Noch treiben die Steuersenkungen von US-Präsident Donald Trump die Gewinne der US-Konzerne, noch halten sich die negativen Effekte der neuen Zölle in Grenzen. Analysten rechnen deshalb nach zwei starken Quartalen auch für das dritte mit einer soliden US-Berichtssaison, wobei vor allem Energiekonzerne aufgrund des gestiegenen Ölpreises und Finanztitel wegen Steuerreform und guter Konjunktur das stärkste Gewinnwachstum zeigen könnten.

"Die Unternehmen im Leitindex S&P 500 dürften ihre Gewinne im dritten Quartal im Schnitt um 25 Prozent steigern, wobei knapp die Hälfte des Anstiegs auf die Steuersenkungen von Präsident Trump zurückgeht", so Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer, der fürs Gesamtjahr 2018 ein Gewinnplus von 20 Prozent erwartet.

Wegen des starken Ölpreisanstiegs könnten demnach Energieunternehmen ein Gewinnwachstum von mehr als 90 Prozent erreichen, Finanzkonzerne von mindestens einem Drittel.

Für das neu gebildete S&P-Segment Kommunikationsdienste (Communication Services) wird mit einem Gewinnwachstum bis zu 19 Prozent gerechnet. In dem neuen Sektorindex werden seit September unter anderem der Internetkonzern Alphabet (mit Google), der Nachrichtendienst Twitter, das soziale Netzwerk Facebook und die Onlinevideothek Netflix geführt, die bislang dem Technologiesegment angehörten. Vor allem Facebook und Twitter stehen nach schlechten Zahlen im Vorquartal dabei besonders im Fokus.

Unterdessen macht einigen Beobachtern die im historischen Vergleich recht hohe Bewertung der US-Aktien Sorgen. Der Informationsdienst Factsect kommt auf Basis der Gewinnschätzungen für die nächsten zwölf Monate für den S&P 500 auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 16,8. Angesichts deutlich steigender Gewinne sei die Bewertung aber gar nicht so hoch, das KGV von 16,8 liege nicht deutlich über dem langfristigen Durchschnitt, glaubt Krämer. "Andererseits wird das Potenzial für weitere Kurssteigerungen durch die weiter steigenden Leitzinsen gedämpft."

Ein anderes Problem ist die Struktur der Gewinne. Ein großer Teil des Kursanstiegs beim S&P-Index in diesem Jahr geht auf das Konto von wenigen Technologiekonzernen, die vom Internetsiegeszug besonders profitieren, darunter auch Apple und Microsoft. Nicht nur Krisen wie der Datenskandal bei Facebook, sondern bereits vorsichtig reduzierte Gewinnaussichten könnten demnach zu deutlichen Korrekturen führen.

"Der S&P-Index muss erst wieder in eine angemessene Bewertung hineinwachsen, bevor die Hausse in die nächste Runde gehen kann", fasst Postbank-Aktienstratege Heinz-Gerd Sonnenschein die Lage zusammen.