Dennoch warnte der Volkswagen-Chef vor zu großer Euphorie. "Die Herausforderungen bleiben weiterhin groß, die Dieselkrise ist noch nicht überwunden." Volkswagen müsse sich weiter verändern. VW-Markenchef Herbert Diess mahnte in einem vorab veröffentlichten Interview mit dem "Handelsblatt" ein höheres Reformtempo an. "Wir müssen schneller werden und vor allem schneller entscheiden."

VW hatte Diess vom Konkurrenten BMW geholt, um die schwächelnde VW-Kernmarke wieder auf Vordermann zu bringen. Mit seinem ehrgeizigen Sparkurs, um die Rendite zu erhöhen, zog er allerdings den Zorn der Arbeitnehmervertreter auf sich. Der offene Streit mit Betriebsratschef Osterloh, der auch im Aufsichtsrat des Wolfsburger Konzerns sitzt, wurde im Frühjahr mit Zugeständnissen beim Thema Leiharbeiter und einem großen Doppelinterview in der Mitarbeiter-Zeitung beigelegt.

Tiefgreifende Reformen könnten nicht geräuschlos und nicht ohne Auseinandersetzungen mit dem Betriebsrat umgesetzt werden, nahm Diess das Thema in dem Interview noch einmal auf. Osterloh und er hätten unterschiedliche Rollen in dem Konzern. "Wir wissen beide, was zu tun ist. Aber wir sind uns teilweise uneinig darüber, wie schnell das Ganze über die Bühne gehen soll." Osterloh denke sehr unternehmerisch. "Aber in Wolfsburg und in Niedersachsen hat das Unternehmen mehr Reformbedarf, als so mancher vielleicht wahrhaben möchte." Bei VW sei der Betriebsrat "sehr mächtig", konstatierte Diess. Das Management habe sich in der Vergangenheit mit den Machtverhältnissen zu sehr abgefunden. Das Top-Management müsse stärker gestalten. "Wenn das nicht passiert, ist es völlig verständlich, dass sich der Betriebsrat diesen Platz nimmt."

In den ersten zehn Monaten hatte der Konzern seine Auslieferungen um 3,2 Prozent auf 8,7 Millionen Fahrzeuge gesteigert. Im Oktober lag das Plus sogar bei mehr als acht Prozent. Im vergangenen Jahr hatten die Wolfsburger trotz des Dieselskandals mit 10,3 Millionen ausgelieferten Fahrzeugen einen Absatzrekord erzielt und den Dauerrivalen Toyota als weltgrößten Autohersteller abgelöst.