Das war keine Überraschung. Mit einer Mehrheit von 99,99 Stimmen folgten die Aktionäre auf der Hauptversammlung von VW am Donnerstag dem Dividendenvorschlag. Für eine Stammaktie werden 7,50 Euro und für die stimmrechtslose Vorzugsaktie 7,56 Euro ausgeschüttet. Die Investoren mussten auf Sicht von einem Jahr immerhin rund 30 Prozent Kursverluste einsteckten, die Dividende, die im Vergleich zum Vorjahr mehr als 50 Prozent angehoben wurde, kann hier ein wenig Trost spenden.

Der Vorstandsvorsitzende Herbert Diess hatte aber auch sonst nur gute Nachrichten parat. Die Auftragslage sei gut. An einer Lösung der Versorgungsengpässe wurde gearbeitet. Bei Ausbruch des Kriegs in der Ukraine mussten viele Autobauer ihre Produktion wegen fehlender Autoteile einstellen. Bei VW wurden deshalb rund 100 000 Autos weniger produziert. Ein Ende des Kriegs ist derzeit nicht absehbar, aber viele Betriebe in der Ukraine haben ihre Produktion wieder aufgenommen und zudem neue Produktionsstätten in anderen europäischen Ländern aufgebaut.

Neben China, wo Volkswagen Marktführer ist und nach eigener Einschätzung die Schwäche überwunden hat, haben die Wolfsburger als weiteren wichtigen Absatzmarkt die USA auf dem Radar. VW will den Marktanteil von aktuell vier auf zehn Prozent steigern. Dafür stehen in den kommenden fünf Jahren mehr als sieben Milliarden Euro Investitionen bereit. Ab 2026 soll eine neue Pick-up- und SUV-Modellreihe in den Vereinigten Staaten produziert werden.

Während sich Volkswagen auf dem richtigen Weg bei der Elektrifizierung und Digitalisierung sieht, gibt es aber auch kritische Stimmen aus dem Aktionärskreis. Volkswagen sollte sich auf seine Konzern-DNA konzentrieren. Immer mehr große, schwere Autos seien mit Blick auf Energie- und Ressourcenverbrauch der falsche Weg. Volkswagen würde es besser zu Gesicht stehen, rascher auch kleinere E-Modelle wie dem e-up! und dem ID.1 und ID.2 auf die Straße zu bringen.

Insgesamt ist die Lage für die Branche wenig vorhersehbar. Chipmangel, harte Lockdown-Maßnahmen in China und steigende Rohstoffpreise müssen in den kommenden Quartalen bewältigt werden. Das VW-Management peilt für das laufende Jahr eine operative Marge zwischen sieben und 8,5 Prozent an. Im vierten Quartal soll die Sportwagen-Tochter Porsche an die Börse gebracht werden. Mit einem geschätzten Emissionsvolumen von 15 bis 25 Milliarden Euro könnte es einer der weltweit größten Börsengänge werden.

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