Der Skandal um manipulierte Diesel-Abgaswerte beim weltgrößten Autobauer Volkswagen hat an der Börse auch die deutsche Rivalen BMW und Daimler erschüttert. Wir werfen einen detaillierten Blick auf die Reaktionen der Analysten und ihre Einschätzungen zu den Aktien. Von Nikolaus Hammerschmidt
Der Abgas-Skandal bei Volkswagen ist noch keine Woche alt, dennoch hat "Dieselgate" bereits erhebliche (Kollateral-) Schäden angerichtet. Hier ein Überblick:
Kursmassaker
: Die Papiere von Volkswagen verloren allein am Montag und Dienstag in der Spitze jeweils bis zu 23 Prozent. Im Zuge dessen verbuchten auch die Kurse der deutschen Konkurrenten Daimler und BMW deutliche Rückgänge. Die BaFin nimmt die Vorgänge unter die Lupe.
Prognosesenkung
: VW hat im dritten Quartal 6,5 Milliarden Euro für vertrauensbildende Maßnahmen zurückgelegt und sein Gewinnziel für 2015 gekappt.
Rücktritte
: VW-Konzernchef Martin Winterkorn hat seinen Rücktritt angekündigt. Insidern zufolge müssen wohl auch VW-US-Chef Michael Horn sowie die beiden Entwicklungschefs der Marken Audi und Porsche, Ulrich Hackenberg und Wolfgang Hatz, ihren Hut nehmen.
Vertrauensverlust
: Der Abgas-Skandal hat das Image der Marke Volkswagen massiv beschädigt. Laut einer Umfrage des ZDF-Politbarometers gehen 54 Prozent der Befragten davon aus, dass die Manipulationen der Abgastests VW dauerhaft schaden werden.
Wirtschaftsschaden
: Forscher befürchten gravierende Folgen für die gesamte deutsche Wirtschaft. Die VW-Affäre könnte viele Arbeitsplätze bedrohen, so Experten.
Ermittlungen
: In den USA und Kanada rollt laut Medienberichten eine Flut von Sammelklagen auf VW zu. Demnach seien rund 40 Klagen von privaten Autokäufern und Autohändlern bei US-Gerichten eingereicht worden. In Deutschland prüft die Staatsanwaltschaft Braunschweig die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen VW-Mitarbeiter, die für die Abgas-Manipulationen verantwortlich sind.
Strafzahlungen
: In den USA drohen VW Strafzahlungen von bis zu 18 Milliarden Dollar. Hinzu könnten Bußgelder in Europa kommen.
Untersuchungen
: Zahlreiche Länder wie Frankreich, Großbritannien, Italien, Australien und Indien haben Überprüfungen angekündigt. Russland verlangt von VW Informationen über Diesel-Motoren. In Deutschland kümmert sich eine Untersuchungskommission des Bundesverkehrsministers Alexander Dobrindt um die Verfehlungen des Konzerns.
Kreditwürdigkeit
: Die drei großen Ratingagenturen Moody’s, Fitch und S&P haben die Bonitätsnoten von VW heruntergestuft.
Was auf dieser Liste fehlt, sind die Reaktionen der Analysten - und zwar zu allen drei großen deutschen Autobauern. Diese wollen wir nun genauer unter die Lupe nehmen. Werfen wir zunächst einen Blick auf die Daten
vor und
nach dem Bekanntwerden des Skandals.
Auf Seite 2: Wie Analysten die Aktien bewerten
Bildquelle: Volkswagen AG, Daimler AG, BMW AG