Demnach soll der später im Groll bei VW ausgeschiedene Piech Ende Februar 2015 von einem Informanten den Hinweis erhalten haben, dass VW ein großes Problem in den USA habe, weil das Unternehmen mit einer Software die Abgaswerte manipuliere. Hinweise darauf hätten die US-Behörden bereits an VW weitergeleitet.

"Bild"-Online zitierte eine Erklärung von Winterkorns Anwalt. Demnach hat sein Mandant "erst vor wenigen Tagen von der Existenz einer weitergehenden Aussage des ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden, Prof. Dr. F. Piech, erfahren". Einzelheiten dieser Aussage kenne Winterkorn nicht. Er werde sich äußern, sobald er Akteneinsicht habe. Der Rechtsanwalt war für Reuters nicht zu erreichen. Piech hatte bereits früher über den "Spiegel" Stimmung gegen Winterkorn gemacht.

ERMITTLUNGEN LAUFEN WEITER



Die Braunschweiger Staatsanwaltschaft hatte erst vor einer Woche die Ermittlungen gegen Winterkorn auf den Betrugsverdacht ausgeweitet. Laut den Strafverfolgern hatten sich "zureichende tatsächliche Anhaltspunkte" ergeben, dass der ehemalige Konzernchef früher als von ihm öffentlich behauptet von der Betrugssoftware und ihrer Wirkung gewusst haben könnte. Dabei berief sich die Ermittlungsbehörde auf eigene Vernehmungen von Zeugen und die Auswertung beschlagnahmter Dateien.

Winterkorn hat mehrfach beteuert, erst im September 2015 von den millionenfachen Abgasmanipulationen erfahren zu haben. Sollte sich herausstellen, dass er früher davon wusste, hätten Anleger Argumente, um Schadensersatz für erlittene Kursverluste ihrer VW-Aktien zu fordern.

Der damalige VW-Chef war im September 2015 von seinem Amt an der Spitze von Europas größtem Autokonzern zurückgetreten, kurz nachdem die Abgasmanipulation durch die US-Umweltbehörden öffentlich bekannt gemacht wurde. Wenige Monate vorher, im April 2015, hatte der damalige Konzernlenker einen Machtkampf gegen seinen Ziehvater Piech überstanden. Piech zog sich daraufhin aus dem Konzern zurück. Auslöser für den Streit war damals ein Zitat Piechs im "Spiegel", er sei "auf Distanz zu Winterkorn". Damit durchkreuzte Piech Winterkorns Hoffnung, ihn als Aufsichtsratschef beerben zu können. Warum Piech von Winterkorn abrückte, blieb im Dunkel. Er selbst äußerte sich nie dazu.

Laut "Spiegel" sagte Piech vor der Braunschweiger Staatsanwaltschaft aus, er habe Winterkorn damals auf seine Informationen angesprochen. Doch habe der ihm versichert, ein solches Papier aus den USA mit Hinweisen auf die Manipulation existiere nicht. Der frühere VW-Patriarch sagte dem Bericht zufolge bereits Ende vergangenen Jahres vor der Staatsanwaltschaft Braunschweig aus.

Von der Ermittlungsbehörde war keine Stellungnahme zu erhalten. VW wollte den Bericht nicht kommentieren: "Zu laufenden Untersuchungen äußern wir uns nicht", sagte ein Sprecher. Auch die Porsche SE, über die die Familien Porsche und Piech die Mehrheit an dem Wolfsburger Konzern halten, lehnte einen Kommentar ab. Über die Familienholding ist Piech weiterhin an Volkswagen beteiligt.

rtr