Alarmstufe Rot für Computerspielefans in Deutschland: Bei den Vorbestellungen von Microsofts Xbox Series X und Sonys Playstation 5 sind zusätzliche Chargen derzeit ratzfatz vergriffen. Weltweit ausgeliefert werden die Geräte ab Mitte November. Die aktuelle Generation ist sieben Jahre im Markt. Für Gamer also allerhöchste Zeit aufzurüsten, sonst droht der große Spielerfrust.

Neu an den Konsolen ist unter anderem sogenanntes Raytracing: Bei der Ausleuchtung der Szenen werden die Wege und Reflexionen einzelner Lichtstrahlen berechnet. So werde das Spiel ein filmähnliches Erlebnis, versprechen die Entwickler der Games und die Hersteller der leistungsfähigeren Grafikchips Nvidia und AMD. Bisher ist Raytracing nur auf teuren Gaming-PCs möglich.

Die Branche profitiert von den Einschränkungen sozialer Kontakte durch die Pandemie. Der zusätzliche Hype um die neue Generation der Konsolen ist ein Warmlaufen fürs Weihnachtsgeschäft. Im vierten Quartal werden traditionell die höchsten Umsätze eingefahren. Durch den Covid-19-Effekt und die neue Technologie sind neue Rekordmarken in Sicht.

In Amerika, dem zweitgrößten Videospielemarkt nach China, haben bei den erfolgreichsten Titeln drei Konzerne die Nase vorn: Activision Blizzard ist es mit der Multiplayer-Version seines Bestsellers "Call of Duty" nach Einschätzung von Analysten gelungen, dem Blockbuster "Fortnite" von Epic Games etwas Gleichwertiges entgegenzusetzen. Experten trauen der "Call of Duty"-Spielefamilie im laufenden Jahr mehr als 500 Millionen Dollar Umsatz zu.

Zu den Favoriten gehört auch Nintendo mit Bestsellern wie "Animal Crossing", "Zelda" und "Mario Kart". Die Japaner werden ihre neue Konsole Switch Pro erst 2021, voraussichtlich im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres (bis März 2022), vorstellen. Die neuen Konsolen, von denen nach Schätzungen der Experten von Bloomberg Intelligence (BI) im ersten Quartal vier Millionen verkauft werden, dürften Nintendos Geschäft "kräftig anschieben" sagen die BI-Analysten.

Im laufenden Geschäftsjahr erwarten sie weltweit 80 Millionen Switch-Nutzer. Nintendo spielt in einer eigenen Liga abseits von Microsoft und Sony. Auch ohne neue Hardware sollte es ein gutes Weihnachtsgeschäft werden.

Sony landete währenddessen mit dem Abenteuervideospiel "The Last of Us Part II" das erfolgreichste Debüt des Jahres. Während der ersten drei Tage wurde das Spiel weltweit über vier Millionen Mal verkauft. Es spielt in einer Zeit nach einer globalen Pandemie, die viele Menschen in Zombies verwandelt hat. Sechs Jahre Entwicklung und ein Budget von 100 Millionen Dollar machen sich bezahlt.

Niveau wie Kino-Blockbuster

Den Japanern ist nach Einschätzung der BI-Experten ein Titel gelungen, der auch als Film überzeugt. Mehr als zehn Millionen Zuschauer auf Youtube sind ein Beleg dafür. "Einige Spiele haben ein Niveau, das mit Blockbuster-Filmen mithalten kann. Auch Studios in Hollywood nutzen inzwischen die digitalen Werkzeuge der Spieleentwickler", sagt BI-Experte Matthew Kantermann.

Während Sony nun mit seinem eigenen Blockbuster die Technik der Playstation demonstrieren kann, ist Microsoft auf raytracingfähige Titel von Entwicklern wie Activision Blizzard, Electronic Arts oder Ubisoft angewiesen. Die neue Version von Microsofts Bestseller "Halo Infinite" wurde auf 2021 verschoben. Das Handicap ausgleichen sollen Abos wie der Xbox Game Pass, der für fünf bis 15 Dollar pro Monat bis zu über 100 Spiele freischaltet. Neu dazu kommt das All-Access-Abo. Für 20 bis 25 Dollar gibt es eine Xbox-plus-Zugang zu allen Spielen. Microsoft liegt mit mehr als zehn Millionen Abos klar vor Sony. Playstation Now haben gut 2,2 Millionen Gamer abonniert.

