Seitdem der DAX seinen Höchststand von 12 390 Punkten im April erreicht hat, scheint es mit dem deutschen Börsenbarometer immer weiter nach unten zu gehen. Die Rekordmarke wird der Index wohl so schnell nicht wiedersehen. Anleger sind den Launen der Börse allerdings nicht hilflos ausgeliefert. Mit den entsprechenden Vehikeln können sie von nervösen Marktphasen sogar profitieren. Dies geht zum Beispiel mit Teilschutzpapieren wie Bonus- und Discountzertifikaten sowie mit Aktienanleihen. Denn in schwankungsintensiven Zeiten verbessern sich deren Renditemöglichkeiten.

Der Grund: Emittenten konstruieren Zertifikate mithilfe von Optionen. Der Wert dieser Termingeschäfte variiert stark mit den erwarteten Kursschwankungen ihrer Basiswerte - das können zum Beispiel Aktien und Indizes sein. Vereinfacht gesagt wird dem Inhaber mit den Optionen das Recht eingeräumt, einen bestimmten Basiswert zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einem festgelegten Preis zu kaufen (Call- Option) oder zu verkaufen (Put-Option). In Bonuszertifikaten ist beispielsweise ein sogenannter Down-and-Out-Put eingebaut. Dieser sorgt dafür, dass Anleger am Laufzeitende eine Bonuszahlung erhalten, solange der Basiswert die festgelegte Barriere nicht berührt. Die Barriere ist eine Kursmarke, die bei Emission des Zertifikats unter dem aktuellen Kurs des Basiswerts liegt.

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Hohe Rendite, hohes Risiko

Verletzt der Basiswert diese Barriere, verfällt die Option wertlos. Je wahrscheinlicher nun der Barrierebruch wird, desto weniger ist der Down-and-Out-Put wert. Sinkt beispielsweise der Aktienkurs, auf den sich das Bonuszertifikat bezieht, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Barriere reißt. Dadurch, dass der Optionspreis fällt, wird auch das Zertifikat günstiger - der Bonuslevel, also die Höhe der Bonuszahlung, bleibt jedoch gleich. Unterm Strich erhöht sich damit die mögliche Bonusrendite. Im Gegenzug steigt allerdings das Risiko.

So ist es eine Überlegung wert, in hektischen Börsenphasen bei Bonuszertifikaten zuzugreifen. Anleger sollten aber davon ausgehen, dass die Barriere bis zum Laufzeitende des Papiers unversehrt bleibt. Mit anderen Worten: Sie sollten der Meinung sein, dass sich der Basiswert künftig zumindest seitwärts bewegt. Die erwartete (implizite) Volatilität ist beim DAX jüngst angesichts der deutlichen Kursverluste angestiegen. Sie gibt die Schwankungsbreite an, die die Teilnehmer des Terminmarkts für einen bestimmten Zeitraum erwarten. Da Investoren erheblich sensibler auf fallende als auf steigende Kurse reagieren, steigt die Vola zumeist in schwachen Marktphasen.

Wie hoch die erwartete Schwankungsbreite beim DAX ist, zeigt der VDAX-New. Der von der Deutschen Börse berechnete Index drückt in Prozentpunkten aus, welche Volatilität die Marktteilnehmer in den kommenden 30 Tagen erwarten. Brechen die DAX-Kurse ein, steigt der Kurs des VDAX-New. Zum Vergleich: Am Tag des Allzeithochs (10. April 2015) notierte der VDAX-New bei 17,5 Prozentpunkten. Bis Anfang Juni 2015 kletterte das Angstbarometer auf 25,9 Punkte - ein Plus von 46 Prozent.

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Welche Renditen mit Bonuszertifikaten auf den deutschen Leitindex derzeit möglich sind, zeigt ein DAX-Bonuspapier der Deutschen Bank, das noch bis Mitte Dezember 2015 läuft und eine Barriere von 10 000 Punkten hat. Wird diese Kursmarke während der Laufzeit nicht erreicht, erhalten Anleger 120 Euro pro Zertifikat. Bei einem Kaufpreis von 111,77 Euro ergibt sich eine Bonusrendite von 7,4 Prozent. Sollte der DAX dann über dem Bonuslevel von 12 000 Punkten notieren, nehmen Anleger vollständig an den Kurssteigerungen teil. Reißt die 10 000er-Marke, wandelt sich das Zertifikat in ein Indexpapier. Die Rückzahlung orientiert sich in dem Fall an der Entwicklung des DAX.

Höhere Bonusrenditen sind mit Cap-Bonuszertifikaten drin. Sie ermöglichen höhere Gewinne in seitwärts und leicht steigenden Märkten. Im Gegenzug nehmen Anleger aber nur bis zur Gewinnobergrenze (Cap) an den Kurssteigerungen des Basiswerts teil. So erzielt ein Papier der DZ Bank, das bis Mitte Dezember 2015 läuft und eine Barriere von 10 100 Punkten hat, aktuell eine Rendite von 12,0 Prozent - wenn die Barriere hält. Wenn nicht, nehmen Anleger entsprechend der Indexentwicklung teil. Der Cap liegt bei 12 400 Zählern.

Die hinterlegte Optionsstruktur sorgt auch bei Discountzertifikaten und Aktienanleihen für attraktivere Auszahlungsprofile, wenn die Volatilität steigt. Das Prinzip: Um die Auszahlungsansprüche der Anleger zu sichern, verkauft der Emittent am Terminmarkt Optionen. Bei Discountern und Aktienanleihen gilt: Je unruhiger die Aktienmärkte werden, desto teurer werden diese Optionen. Deshalb profitieren Anleger von dieser Volatilitätsprämie. Bei Discountzertifikaten erhöht sich der Preisabschlag und bei Aktienanleihen der Zinskupon.

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