Star-Investor Warren Buffett hat in den vergangenen Jahren kaum neue Aktien gekauft – und lag damit nicht immer richtig. Kapitalmarktstratege Stefan Risse erklärt, warum Buffett trotz steigender Märkte auf Cash setzt und was sich jetzt ändern könnte.
„Warren Buffett ist ein miserabler Markt-Timer“
Warren Buffett genießt weltweit Kultstatus als Value-Investor – doch laut Stefan Risse, Kapitalmarktstratege bei ACATIS, liegt der Börsen-Altmeister in den letzten Jahren auffällig oft daneben. „Warren Buffett ist ein miserabler Markt-Timer, muss man ganz klar sagen“, so Risse im Interview. Bereits seit dem ersten Quartal 2023 verkauft Buffett mit Berkshire Hathaway ununterbrochen Aktien – und hält mittlerweile rund 30 Prozent der Unternehmensassets in Cash. Für Risse ein klares Zeichen: „Buffett ist ein ganz, ganz guter Kontraindikator seit zweieinhalb Jahren.“
Doch Stefan Risse, Kapitalmarktstratege bei der Fondsgesellschaft ACATIS fügt hinzu: Warren Buffett ist bekannt dafür, langfristig zu denken und nur dann zu investieren, wenn für ihn das Verhältnis von Risiko und Rendite stimmt. Doch genau das sieht der legendäre Börsenguru derzeit offenbar nicht gegeben. „Buffett vergleicht die relative Attraktivität von Aktien und Anleihen – und momentan sind Anleihen für ihn einfach rentabler“, erklärt Börsen-Experte Stefan Risse im Interview.
Buffett schaue nicht auf kurzfristige Kursbewegungen, sondern auf die fundamentale Gewinnrendite der Unternehmen: „Wenn ich für kurzfristige US-Staatsanleihen mehr als vier Prozent kriege, sagt sich Buffett: Warum soll ich jetzt das Risiko eingehen?“ Dass Buffett mit rund 30 Prozent seiner Mittel in Cash investiert ist, sei kein Zufall – sondern Ausdruck seiner bewährten Vorsicht. „Er war häufiger früh dran – aber den perfekten Zeitpunkt hat er nie erwischt“, so Risse weiter.
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„Vielleicht sehen wir bald, dass er wieder kauft“
Dass Warren Buffett den perfekten Moment zum Einstieg oft verpasst, ist für Risse kein Zufall: „Er hat es nie geschafft, den Moment abzupassen, wo dann am nächsten Tag der Markt in sich zusammenbrach.“ Vielmehr warte Buffett auf ein attraktiveres Verhältnis zwischen Rendite und Risiko – und lasse sich dabei von wirtschaftlichen Fundamentaldaten statt kurzfristiger Kursbewegungen leiten. Dennoch: Der Markt zeigte sich zuletzt oft unbeeindruckt und stieg trotz Buffetts Zurückhaltung weiter an.
Auch für die Zukunft bleibt Risse skeptisch: „Ich gehe eher nicht davon aus, dass Buffett diese Schwäche genutzt hat, in eine Aktie einzusteigen.“ Für langfristige Investoren bleibe Buffett ein Orientierungspunkt – auch wenn er aktuell lieber abwartet, bis die Bewertungen wieder attraktiver werden.
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