Die Oberklasse-Töchter Audi und Porsche halten den Volkswagen (Volkswagen vz)-Konzern trotz Gegenwinds bei seiner VW-Kernmarke auf Kurs. In den ersten drei Monaten steigerte das Unternehmen sein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) gegenüber dem Vorjahresquartal um 22 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro, wie die Wolfsburger am Dienstag mitteilten. Hinzu kommen anteilig noch 1,24 Milliarden Euro (plus 7 Prozent) aus den wichtigen chinesischen Gemeinschaftsunternehmen, die VW getrennt in der Bilanz ausweist.

Trotz des Wachstums mahnte Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch aufs Neue zur Vorsicht. Die konjunkturelle Lage bleibe angespannt. Er forderte "Kostendisziplin", eine nötige "Fokussierung auf unsere Renditeziele" und "gesteigerte Profitabilität in allen Regionen".

DZ-Bank-Analyst Michael Punzet betonte, dass die Zahlen über den Markterwartungen gelegen hätten. Ein Händler gab aber zu bedenken, dass die Kernmarke Volkswagen mit einem weiteren Rückgang der Rendite enttäuscht habe. VW-Aktien bewegten sich um den Vortagskurs, während der Dax zulegen konnte.

Pötsch hatte schon Mitte März gewarnt, dass er in diesem Jahr nicht mit einer spürbaren Rendite-Verbesserung bei der Kernmarke VW-Pkw rechne. Diese hatte im vergangenen Jahr nur 2,9 Prozent des Umsatzes als Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) einbehalten. Nun zum Jahresstart sind es sogar nur noch 1,8 Prozent - allerdings hatte VW das Auftaktquartal auch schon als schwächsten Jahresteil angekündigt. Zur Begründung sagte VW am Dienstag auch, dass die Anlaufkosten für das Geschäft von Morgen im Startquartal bei VW-Pkw ungewöhnlich hoch ausfielen. Für das zweite Quartal rechnet Pötsch aber mit Verbesserungen.

Während die Kernmarke unter anderem auch mit Währungsturbulenzen in Russland und Südamerika Gegenwind spürt und die spanische Tochter Seat weiter in roten Zahlen steckt, wird die Abhängigkeit des Konzerns von seinen Premium-Töchtern deutlich: Audi und Porsche sorgten im Startquartal für 70 Prozent vom Ebit. Am Konzernumsatz ist ihr Anteil nur halb so groß.

Das kräftige Ebit-Plus des Konzerns liegt auch an Rückstellungen aus dem Vorjahr: Damals hatte das Geschäft mit Nutzfahrzeugen und die Kraftwerkssparte von MAN über 300 Millionen Euro weniger zum Gewinn beigetragen.

Der Konzernumsatz im Auftaktquartal verbesserte sich um knapp 3 Prozent auf 47,8 Milliarden Euro. Ohne die negativen Währungseffekte hätte er sogar noch zwei Milliarden Euro höher gelegen, wie Pötsch sagte. Unterm Strich blieb ein Gewinn von 2,4 Milliarden Euro (plus 18 Prozent).

Unklar ist noch, ob VW die Komplettübernahme der Lkw-Tochter Scania glückte. Nach dem Ablauf der Angebotsfrist vergangenen Freitag will sich der Konzern diese Woche äußern, ob die Offerte Erfolg hat. Zuletzt hatte sich eine Zitterpartie abgezeichnet, nachdem einige Scania-Aktionärsgruppen das Angebot abgelehnt hatten. Am Dienstag sagte Pötsch in einer Telefonkonferenz, dass die Banken derzeit noch auszählten und das Ergebnis offenbar "in Kürze vorliegen" dürfte.

2018 will der VW-Konzern vor Toyota (Toyota Motor) und General Motors (GM) weltgrößter Autobauer sein. 2013 war bereits nur noch Toyota vor VW.

dpa-AFX

Einschätzung der Redaktion

Bei Volkswagen stehen die Ampeln weiter auf grün. Zum Jahresauftakt hat der Konzern ein operatives Ergebnis von 2,855 Milliarden Euro eingefahren und damit die Analysten-Erwartungen von 2,744 Milliarden Euro locker übertroffen. Auch beim Umsatz ist Europas größter Autobauer mit einem Plus von drei Prozent auf 47,8 Milliarden Euro gut dabei. Die Aktie läuft. Bei 205 Euro wartet ein Widerstand. Fällt der, ist der Weg für weitere Kursanstiege frei. Clevere Anleger positionieren sich schon jetzt. Stopp bei 180 Euro. Kaufen.

Thomas Schmidtutz