Der um Übernahmen und Wechselkurseffekte bereinigte Umsatz stieg im ersten Quartal um 4,3 Prozent - das stärkste Wachstum seit fast fünf Jahren. Damit übertraf der Nahrungsmittelriese die Analysten-Erwartungen ebenso wie andere Konsumgüterhersteller - etwa den stärker in Schwellenländern präsente Unilever-Konzern oder den französischen Rivalen Danone.

Während diese ihre Jahresziele zurückzogen, hielt Nestle am Ausblick fest - vorläufig, wie das Unternehmen betonte. Es sei noch zu früh, die vollen Auswirkungen von der Corona-Krise zu beurteilen. So peilt der für Nescafe, Maggi oder KitKat bekannte Konzern eine weitere Verbesserung des organischen Umsatzwachstums und der Ergebnismarge an. 2019 hatte das Unternehmen aus Vevey am Genfersee ein organisches Umsatzwachstum von 3,5 Prozent erzielt.

Die Beschleunigung im laufenden Jahr hat auch damit zu tun, dass sich Nestle zuletzt von schwächelnden Geschäften trennte. So wurde etwa das US-Eiskremegeschäft und das Hautgesundheits-Geschäft verkauft. Zusammen mit dem starken Franken sorgte dies dafür, dass der publizierte Umsatz im ersten Quartal um 6,2 Prozent auf 20,8 Milliarden Franken sank. Gewinnzahlen veröffentlichte Nestle nicht. Der Portfolioumbau läuft indes weiter. So prüft der Konzern den Verkauf des Yinlu-Geschäfts mit Erdnussmilch und Reisporridge-Konserven in China, das 2019 auf einen Umsatz von 700 Millionen Franken kam.

NESTLE GREIFT RESTAURANTS UNTER DIE ARME


Die Corona-Krise sei noch lange nicht vorbei, warnte Konzernchef Mark Schneider. "Wir werden in den kommenden Quartalen weiterhin mit vielen Unsicherheiten zu kämpfen haben." Nestle werde sich aber rasch an neue Bedürfnisse der Konsumenten und Beeinträchtigungen der weltweiten Lieferketten anpassen.

Während im ersten Quartal auch die Nachfrage nach medizinischer Ernähung anzog, schrumpften die Umsätze für Süßwaren und Speiseeis. Wegen der Ausgangsbeschränkungen seien Geschenk- und Impulskäufe zurückgegangen. Wegen geschlossener Restaurants stellte Nestle insgesamt eine Verschiebung vom Außer-Haus- zum Heimkonsum fest. Der Anteil des Online-Absatzes überstieg erstmals die Schwelle von zehn Prozent. Darbenden Kunden aus der Gastronomiebranche wolle Nestle mit 500 Millionen Franken unter die Arme greifen, indem Leihgebühren für Kaffeemaschinen ausgesetzt oder Gratisprodukte angeboten würden.

Die Anleger reagierten mit Käufen auf den Zwischenbericht, die Aktie legte 1,7 Prozent zu. "Nestle wird der Primusrolle gerecht", erklärte ZKB-Analyst Patrik Schwendimann. Jean-Philippe Bertschy von der Bank Vontobel sagte, der Konzern habe es geschafft, trotz Störungen in der Logistik, zeitweiligen Werksschließungen und den sich verändernden Verbraucher-Gewohnheiten stark zu wachsen.

rtr