Doch sowohl im wichtigen Investmentbanking als auch im Privat- und Firmenkundengeschäft kann das größte deutsche Geldhaus Experten zufolge nicht an das starke Auftaktquartal anknüpfen - als unterm Strich ein Gewinn von fast einer Milliarde Euro stand. Das Ergebnis trüben könnten zudem höhere Kosten. Zugutekommen dürfte Sewing dagegen, dass die Corona-Krise nicht so sehr ins Kontor geschlagen hat wie befürchtet und die Risikovorsorge gesunken ist.

Wie immer schauen die Experten besonders auf die Entwicklung des Kerngeschäfts Anleihehandel, das 70 bis 80 Prozent der Gesamterträge im Investmentbanking ausmacht. 2020 hatten Firmen und Staaten wegen der Pandemie einen höheren Finanzierungsbedarf und das Geschäft brummte. Doch an den Kapitalmärkten ist es wieder ruhiger geworden. "Die Deutsche Bank wird wohl im Handel mit festverzinslichen Wertpapieren die sehr gute Entwicklung aus dem zweiten Quartal im Vorjahr nicht erreichen", sagt Benjardin Gärtner, Leiter Portfoliomanagement Aktien beim Fondshaus Union Investment, einem der Großaktionäre der Bank. Die Rückgänge seien aber voraussichtlich weniger stark als bei den US-Rivalen, ist sich Barclays-Analyst Amit Goel sicher. "Es wird vor allem spannend zu sehen sein, ob die Prognose gehalten werden kann."

Sewing hat in Aussicht gestellt, dass die Gesamterträge im Investmentbanking 2021 zwar unterhalb, aber "sehr nah" an den 9,2 Milliarden Euro aus 2020 liegen werden. Zudem betonte er, ein Großteil der Kapitalmarkterträge sei nachhaltig.

FUSIONSBERATUNG BRUMMT


Von der Bank selbst befragte Analysten erwarten im zweiten Quartal Einbußen von elf Prozent in der gesamten Sparte, im wichtigen Anleihegeschäft von 15 Prozent. Bei JP Morgan und Goldman Sachs war der Einbruch noch größer. Dass es bei der Deutschen Bank wohl besser lief, liegt nach Einschätzung von Deka-Portfoliomanager Andreas Thomae daran, dass sie mehr Geschäft gemacht hat mit Kernkunden und in wichtigen Bereichen Marktanteile gewonnen hat. "Insgesamt gehen wir davon aus, dass die Deutsche Bank im Investmentbanking gut gepunktet hat."

In manchen Teilbereichen des Kapitalmarktgeschäfts musste die Deutsche Bank laut Daten der Analysefirma Dealogic aber Federn lassen. So sank der Marktanteil im zweiten Quartal bei Euro-Staatsanleihen auf 5,3 von 7,8 Prozent im ersten Quartal. Bei Nachhaltigkeits-Finanzierungen - Sewings neues Steckenpferd - ging der Anteil um 0,2 Prozentpunkte auf 4,7 Prozent zurück.

Zuwächse gab es dagegen bei der Fusionsberatung. Dieses Geschäft boomt dieses Jahr besonders. JP Morgan hat in der Sparte das beste Ergebnis aller Zeiten erzielt. Die Deutsche Bank will sich zu den Dealogic-Daten nicht äußern. Seit Sewings Antritt im Frühjahr 2018 hat die Bank verloren gegangene Marktanteile zum Beispiel bei Unternehmens- und Staatsanleihen zurückerobert.

SIND BALD HÖHERE BONI FÄLLIG?


Besonderen Fokus legen Investoren auch auf die Kosten, die lange das Sorgenkind der Deutschen Bank waren. Sewing drückte umfangreiche Sparmaßnahmen durch, schloss ganzen Abteilungen und Filialen und streicht weltweit 18.000 Jobs. Bis 2022 sollen die Kosten auf 16,7 Milliarden Euro sinken - das wären 4,5 Milliarden Euro weniger als im vergangenen Jahr.

Bei den US-Instituten stiegen die Kosten zum Teil stärker als erwartet, was unter anderem an höheren Ausgaben für Digitalisierung und Personal lag. "Es wird spannend, ob die Deutsche Bank von vergleichbaren Kostentrends berichten wird", sagt Gärtner. Sollte es im Investmentbanking gut laufen, könnte allein dies zu Mehrkosten führen, da höhere Boni und Gehälter gezahlt werden könnten, erläutert Thomae. US-Analysten entlohnt die Deutsche Bank bereits mit höheren Fixgehältern, um sie davon abzuhalten, zur besser zahlenden Konkurrenz zu gehen.

Hinzu kommen mehrere hundert Millionen Euro an Belastungen durch eine gestiegene Bankenabgabe sowie durch den Zusammenbruch der Bremer Greensill Bank, weshalb der Einlagensicherungsfonds wieder aufgefüllt werden muss. Finanzchef James von Moltke hat darüber hinaus bereits angekündigt, 300 Millionen Euro wegen des AGB-Gebührenurteils des Bundesgerichtshofs aufzuwenden. Banken müssen deswegen zu Unrecht erhobene Gebühren zurückerstatten. Zudem können sie künftige Preisanhebungen nicht mehr so einfach umsetzen und Belastungen durch niedrige Zinsen ausgleichen.

rtr