Die Macht ist offensichtlich auch an der Börse mit "Star Wars"-Entwickler Walt Disney. Im Wochenverlauf erreichte der weltweit erfolgreichste Medienkonzern (mehr als 238 Milliarden Dollar Börsenwert) eine neue Rekordmarke. Chef Bob Iger dürfte es besonders gefreut haben - 2019 ist für Disney ein besonders wichtiges Jahr. Am 12. November wird der Micky-Maus-Konzern mit seiner Filmbibliothek, die zu den größten und wertvollsten der Welt gehört, seinen eigenen Streamingdienst starten: Disney+.

Damit steigen die Kalifornier mit den mächtigen Streamingrivalen Netflix und Amazon in den Ring. Primus Netflix kommt aktuell auf weltweit 149 Millionen Kunden, Onlineriese Amazon verfügt mit seinen Prime- Abonnenten über mehr als 100 Millionen zahlende Zuschauer für Filme, Serien und Dokus im Web. Darüber hinaus hat Amazon hierzulande via Apps auch die Mediatheken der privaten und öffentlich-rechtlichen TV-Sender im Angebot.

Ab November will Disney die Dominanz der beiden Anbieter zunächst in den USA und sukzessive weltweit mit Kampfpreisen angreifen: Ein Streamingabo soll 6,99 Dollar pro Monat oder 69,90 Dollar pro Jahr kosten - rund 50 Prozent günstiger als Netflix. So wollen die Kalifornier bis Ende 2024 rund 60 bis 90 Millionen Abonnenten für Disney+ gewinnen. Darüber hinaus hält der Konzern 60 Prozent an dem überwiegend in den USA populären Streamingdienst Hulu mit rund 30 Millionen Abonnenten.

Den Sportbegeisterten will Disney via Streaming auf ESPN+ Inhalte seines gleichnamigen populären Sport-TV-Senders bieten. So könnte Disney bis 2024 insgesamt 110 bis 140 Millionen Abos ergattern, schätzen die Analysten von Bloomberg Intelligence. Die Experten gehen jedoch nicht davon aus, dass der Hollywood-Riese das Wachstum von Netflix deutlich bremsen wird. Vielmehr trauen sie dem Konzern von Streamingpionier Reed Hastings zu, 2024 bei den Abos die Marke von 250 Millionen zu überschreiten.

Platz 3 ist drin


Klar ist jedoch auch: Ab Herbst wird es für den Primus mit den angekündigten Debüts der finanzstarken Konkurrenten Disney und Apple ungemütlich. Jede Schwäche, jedes Verfehlen der Expertenerwartungen deuten nervöse Investoren bereits als Anzeichen des bevorstehenden Kampfes der Giganten. So auch die jüngste Netflix- Prognose von fünf Millionen Neukunden im laufenden Quartal - trotz starker Quartalszahlen geriet die Netflix-Aktie deshalb unter Druck.

Disney trauen Börsianer indes bis 2024 zu, im Streamingmarkt mindestens eine starke Nummer 3 zu werden. Während der Vorstellung von Disney+ hatte die Aktie in der Spitze um zwölf Prozent zugelegt.

Der große Vorteil des weltweit erfolgreichsten Vermarkters von Unterhaltungsindustrie-Content: Potenzielle Blockbuster wie etwa die neue "Star Wars"-Episode "Rise of Skywalker", die ab dem 20. Dezember in den Kinos laufen wird, spielen Milliarden ein, bevor sie auf Disney+ und in den Themenparks des Konzerns weiter vermarktet werden.

Dass Filme und Serien von Disney, Marvel, Pixar und 21st Century Fox nicht mehr bei Netflix und Co laufen, wird Disneys Einnahmen wohl nur vorübergehend mindern. Langfristig dürfte die Exklusivität dem Streamingneuling treue Abonnenten bescheren. Auf dem McCormick Place in Chicago, Amerikas größtem Ausstellungsgelände, ging soeben die Messe "Star Wars Celebration" zu Ende. Die Fünftagespässe waren ausverkauft. Disney erreicht so viele Altersklassen wie kein anderer Medienriese. Vor sieben Jahren verdiente der Konzern drei Viertel des Gewinns mit Kabel-TV, inzwischen liefern Filmstudios und Disney-Parks das Gros. Es ist also ein guter Zeitpunkt, um im Streamingmarkt auf Angriff zu schalten.

Fazit: Nach Bekanntwerden der Details zum Streamingdienst Disney+ schaffte die Aktie ein Allzeithoch.

Kursziel: 140,00 €
Stopp: 95,00 €