Zweifel an der Erholung der US-Wirtschaft haben den Dollar am Donnerstag geschwächt und die Aktienanleger verunsichert. Während der Euro auf ein Drei-Monats-Hoch von mehr als 1,12 Dollar kletterte, fiel der Dax zeitweise um 1,8 Prozent auf ein 14-Monats-Tief von 9270 Punkte. Der EuroStoxx50 verlor ein Prozent. "Da sich die Notenbank im Dezember zu einem minimalen Zinsschritt durchringen konnte, schwinden Erwartungen an einen Zinserhöhungszyklus dramatisch", erklärte Analyst Moritz Westerheide von der Bremer Landesbank.

Die US-Futures signalisierten für die Eröffnung fallende Kurse an der Wall Street. Doch dürfte dort die Achterbahnfahrt an den Ölmärkten die Anleger in Atem halten. Nordseeöl der Sorte Brent und US-Leichtöl WTI verloren bis zum Nachmittag in der Spitze 2,5 und 1,9 Prozent auf 34,15 und 31,68 Dollar je Barrel (159 Liter), holten dann aber wieder auf.

Der Euro stieg bis auf 1,1238 Dollar. Das war der höchste Stand seit dem 22. Oktober, als die EZB für den Dezember eine Ausweitung der Anleihekäufe in der Euro-Zone angekündigt hatte. Noch am Mittwoch hatte die Europäische Zentralbank vor der Veröffentlichung schwacher Daten vom US-Dienstleistungssektor - der wesentlichen Stütze der weltgrößten Volkswirtschaft im vergangenen Jahr - den Euro-Referenzwert mit 1,0933 Dollar fast drei US-Cent niedriger festgelegt.

Zur Dollar-Schwäche trugen auch Aussagen vom New Yorker Fed-Chef William Dudley bei, der gleichzeitig auch stellvertretender Chef des Offenmarktausschusses (FOMC) ist. Er hatte in einem Interview davor gewarnt, dass die Abkühlung der Weltkonjunktur und die Dollar-Stärke gravierende Folgen für die US-Wirtschaft haben könnten. Derweil fiel auch die US-Produktivität im vierten Quartal sehr viel schwächer als erwartet aus.

Nach der erste Zinserhöhung im Dezember nach rund einem Jahrzehnt hatten Anleger weltweit für 2016 mit drei bis vier weiteren US-Zinsschritten gerechnet. Viele hatten dies als positives Zeichen für eine Normalisierung der Geldpolitik insgesamt gesehen, die mit ultra niedrigen Zinsen 2007/2008 gegen die Folgen der Finanzkrise angekämpft hatte.

Wegen des hohen Wechselkurses hat die US-Industrie seit Monaten Probleme auf den Weltmärkten, wo ihre Produkte gegenüber der Konkurrenz zu teuer sind. Umgekehrt haben europäischen Exporteure im vergangenen Jahr von dem schwachen Euro profitiert, was wiederum die Wirtschaft in der Euro-Zone stützte.

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Im Dax führten Münchner Rück mit einem Plus von 4,2 Prozent die Gewinnerliste an. Trotz sinkender Gewinne schraubt der weltgrößte Rückversicherer seine Dividende auf ein Rekordniveau von 8,25 Euro hoch und machte den Anlegern Appetit auf mehr. Zudem kündigte er ein Aktienrückkaufprogramm an. Dagegen schlug Daimler bei der Bilanzvorstellung leisere Töne an und begründete dies unter anderem mit der schwindender Unterstützung vom Euro-Wechselkurs. Die Aktien rutschten um 5,5 Prozent auf ein 15-Monats-Tief von 59,54 Euro.

Leicht erholt von ihrem heftigen Kurssturz vom Vortag waren die Aktien der Deutschen Bank, die mit rund einem Prozent zu den größten Gewinnern zählten. Allerdings haben die Titel seit Jahresbeginn im Sog eines Rekordverlustes schon über 30 Prozent verloren. Unter Druck gerieten die Aktien der Credit Suisse nach dem höchsten Verlust seit 2008. Die Titel des Schweizer Geldhauses stürzten um 13,2 Prozent auf 14,35 Franken ab. Das war der niedrigste Stand seit September 1992.

Auf Talfahrt gingen in London auch die Aktien von AstraZeneca, nachdem der Pharmakonzern wegen des anstehenden Patentverlustes eines Blockbuster-Medikaments einen schwachen Ausblick gegeben hatte.

Reuters