Automobilhersteller und Airlines leiden unter den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie. Die Kursverluste in diesen Branchen motivierte Investoren zum Kauf. Stefan Rehder engagierte sich hier nicht. Der Manager des Mischfonds Value Intelligence ESG AMI hat das auch künftig nicht vor, selbst wenn die Kurs-Gewinn-Verhältnisse wieder günstiger ausfallen sollten. Seinen Analysen zufolge haben die Unternehmen strukturelle Probleme, von denen er sich lieber fernhält. Ein Kauf würde daher seinen Anlagegrundsätzen widersprechen. Rehder sieht in der Vermeidung von Verlusten den Schlüssel zu langfristig attraktiven Renditen. Und er weiß um die Gefahr von Value-Fallen. "Billig ist nicht immer attraktiv", sagt der Gründer der Münchner Fondsboutique Value Intelligence Advisors GmbH.

Um ins Portfolio des Fonds aufgenommen zu werden, müssen die Aktien nicht nur mit einem gewissen Abschlag zu ihrem fairen Wert notieren, sondern auch über eine gute Marktposition beziehungsweise Preissetzungsmacht verfügen. Der Manager achtet zudem auf stabile Cashflows und einen geringen Verschuldungsgrad. "Wir investieren qualitätsaffin", beschreibt er die Auswahlkriterien.

Value-Chance in Korea

Für manche Value-Anleger vielleicht überraschend: Rehder grenzt Wachstumswerte nicht kategorisch aus. "Value ist unserem Verständnis nach nicht das Gegenteil von Growth, sondern von Momentum." Hoch gewichtet hat er etwa den Breitbandanbieter KT Corp. Das Unternehmen treibt den Ausbau des 5G-Netzes in Korea voran und verfügt Rehders Einschätzung nach bereits über eine dominierende Marktstellung. Dennoch weist die Aktie ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von gerade mal sieben auf. "Die Investitionen belasten die Gewinne und schrecken Investoren ab." Rehder begreift die Unterbewertung jedoch als Chance, zumal eine Normalisierung der Gewinne nicht vom Konjunkturverlauf abhängig sei.

Seine Value-Philosophie hat der Fondsmanager um die Komponente ESG erweitert. Die ausgewählten Unternehmen müssen strengen Nachhaltigkeitskriterien entsprechen. Tabu sind unter anderem Betreiber von Kernkraftwerken oder Rüstungsunternehmen. Dadurch reduziere sich zwar die Anzahl der infrage kommenden Unternehmen deutlich. Doch die Beachtung von ESG-Kriterien mindere das Risiko unangenehmer Überraschungen, meint der Experte. Unter anderem wird auch der US-Umzugstransport-Dienstleister Amerco seinen Nachhaltigkeitsvorgaben gerecht.


Wollen Sie mehr Hintergründe und Einschätzungen zum Coronavirus, Informationen zu Dividenden und Hauptversammlungen und Empfehlungen und Strategien für Anleger: Dann lesen Sie jetzt die digitalen Einzelausgaben von BÖRSE ONLINE, €uro am Sonntag und €uro

Hat Ihnen der Artikel von boerse-online.de gefallen? Dann unterstützen Sie jetzt unabhängigen Journalismus mit einem kleinen Einmal-Betrag. Wir bieten laufend aktuelle Börsen-Analysen, spannende Realtime-News und objektive Nutzwert-Themen - die in diesen Zeiten wichtiger sind denn je. Vielen Dank.

Unterstützen Sie
unabhängigen Journalismus!

Wählen Sie einen Betrag:

Powered by

Dem aktuellen positiven Börsentrend traut Rehder nicht. Er will eine zweite Korrektur nicht ausschließen. Seine Aktienquote liegt bei 47 Prozent, möglich wären bis zu 100 Prozent. Die restlichen Mittel sind Cash oder stecken in kurzlaufenden Unternehmensanleihen. Zudem favorisiert der Manager physisches Gold sowie Aktien von Minenunternehmen wie Agnico Eagle. "Gold ist traditionell unkorreliert zur Aktienmarkt- und Konjunkturentwicklung und nicht wie Papiergeld beliebig reproduzierbar", sagt Rehder. Seine Absicherungsfunktion konnte der Goldanteil des Fonds zuletzt erfolgreich unter Beweis stellen.