Die Aktie von Verbio zählt zu den Überfliegern unter den deutschen Nebenwerten. Allein in den letzten fünf Jahren hat sich der Börsenwert fast verzehnfacht. Kurstreiber ist der anhaltende Run auf Biokraftstoffe. Hier ist das seit Dezember 2020 im SDAX gelistete Unternehmen mit Sitz in Leipzig top aufgestellt - als europaweit einziger großindustrieller Produzent von Biodiesel, Bioethanol und Biomethan. 90 Prozent Kohlendioxid lassen sich mit den Biokraftstoffen von Verbio gegenüber Benzin oder Diesel einsparen. Aber auch Biodünger und Futtermittel sowie Rohstoffe für die Pharma-, Kosmetik- und Nahrungsmittelindustrie hat das Unternehmen im Angebot.

Nach vorläufigen Zahlen hat Verbio im Geschäftsjahr 2020/21, das am 30. Juni endete, einen Umsatz von einer Milliarde Euro und ein Ebitda von 167 Millionen Euro eingefahren. Das Nettofinanzvermögen legte auf 80 Millionen Euro zu. Damit wurden die eigenen Jahresprognosen übertroffen, die 150 Millionen Euro beim operativen Gewinn und 65 Millionen Euro beim Finanzvermögen vorsahen.

Wenn das Verbio-Management um Vorstandschef Claus Sauter nach Redaktionsschluss am 22. September die endgültigen Zahlen präsentiert, sollten Anleger vor allem auf die Erläuterungen des Vorstands im Hinblick auf steigende Rohstoffpreise und höhere Investitionen in der Zukunft achten. Beide Faktoren könnten die Aktie vorübergehend unter Druck setzen.

Langfristig wird Verbio seine führende Marktposition allerdings ausbauen. Die Gesellschaft zählt zu den Vorreitern für Biokraftstoffe der zweiten Generation wie Biomethan, das aus agrarischen Reststoffen und 100 Prozent auf der Basis von selbst entwickelten Technologien produziert wird. Beliefert werden damit Ölkonzerne, freie Tankstellen und Stadtwerke. Mit Standorten in Deutschland, Polen, Indien, USA, Kanada und Ungarn ist Verbio international aufgestellt. Vor allem in Indien und den USA will der Konzern in naher Zukunft die Produktionskapazitäten für Biomethan aus Mais-, Weizen- und Reisstroh erweitern.

Neue Anlagen in Indien

Im August unterzeichnete Verbio mit dem größten indischen Mineralölhersteller Indian Oil eine Absichtserklärung zum Bau weiterer Stroh-Biomethan-Anlagen. Langfristig soll ein Joint Venture angestrebt werden, unter anderem um die Vermarktung von Biomethan aus Stroh über das Netzwerk von Indian Oil aufzustellen.

Für Vorstandschef Claus Sauter "passen Indian und Verbio einfach wie die Faust aufs Auge". Über 300 Millionen Tonnen Stroh werden jährlich nach der Weizen- und Reisernte von den Bauern auf den Feldern abgefackelt - und belasten damit die sowieso schon schlechte Luft vor allem in Ballungszentren wie Neu-Delhi zusätzlich. Weiteres Potenzial ergibt sich für Verbio durch den Eintritt in den europäischen BioLNG-Markt im Sommer 2021. BioLNG ist der bisher einzige verfügbare Biokraftstoff für die großflächige Dekarbonisierung des Güterverkehrs - insbesondere mit Lkw. Die operative Marge von zuletzt fast 17 Prozent relativiert die optisch hohe Aktienbewertung. Eine Kapitalerhöhung, um die Erweiterung der Produktionskapazitäten im Ausland zu finanzieren, könnte vorübergehend den Aktienkurs drücken. Langfristig bleibt Verbio ein spekulativer Kauf.

Mit einer dominanten Marktposition und soliden Finanzen liefert Verbio nachhaltiges Wachstum in einem Zukunftsmarkt und Substanz. Die Aktie bleibt ein spekulatives Langfristinvestment. Unsere Empfehlung: Kaufen.