Die Insider widersprachen damit einem Bericht der "Bild am Sonntag", wonach der Manager den damaligen VW-Vorstandschef selbst gewarnt habe. "Das ist ein Vermerk, den ein Mitarbeiter an seinen Vorgesetzten geschrieben hat. Das wurde dann nach oben weitergereicht", sagte eine der beiden Personen zu Reuters. Der Mitarbeiter habe in dem Schreiben die Vermutung geäußert, dass die US-Behörden angesichts dramatisch erhöhter Stickstoffwerte die VW-Systeme auf Manipulationssoftware untersuchen würden. "Die Information wurde wie üblich auf jeder Hierarchiestufe weiter komprimiert", sagte der zweite Informant. Offen sei, ob davon etwas bei Winterkorn angekommen sei.

Der VW-Konzern lehnte eine Stellungnahme ab: "Wir kommentieren keine laufenden Untersuchungen. Es bleibt dabei, dass wir in der zweiten April-Hälfte einen Bericht über die Untersuchungsergebnisse vorlegen werden." Winterkorn wollte sich auf Anfrage der Zeitung nicht äußern.

Europas größter Autobauer hatte im September 2015 auf Druck der US-Umweltbehörde EPA zugegeben, bei weltweit elf Millionen Fahrzeugen eine Software zur Manipulation des Schadstoff-Ausstoßes eingesetzt zu haben. Bislang hatte das VW-Management erklärt, man habe erst kurz vorher von den Manipulationen erfahren. Dem Konzern drohen Milliardenstrafen, die Mitarbeiter bangen um ihre Arbeitsplätze. Im Zuge der Abgasaffäre trat Winterkorn zurück, der damalige Porsche-Chef Matthias Müller wurde sein Nachfolger. Der Konzern hatte bereits im vergangenen Jahr 6,7 Milliarden Euro für Rückrufe zur Seite gelegt. Wegen der Affäre verschiebt der Konzern auch die Hauptversammlung.

In der Notiz geht es der Zeitung zufolge um Messungen der Behörden, bei denen die zulässigen Stickstoffwerte (Nox) um das bis zu 35-fache überschritten wurden. "Eine fundierte Erklärung für die dramatisch erhöhten Nox Emissionen kann den Behörden nicht gegeben werden", heißt es dem Blatt zufolge in dem Schreiben. Es sei "zu vermuten, dass die Behörden die VW-Systeme daraufhin untersuchen werden, ob Volkswagen eine Testerkennung in die Motorsteuergeräte-Software implementiert hat (so genanntes defeat device)". Als Reaktion auf die VW-Affäre will Verkehrsminister Alexander Dobrindt die Kontrollen bei allen Autobauern nach Vorbild aus dem Spitzensport verschärfen.

Reuters