Rücksetzer bei Berkshire Hathaway? Für Chart-Experte Carter Worth nur ein normaler Dip im Aufwärtstrend – und eine klare Kaufchance.
Es ist die massivste Underperformance von Berkshire Hathaway seit vielen Jahren: In der Spitze um 23 Prozent liegen die Berkshire-Aktie und der S&P 500 auseinander, seit Warren Buffett Anfang Mai seinen Rücktritt als CEO ankündigte. Eine Überraschung kann es angesichts der 94 Lebensjahre der Investmentlegende aus Omaha kaum sein – und doch behandelt der Markt die Veränderungen an der Spitze von Berkshire Hathaway so.
Der Grund für die historische Underperformance ist schnell gefunden: Geht der Maestro Warren Buffett von Bord, verschwindet damit – zumindest für viele Marktteilnehmer – die Aura des vermeintlich erfolgreichsten Investors aller Zeiten. Kurz: Der "Buffett-Put" – die Buffett-Prämie – bei Berkshire Hathaway ist weg.
Längste Negativserie seit drei Jahren droht
Sollte Berkshires Minus im Juli Bestand haben, wäre es die längste Serie monatlicher Verluste seit drei Jahren. Auch Buffett selbst dämpfte zuletzt Erwartungen, verwies auf die wachsenden Herausforderungen, mit den gigantischen Cash-Beständen des Konzerns produktiv zu wirtschaften.
Für den bekannten Charttechniker Carter Worth ist Berkshires Börsenblues indes kein Grund zur Sorge. Im Gegenteil: Für ihn ist die aktuelle Schwächephase nichts anderes als eine normale Korrektur im übergeordneten Aufwärtstrend wie der Worth Charting Gründer und CEO gegenüber CNBC erklärt.
Aktuelle Schwäche "ein klassischer Rücksetzer"
„Das ist kein Berkshire-Phänomen“, betont Worth. „Versicherungswerte insgesamt stehen unter Druck – von AIG über Chubb bis hin zu Progressive.“ Der gesamte Versicherungssektor im S&P 500 liege nur knapp über dem Apriltief, während der breite Markt um 30 Prozent gestiegen sei.
Laut Worth sei die aktuelle Schwäche viel mehr „ein klassischer Rücksetzer“. Seit 2022 habe es bei Berkshire neun Korrekturen zwischen 8 und 15 Prozent gegeben – im Schnitt rund 11,5 Prozent. Die aktuelle beträgt nunmehr rund 13 Prozent und passt damit ins Muster. Worths Einschätzung: „Es ist ein Gegenimpuls im übergeordneten Aufwärtstrend – kein Bruch.“
Technisch intakt – trotz Unsicherheit
Unterstützt wird seine These durch die Chartanalyse. Die Aktie bewege sich seit dem Bärenmarkttief 2022 in einem stabilen Aufwärtskanal. Die aktuelle Bewegung bringe Berkshire an den unteren Rand dieses Kanals – für Worth ein klarer technischer Einstiegspunkt.
Sein Fazit: „Das ist GARP in Reinform“ – "Growth at a Reasonable Price", Wachstum zu einem angemessen Preis. Berkshire sei langfristig weiter auf Kurs. Wer in Schwächephasen kaufe, könne langfristig profitieren. Auch ohne den Orakel-Mythos rund um Buffett sieht Carter Worth Berkshire Hathaway also weiterhin als robusten Investment-Case – gerade in Zeiten temporärer Schwäche.
Allerdings müssen Anleger anders als bei früheren Korrekturen einen "This Time it's different"-Moment überstehen: Warren Buffett zu ersetzen, dürfte kaum ein Prozess sein, der in wenigen Monaten oder Quartalen abgeschlossen ist. Anleger brauchen hier möglicherweise ähnlich viel Geduld wie bei der Apple-Nachfolge von Steve Jobs durch Tim Cook. Seinerzeit dauerte es etwa ein Jahr, bis sich die Wall Street mit Cook als neuem CEO angefreundet hatte.
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