Experten hatten allerdings mit einem leichten Rückgang auf 5,3 Prozent gerechnet, nachdem die Teuerungsrate im Juni kräftig auf 5,4 Prozent geklettert war. Einen ähnlich hohen Wert gab es zuletzt im August 2008. "Die gute Nachricht lautet: Die US-Inflation droht einstweilen nicht außer Kontrolle zu geraten", kommentierte Elmar Völker von der LBBW. "Allerdings kann sich die US-Notenbank nicht entspannt zurücklehnen", betonte Bastian Hepperle vom Bankhaus Lampe.

Hohe Inflation ist derzeit ein weltweites Problem. Vor allem Energiepreise, Engpässe bei Lieferketten und coronabedingte Nachholeffekte sorgen derzeit für anhaltenden Preisdruck. Auch in Deutschland bewegt sich die Teuerung mit 3,8 Prozent momentan auf Rekordniveau: Eine höhere Inflation als im Juli gab es zuletzt im Dezember 1993.

"DIE ANGST VOR DER INFLATION BLEIBT"


In den USA zog die Teuerung nach 1,4 Prozent im Januar zuletzt extrem stark an. "Die Angst vor der Inflation bleibt", erklärte Bernd Krampen von der NordLB. Die meisten Fachleute gehen wegen der Sondereffekte davon aus, dass die Preise mittelfristig wieder abebben dürften. "Die Frage, ob der Inflationsschub ein nur temporäres Phänomen ist, wie die Fed annimmt, kann aktuell nicht seriös beantwortet werden", warnte Krampen. Er rechnet erst für Frühjahr 2022 wieder mit einer US-Inflation von unter vier Prozent.

Die Commerzbank-Analysten sehen derweil einen klaren Trend: "In den USA hat der coronabedingte Inflationsschub wohl seinen Höhepunkt überschritten." Dies werde dazu führen, dass die Fed bald eine Abkehr von ihrer sehr lockeren Geldpolitik konkretisieren dürfte. "Wir erwarten weiterhin, dass die US-Notenbank im vierten Quartal beschließen wird, die Anleihenkäufe zurückzufahren (Tapering)."

Die Fed stützt die Wirtschaft mit monatlichen Geldspritzen von 120 Milliarden Dollar. Sie will an den Anleihekäufen festhalten, bis substanzielle Fortschritte bei der Preisstabilität und der Arbeitslosigkeit erreicht sind. Die Notenbank sei zwar noch nicht so weit, ihre Konjunkturspritzen herunterzufahren, sagte Fed-Chef Jerome Powell Ende Juli. Doch man sei "erstmals tief in die Materie eingestiegen", was Zeitplan, Tempo und den Aufbau des sogenannten Taperings betreffe.

Fed-Notenbanker Thomas Barkin geht davon aus, dass es noch ein paar Monate dauern dürfte, bis sich der US-Jobmarkt so weit verbessert hat, dass die Zentralbank ihre Hilfen abschmelzen könnte. "Wir nähern uns dem Ziel", sagte Barkin im Reuters-Interview. "Ich weiß nicht genau, wann das sein wird." Er sei aber dafür, dann so schnell wie möglich zu einem normalen Umfeld zurückzukehren, wenn die Wirtschaft dies zulasse.

rtr