Warren Buffett ist nicht der Einzige: Value-Investoren gibt es viele. Die Renditeergebnisse fallen jedoch sehr unterschiedlich aus, obwohl alle eine Anlagestrategie verfolgen, die sich auf den inneren Wert eines Investments konzentriert. Diesen ermitteln Value-Investoren jedoch individuell, sie nutzen nicht die gleichen Kennzahlen, auch werden Rechercheergebnisse differenziert interpretiert. Gemeinsam ist Value-Investoren jedoch die Überzeugung: Unterbewertete Aktien tendieren langfristig hin zu ihrem fairen Wert.

"Wir konzentrieren uns insbesondere auf die Ertragskraft eines Unternehmens", sagt Jens Hansen. "Wird diese von der Mehrheit der Marktteilnehmer nicht richtig eingeschätzt, ist die Aktie für uns interessant." Hansen steuert zusammen mit vier weiteren Teamkollegen den ValueInvest Lux Global.

Der mit Note 1 beurteilte Fonds erzielte in den vergangenen drei Jahren eine jährliche Rendite von fast 15 Prozent und schneidet damit klar besser ab als der Vergleichsindex MSCI Welt. Auf Sicht von zehn Jahren vermehrte der Fonds das Kapital der Anleger um 191 Prozent. Als Beispiel für die erfolgreiche Identifizierung einer Unterbewertung und ihrer Korrektur nennt Hansen Adidas. "Unserer Meinung nach beurteilten Anleger die Ertragskonsequenzen, die sich für den Sportartikelhersteller nach der Verhängung der Russland-Sanktionen ergaben, in ihrer ersten Reaktion als zu negativ", berichtet Hansen. Die Manager stiegen seinerzeit bei einem Kurs von 55 Euro ein. Aktuell notiert die Aktie bei 147 Euro, inzwischen baut Hansen schon wieder Positionen ab. Auch bei Swatch hat das Management eine Unterbewertung identifiziert: "Der Markt überschätzt den Druck von Smart Watches auf die Ertragskraft des Uhrenherstellers."

Neben Adidas und Swatch befinden sich aktuell weitere 36 Unternehmen im Portfolio, darunter etwa Danone oder Nestlé. Die Manager filtern die Titel aus einem rund 8000 Aktien umfassenden Anlageuniversum. Finanzwerte und Titel aus den Schwellenländern werden nicht angefasst. 200 bis 300 Firmen, die in der Regel eine hohe Marktkapitalisierung haben und zudem nur gering verschuldet sind, werden einer fundamentalen Analyse unterzogen. Diese erfolgt jedoch nur anhand der Bilanzen. Auf Unternehmensbesuche wird verzichtet. "Wir glauben nicht, dass wir durch ein direktes Gespräch mit dem CEO etwas erfahren, was der Markt noch nicht weiß", sagt Hansen.

Branchenabhängige Risikoeinstufung



Damit in eine Aktie investiert wird, muss die Unterbewertung mindestens 35 Prozent ausmachen. Je geringer die Marktkapitalisierung ist, desto höher muss die Sicherheitsmarge ausfallen. Auch werden die Unternehmen abhängig von ihrer Branche in Risikoklassen eingeteilt. Nichtzyklische Konsumwerte werden der niedrigsten Stufe, zyklische Unternehmen - etwa aus der Stahlbranche - der höchsten zugeordnet. "Je höher die Risikoeinstufung ausfällt, desto höher sind auch die Anforderungen an die Bewertung", sagt Hansen. Der Manager ist sicher, dass sein Value-Konzept auch künftig erfolgreich sein wird.