Die US-Börsen brechen Rekorde. Historische Muster und Fundamentaldaten deuten auf eine Fortsetzung des Bullenmarkts hin, wie ein Chart-Experte erklärt.

Die Wall Street erlebt derzeit eine der kraftvollsten Aufwärtsbewegungen der vergangenen Dekaden – und es mehren sich die (technischen) Anzeichen, dass dieser Aufschwung noch nicht an sein Ende gekommen ist. Der S&P 500 hat seit den Jahrestiefs nach Ankündigung der Trump-Zölle rund 30 Prozent zugelegt, der Nasdaq Composite sogar über 35 Prozent. 

Eine solche Aufwärtsdynamik hat es an der Wall Street lange nicht mehr gegeben. geht tiefer. „Der S&P 500 hat gerade 60 Handelstage in Folge über seiner 20-Tage-Linie geschlossen – das ist das erste Mal seit 1998“, erklärt Ryan Detrick, Chefstratege beim Carson Group, die Besonderheit der Rallye.

Rallye-Dynamik bringt Chance auf höhere Kurse

Der starke Aufwärtstrend sei kein Zufallsprodukt, sondern ein statistisch belegbarer, historisch wiederkehrender Indikator mit substanzieller Anschlusschance, betont Detrick. Die Rallye zeige klare Zeichen dafür, dass der Bullenmarkt weiterlaufen kann – und womöglich sogar am Anfang einer neuen Phase stehe. „Wie ein Kreuzfahrtschiff, das nur schwer zu stoppen ist, trägt ein Markt in Bewegung seine Dynamik weiter – genau das sehen wir gerade“, schreibt er in seiner aktuellen Analyse. Die Historie ist eindeutig: In den vier vorherigen Fällen notierte der Index ein Jahr später in jedem Fall höher – im Schnitt um 20 bis 26 Prozent.

Auch andere Indikatoren bestätigen dieses Bild: Die Zahl der Handelstage ohne 1-Prozent-Rücksetzer ist ungewöhnlich hoch, das technische Marktumfeld stabil. Gleichzeitig ist die Stimmung keineswegs euphorisch – im Gegenteil: Hedgefonds halten laut Detrick derzeit die höchste Short-Quote seit April. „Das ist massives Aufholpotenzial“, sagt der Stratege. Gute Nachrichten – etwa aus der Berichtssaison oder zur Inflation – könnten ausreichen, um weitere Käufe zu triggern.

Industriewerte überstrahlen Tech

Auffällig ist auch die Marktbreite. Während viele Anleger weiterhin auf die großen Tech-Namen starren, liefern andere Sektoren still und heimlich doppelt so starke Renditen: Industriewerte etwa liegen laut Detrick weit vor dem S&P 500 – ein Zeichen robuster konjunktureller Erwartung. Auch die anhaltende Underperformance defensiver Sektoren wie Konsumgüter wird von Profis als bullisches Zeichen gewertet.

Diese Marktführung durch offensive Segmente sei ein klassisches Merkmal nachhaltiger Aufwärtsbewegungen – und ein Gegenbeweis zur These der Überbewertung durch Mega-Caps. „Die große Trendwende ist da – und Hedgefonds haben sie verpasst“, erklärt Detrick zudem bei CNBC. Während Meme-Stocks Schlagzeilen machen, werden die wahren Treiber des Markts eher übersehen: Produktivität, Wachstum, Unternehmensgewinne – und institutionelles Kapital, das noch nicht voll investiert ist.

Produktivität und Gold im Fokus

Neben der technischen Analyse verweist das Carson-Team auch auf fundamentale Entwicklungen. Die Produktivität der US-Wirtschaft – gemessen am Umsatz pro Mitarbeiter – liegt auf Allzeithoch. In Verbindung mit einem entspannten Inflationsumfeld (die Zahl der Inflationsnennungen in Earnings Calls ist auf Tiefststand) ergibt sich ein günstiges Bild für die Gewinnmargen – gerade für große, global aufgestellte Unternehmen, die von gelockerten Zollbedingungen profitieren könnten.

Entsprechend sieht Carson Group weiteres Potenzial für den Leitindex. Das Jahresziel von 6550 Punkten entspräche auf aktuellem Niveau zwar nur noch einem Plus von 4 Prozent gegenüber dem aktuellen Stand, auf Jahressicht wären es dann aber mehr als 12 Prozent. Derzeit liegt der S&P 500 im laufenden Jahr bei einem Plus von rund 7 Prozent.

Parallel positionieren sich viele Investoren defensiv über Gold – nicht zuletzt, weil China seine Goldreserven weiter aufstockt und auch massiv in Gold-ETFs investiert. „Gold bleibt ein sinnvoller Portfolio-Baustein“, schreibt Detrick, der zuletzt wieder stärker in das Edelmetall investierte.

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Infront S&P 500 (WKN: A0AET0)

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