Schwer zu deutende Arbeitsmarktdaten aus den USA haben die Anleger an Europas Börsen am Freitag nervös gemacht. Am Devisenmarkt ging der Euro auf eine rasante Berg- und Talfahrt: Die Gemeinschaftswährung kletterte zunächst auf ein Dreieinhalb-Monats-Hoch von 1,1243 Dollar und rauschte anschließend auf 1,1115 Dollar herunter. Die Ölpreise schwankten vom Plus ins Minus. Am Aktienmarkt sprang der Dax hin und her und lag zuletzt 0,5 Prozent höher bei 9455 Punkten.

"Die Daten sind nicht eindeutig", sagte ein Händler. Während der Stellenaufbau außerhalb der US-Landwirtschaft im Januar mit 151.000 weniger stark ausfiel als erwartet, sank die Arbeitslosenquote auf 4,9 von fünf Prozent. Die Stundenlöhne zogen etwas mehr an als gedacht.

Es sei fraglich, ob die US-Notenbank nun tatsächlich alle Zinserhöhungsschritte für dieses Jahr abblasen werde, sagte Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann. Zuletzt hatten schwächer als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten Spekulationen dieser Art an den Finanzmärkten genährt. "Klar dürfte jedoch sein, dass die Fed bei der Straffung der Geldpolitik sehr langsam vor sich gehen wird." Die Fed hatte im Dezember erstmals seit fast zehn Jahren die Zinsen erhöht, im Januar aber stillgehalten.

Die Fed könnte bei dem anstehenden Zinsentscheid im März zunehmend in ein Dilemma geraten, kommentierte Analyst Dwight Bolden von der Metzler Bank. Auf der einen Seite erschwerten die Turbulenzen an den Aktien- und Rohstoffmärkten ein Anziehen der Zinsschraube. "Auf der anderen Seite läuft der Arbeitsmarkt in den USA gut - der Druck auf die Fed, was zu tun, steigt damit."

HIN UND HER BEI VOLKSWAGEN



Bei den Einzelwerten stachen Volkswagen hervor, die angesichts einer verschobenen Bilanzvorlage kräftig durchgeschüttelt wurden. Der vor der Mitteilung größte Dax-Gewinner rauschte in einer ersten Reaktion nach unten und grenzte die Kursgewinne auf rund ein Prozent ein. Kurz darauf ging es bis auf 3,6 Prozent nach oben auf ein Tageshoch von 104,65 Euro. "Die Verschiebung des Jahresabschlusses hat erstmal für Unruhe gesorgt, weil Anleger hinter der Maßnahme Probleme vermuteten", sagte ein Händler. Beruhigt habe hingegen die Aussage von VW, dass das operative Ergebnis ohne Sondereinflüsse auf dem Niveau des Vorjahres liegen werde.

DEUTSCHE STAHLWERTE IM SOG VON ARCELORMITTAL SCHWÄCHER



Stahlaktien gehörten am deutschen Aktienmarkt zu den Verlierern. Sie konnten sich dem Sog von ArcelorMittal nicht entziehen, die zeitweise mehr als zehn Prozent in die Tiefe rauschten. Die Stahlschwemme und die niedrigen Preise haben den weltgrößten Stahlkonzern tief in die roten Zahlen gedrückt. Um den Schuldenberg abzutragen, plant das Unternehmen nun eine Kapitalerhöhung im Umfang von drei Milliarden Dollar. ThyssenKrupp und Salzgitter verloren zeitweise mehr als zwei Prozent.

Ebenfalls nach unten ging es für die Aktien des Karrierenetzwerks Xing, die zeitweise mehr als neun Prozent nachgaben und damit schwächster TecDax -Wert waren. Ihnen machte der schwache Ausblick des US-Rivalen LinkedIn zu schaffen.

Reuters