Es ist einiges los im Eisenbahnsektor weltweit: Jüngst sorgte der kanadische Bombardier-Konzern mit dem Plan, die Zugsparte an die Börse zu bringen, für Schlagzeilen. Im Februar kaufte der japanische Technologieriese Hitachi das Bahngeschäft des italienischen Industrie- und Rüstungskonzerns Finmeccanica. In China war bereits um die Jahreswende nach dem Zusammenschluss der Zughersteller CNR und CSR ein neuer Megakonzern entstanden. Und Siemens hätte im vergangenen Jahr um ein Haar sein Zuggeschäft an General Electric die Alstom-Energiesparte vor der Nase wegzuschnappen.

Die Branchenkonsolidierung läuft auf vollen Touren. So bietet der US-amerikanische Bahntechnikspezialist Wabtec für den französischen Konkurrenten Faiveley Transport. Beide Unternehmen stellen Zug- und Waggonkomponenten her. Gelingt die Fusion, entstünde einer der größten Bahnzulieferer überhaupt. Dem deutschen Bahntechnikanbieter Vossloh kommen die Kauf- und Verkaufsaktivitäten in diesem Sektor gerade recht, will sich das Unternehmen doch von seiner Transportsparte trennen. Die Sauerländer bündeln darin das Geschäft mit Lokomotiven, Nahverkehrsbahnen und elektrischen Komponenten für Schienenfahrzeuge. Die Sparte zählt inzwischen nicht mehr zum Kerngeschäft, weil sie laut Analyse von Vossloh nicht die notwendige Größe erreichen kann, die für eine nachhaltig positive Entwicklung erforderlich wäre.



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Neue Schwerpunkte



Somit konzentriert sich das SDAX-Unternehmen fortan auf das langfristig margenträchtigere Geschäft mit Bahninfrastruktur. Dazu zählen unter anderem Schienenbefestigungssysteme und Weichen. Das Servicegeschäft mit Instandhaltung von Schienen rundet die Angebotspalette ab.

Die im vergangenen Jahr unter dem neuen Vorstandschef Hans Schabert eingeleitete Neuausrichtung trägt allmählich Früchte: Die Geschäftszahlen für das zweite Jahresviertel 2015 fielen deutlich besser aus als von Experten erwartet. So schnellte das operative Ergebnis (Ebit) von bereinigt 4,9 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf nun 18 Millionen hoch. Der Umsatz stieg von 331,8 auf 374,9 Millionen Euro. Beeindruckend ist die Entwicklung beim Auftragseingang mit einem Plus von fast 50 Prozent auf 336,4 Millionen Euro.

Die Transportsparte hat gerade - erstmals nach fünf Quartalen - mit 2,1 Millionen Euro wieder ein positives Ebit geliefert. Dies sollte den Verkaufsprozess beschleunigen. Das Interesse an der Sparte ist enorm, das Management verhandelt bereits mit zahlreichen Investoren.

Analyst Carsten Kunold von Oddo Seydler hält es für möglich, dass Vossloh dieses Geschäft schon Ende 2015 oder Anfang 2016 veräußern kann und somit erst gar nicht bis zum geplanten Abschluss der Restrukturierungen im Jahr 2017 warten wird. Über Zukäufe könnte dann zügig der Ausbau des Kerngeschäfts mit Bahninfrastruktur vorangetrieben werden.

Vossloh-Großaktionär und Aufsichtsratschef Heinz Hermann Thiele hat seinen Anteil weiter ausgebaut. Nach einem schwachen Jahr 2014 ist das Unternehmen wieder auf einem guten Weg.