Der Dax sackte zur Mittagszeit um 2,17 Prozent auf 11 061,27 Punkte ab. Er näherte sich damit wieder der Marke von 11 000 Punkten, von der ihn im Tagestief nur noch etwa 50 Punkte trennten. Der Leitindex bewegt sich damit weiterhin auf dem niedrigsten Stand seit fast zwei Jahren. Im Wochenverlauf steuert er auf einen mehr als 4-prozentigen Abschlag zu.

Wieder einmal hängt der Markt hierzulande am Tropf der US-Börsen, die zu Wochenschluss ebenfalls wieder deutlich unter Druck erwartet werden. Für den MDAX mit den mittelgroßen deutschen Werten ging es vor diesem Hintergrund um 2,25 Prozent auf 23 132,31 Punkte abwärts. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (EURO STOXX 50) büßte 2,11 Prozent auf 3097,66 Punkte ein.

"Statt Rückenwind von der Wall Street bläst Europas Börsen nach den enttäuschenden Nachrichten einiger Technologie-Schwergewichte heftiger Gegenwind ins Gesicht", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Broker Axitrader. Seiner Ansicht nach hatten Investoren große Hoffnung in die Zahlen und Ausblicke gerade von Amazon und Alphabet gelegt, nun folge die Enttäuschung.

Ein erneuter Rekordgewinn von Amazon im dritten Quartal reicht den Anlegern nicht aus, wie nachbörslich fallende Kurse bei dem Handelsgiganten zeigen. Der Ausblick auf das Weihnachtsquartal enttäuschte insbesondere. Ebensowenig wusste die Google-Mutter Alphabet mit ihrem Quartalsbericht zu überzeugen.

Im Dax stand zum Wochenausklang BASF mit Quartalszahlen im Fokus. Integrations- und Umbaukosten belasteten den Chemiekonzern im dritten Quartal. Analyst Markus Mayer von der Baader Bank sieht nun die Jahresziele in Gefahr. Die Aktie fiel um 2,6 Prozent.

Noch größer waren die Verluste bei Covestro mit 5,4 Prozent. Bei dem Spezialchemiekonzern häuften sich nach den Tags zuvor vorgelegten Zahlen skeptische Analystenkommentare. Für besondere Aufmerksamkeit sorgte Sebastian Bray von der Berenberg Bank mit einer gestrichenen Kaufempfehlung. Die Aktien bewegen sich neuerdings auf dem tiefsten Stand seit zwei Jahren.

Der größte Dax-Verlierer war jedoch Wirecard mit einem Abschlag von 6,75 Prozent. Hier hieß es am Markt, die Aktie werde vom Amazon-Ausblick belastet - genauso wie jene von Zalando, die im MDax um mehr als 4 Prozent fiel. Händlern zufolge dämpfte Amazon die Aussichten für das wichtige Weihnachtsgeschäft. Neben dem Händler Zalando sei dies auch ein schlechtes Zeichen für Bezahldienstleister wie Wirecard, die daran mit verdienen.

Trübe ging es am Freitag auch einmal mehr im Chipsektor zu. Aktien von Infineon büßten im Dax 3,6 Prozent ein und die Titel des Branchenzulieferers Siltronic setzten ihren freien Fall im MDax mit einem mehr als 8-prozentigen Abschlag fort. Die Stimmung werde hier unverändert von der Gefahr eines abgeschwächten globalen Halbleiterzyklus dominiert, sagte ein Händler.

Schlechte Stimmung war außerdem im Autozulieferbereich angesagt: Eine Gewinnwarnung des französischen Konkurrenten Valeo lastete dort mit mehr als 3 Prozent Minus auf den Kursen bei Continental. Schaeffler rutschten im MDax um 4 Prozent ab auf ein Rekordtief. Rheinmetall fielen um 6 Prozent.

Ein echter Lichtblick im Dax waren zur Mittagszeit lediglich die Lufthansa-Aktien mit einem Kursplus um 1 Prozent. In der Luftfahrtbranche allgemein wurden die vorgelegten Zahlen von IAG (International Consolidated Airlines) positiv aufgenommen. Die Holding von British Airways und Iberia konnte im dritten Quartal gestiegene Kerosinkosten durch die Ticketpreise kompensieren - ein ermutigendes Signal für die Branche./tih/fba

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---