Für zusätzliche Verunsicherung sorgte der möglicherweise islamistisch motivierte Anschlag auf dem Pariser Boulevard Champs-Elysees. Diese könnten nach Meinung von Börsianern die erste Runde der Wahlen am Sonntag beeinflussen. "Da die vier aussichtsreichsten Präsidentschaftskandidaten in Umfragen relativ nahe beieinander liegen, sind die jüngsten Ereignisse in dem ohnehin von vielen überraschenden Wendungen bestimmten Wahlkampf von gewisser Brisanz", sagte Anleihe-Spezialist Constantin Pyhel von der DZ Bank.

Glaubt man den jüngsten Umfragen, liefern sich die vier Kandidaten, Emmanuel Macron, Marine Le Pen, Francois Fillon und Jean-Luc Melenchon ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Sie liegen nur wenige Prozentpunkte voneinander entfernt, wobei der parteiunabhängige Kandidat und Börsenliebling Macron die besten Chancen hat, zusammen mit der rechtsextremen Le Pen in die Stichwahl am 7. Mai zu gehen. Jedoch haben der unerwartete Sieg von Donald Trump bei den Präsidentschafts-Wahlen in den USA und das Votum der Briten für den EU-Ausstieg gezeigt, dass Umfrageinstitute irren können. "Wer also vor dem Wochenende seinen Hut in den Ring wirft, in dem er Aktien kauft, muss hoffen, dass die Franzosen ihr Kreuz an der richtigen Stelle machen", sagte Jochen Stanzl, Stratege beim Broker CMC Markets.

ANLEGER FÜRCHTEN DURCHMARSCH VON LE PEN UND MELENCHON



Das für die Börsen ungünstigste Szenario wäre, wenn sich in der ersten Wahlrunde Le Pen und ihr linksaußengerichteter Rivale Melenchon durchsetzen. "Die Wähler in Frankreich hätten dann nur noch die Wahl zwischen zwei Übeln", sagte LBBW-Volkswirt Uwe Burkert. Beide Kandidaten stehen für einen Anti-EU-Kurs. Le Pen hat mehrfach betont, sie wolle Frankreich aus der Euro-Zone herauslösen. Die Märkte würden ein solches Ergebnis am Sonntag mit Verkäufen von französische Staatsanleihen, dem Euro und Risikopapieren aller Art quittieren, sagte Burkert.

Am Freitag hatten die Optimisten an den Anleihemärkten Oberwasser. Sie griffen bei französischen Papieren zu, die Rendite der zehnjährigen Titel fiel im Gegenzug auf den tiefsten Stand seit drei Monaten. Die Risikoaufschläge zu den Bundesanleihen engten sich ein. Der Euro notierte mit 1,0706 Dollar kaum verändert.

SAP-RIVALE SOFTWARE AG BEI ANLEGERN BELIEBT



Für Aufmerksamkeit an der Börse sorgte auch die Festnahme des mutmaßlichen Attentäters auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund. Laut Bundesanwaltschaft wollte der Mann mit dem Anschlag den Kurs der BVB-Aktien beeinflussen und von einem Kurssturz profitieren. Die Papiere stiegen am Freitag um bis zu fünf Prozent auf 5,63 Euro.

Im Technologieindex TecDax ragten die Titel des SAP-Rivalen Software AG mit einem Plus von 8,1 Prozent heraus. Der IT-Konzern übertraf mit Gewinn und Umsatz im vergangenen Quartal die Erwartungen von Analysten.

Anleger an der Börse in Amsterdam deckten sich mit Philips Lightning ein, nach einem Gewinnsprung des weltgrößten Leuchtmittelhersteller. Der Kurs stieg um fünf Prozent auf ein Rekordhoch von 28,35 Euro.