Mit der Flucht aus Aktien sind die Kurse von Unternehmensanleihen unter Druck geraten. Die Risikoaufschläge, die Investoren zu sicheren Bundesanleihen verlangen, sind kräftig gestiegen, vor allem bei Emittenten mit schlechterer Bonität. Mutigen bieten sich Kaufchancen, auch Fondsmanager suchen nach Schnäppchen.

"Wir finden aufgrund dieser irrationalen Verkaufswelle wieder sehr attraktive Renditen in unverändert hochwertigen Titeln am Markt vor", schreiben die Manager des Deutsche Mittelstandsanleihen Fonds. "Historisch folgten auf solche Sondersituationen immer deutliche Kursaufschwünge", so die Manager.

In ihrem Fonds sind auch Anleihen des Münchner Immobilienunternehmens Euroboden. Das 2022 fällige Papier wurde Mitte Februar zu rund 105 Prozent gehandelt, der Kurs fiel nun zeitweise unter 90 Prozent. Euroboden entwickelt Wohnimmobilien im höherpreisigen Segment. Die Tilgung 2022 dürfte kein Problem sein. Möglich ist gar die vorzeitige Kündigung durchs Unternehmen ab November 2020 zu 102 Prozent. In beiden Fällen hätten Anleger, die zu aktuellen Kursen beherzt zugreifen, interessante Renditen eingefahren.

Ebenfalls zu den als solide geltenden Emittenten von Mittelstandsanleihen zählt die Brauerei Karlsberg aus dem saarländischen Homburg. Mitte der Woche wurden die Zahlen für 2019 vorgelegt: Der Umsatz sank wie erwartet von 131 auf 126 Millionen Euro, der operative Gewinn (Ebit) stieg leicht auf 10,2 Millionen, der Ausblick ist gut. Anfang 2020 wurde die Anleihe zu mehr als 107 Prozent gehandelt, nun sank der Kurs zeitweise unter 98 Prozent. Entsprechend hoch ist die mit der Anleihe mögliche Rendite. Das Papier ist in gut einem Jahr fällig und bietet einen Kupon von 5,25 Prozent. Auch dieser Bond kann vorzeitig gekündigt werden. Karlsberg hat davon bisher keinen Gebrauch gemacht. Und infolge der Turbulenzen liegt der aktuelle Kaufkurs in etwa beim Preis, den es bei vorzeitiger Kündigung gäbe.

Einzeltitel oder Fondslösung


Anlegern, die Mittelstandsanleihen meiden möchten, bieten sich ebenfalls Chancen. So sind die Anleihekurse von Konzernen wie K + S und Thyssenkrupp kräftig unter Druck. Sie haben Ratings im Non-Investment-Grade. Bei K + S verwiesen die Verantwortlichen Mitte der Woche auf zahlreiche Unsicherheiten fürs laufende Jahr, mit der Trennung vom US-Salzgeschäft soll aber die hohe Verschuldung gesenkt werden. Bei Thyssenkrupp hat der Verkauf der Aufzugsparte für einen Geldsegen gesorgt. Frei von Problemen sind die beiden Konzerne so wenig wie die Deutsche Bank, bei der besonders die Kurse der Nachranganleihen gelitten haben.

Angesichts weiterer Nachrichten zur Corona-Pandemie dürfte es an den Anleihemärkten zunächst turbulent bleiben. Wer die Nerven schonen will, sollte statt auf Einzeltitel auf einen Fonds setzen. Der Deutsche Mittelstandsanleihen Fonds (ISIN: LU 097 422 559 0) hat sich ebenso bewährt wie der Acatis IfK Value Renten (DE 000 A0X 758 2). Dessen Manager dürften bei ihrer Suche nach unterbewerteten Anleihen zurzeit bei einigen Papieren zugreifen können.