüllen wolle. "Und das zu einer Zeit, in der sich andere europäische Energiekonzerne und Versorger von jeglichen geschäftlichen Aktivitäten in Russland distanziert haben", kommentierte die Bank.

Zuvor hatte die Nachrichtenagentur dpa am vergangenen Donnerstag geschrieben, dass Uniper an seinem Engagement in Russland festhalte. Das gehe aus einer Studie der Investmentbank JPMorgan hervor. Von der gesamten Gaskapazität von 370 Terawattstunden stammten 200 Terawattstunden aus Russland.

Nun soll eine Kehrtwende vollzogen werden und das Russlandgeschäft beschränkt werden.

Einschätzung zur Aktie


Die Wertminderung des Darlehens an die Nord Stream 2 AG ist für das bereinigte Ebit, also für das Ergebnis vor Zinsen und Steuern, nicht relevant, da es sich um einen nicht-operativen Verlust handelt. Die ausfallenden Zinszahlungen werden sich dennoch negativ auf den Konzernüberschuss in Höhe von rund 100 Millionen Euro auswirken. Der Ausblick vom 23. Februar bleibe aber vorerst unverändert, so das Unternehmen.

So werde das Ebit nach Unternehmensangaben im laufenden Jahr nicht sonderlich ansteigen. Es soll in einer Spanne von einer bis 1,3 Milliarden Euro liegen. Das Jahr 2022 bleibe mit einem erhöhten Maß an Unsicherheit behaftet, erklärte das Unternehmen weiter.

Ungeachtet des heutigen Anstiegs des Aktienkurses sind wir aufgrund der Unsicherheiten weiterhin zurückhaltend. Wir empfehlen daher, das Papier zu beobachten.

lb/rtr/dpa-AFX