Das weltweite Potenzial für die Dienste ist groß. Abos liefern bislang erst weniger als ein Fünftel von 53 Milliarden Dollar Umsatz mit Spielesoftware auf PCs und Konsolen. Und: "Anders als zunächst befürchtet, kaufen Abonnenten weiterhin Spiele und spielen im Abo bis zu 20 Prozent länger", sagt Microsoft-Managerin Sarah Bond, die für die Zusammenarbeit mit den Entwicklern der Videospiele verantwortlich ist. Im Abo kann man sowohl auf Konsolen, am Computer oder via Cloud auf Handys und Tablets zocken.

Videospiele für Handys und Tablets sind inzwischen der größte und am schnellsten wachsende Markt. Auf mehr als 2,6 Milliarden Handys und zusätzlichen Tablets werden in diesem Jahr voraussichtlich mehr als 77 Milliarden Dollar erlöst. Mit Zuwächsen von über 13 Prozent ist das jährliche Plus in diesem Markt doppelt so hoch wie bei Konsolen und PCs.

Auch Apple und die Alphabet-Tochter Google sind über ihre Handysoftware iOS und Android und ihre App-Stores gut im Geschäft. 30 Prozent der Mobile-Gaming-Umsätze, die in den App Stores gelistete Entwickler erlösen, bekommen Apple und Google.

Zu viel, befand "Fortnite"-Entwickler Epic Games. Einkäufe während des Spielens, sogenannte In-App-Käufe, bescheren Epic bei "Fortnite" mehr als eine Milliarde Dollar pro Jahr. Die Firma schleuste Erlöse an Apple und Google vorbei und flog aus den App Stores.

Der Rauswurf wird den Einfluss der Spieleentwickler im Mobile Gaming nicht schmälern. Gut möglich, dass die zwei dominierenden App-Store-Betreiber ihre Regeln auf Druck der Wettbewerbsbehörden ändern müssen. Dann wird neu verhandelt.
 


INVESTOR-INFO

Activision Blizzard

Fokus auf Blockbuster

Die 2019 getroffene Entscheidung, stärker auf bewährte Titel zu setzen und dort mehr zu investieren, zahlt sich für Activision Blizzard aus. Die als Antwort auf Epic Games’ Blockbuster "Fortnite" im Frühjahr gestartete Vielspielerversion von "Call of Duty" ist ein Erfolg. Auch Titel wie "World of Warcraft" und "Candy Crush" laufen gut. Für 2020 erwarten Analysten rund 7,8 Milliarden Dollar Umsatz, 22 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Nettogewinn von 2,5 Milliarden Dollar soll knapp 47 Prozent höher ausfallen.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 88,00 Euro
Stoppkurs: 53,00 Euro

Nintendo

Starker Switch-Faktor

Wegen der starken Nachfrage und der Popularität des Spiels "Animal Crossing" erhöhte Nintendo die Produktion der Konsole Switch zum zweiten Mal in Folge. Gute Voraussetzungen für ein starkes Weihnachtsgeschäft. Für das Geschäftsjahr bis Ende März erwarten Analysten umgerechnet 11,8 Milliarden Euro Umsatz, gut elf Prozent mehr als im Vorjahr, sowie 32 Prozent mehr Nettogewinn. Die für Mitte 2021 erwartete Konsole Switch Plus dürfte der nächste Gewinntreiber sein.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 600,00 Euro
Stoppkurs: 380,00 Euro

Sony

Gewinntreiber Videospiele

Spiele sind mit rund einem Viertel des Ertrags der größte Gewinnbringer des Technologiekonzerns mit knapp 68 Milliarden Euro Umsatz im Geschäftsjahr bis Ende März. Die leistungsfähigeren Chips der Playstation 5 des Primus bei Videospielekonsolen sollten die Umsätze, vor allem im neuen Geschäftsjahr, deutlich anschieben. Analysten erwarten mit neun Prozent mehr Umsatz dann gut 21 Prozent mehr Gewinn pro Aktie. Aussichtsreich.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 85,00 Euro
Stoppkurs: 53,00 Euro