Die Preise der meisten Rohstoffe befanden sich zuletzt im Tiefflug. Deutlich wird das unter anderem am CRB-Rohstoff-Index. Dieser enthaltende Index ist auf den tiefsten Stand gefallen. Hart getroffen wurde auch die Industriemetalle, wie ein jüngst auf den tiefsten Stand seit über sechs Jahren abgerutschter LME-Industriemetall-Index signalisiert. Aluminium, Kupfer, Nickel und Zinn sind dadurch wieder so günstig wie zuletzt in der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/09. Blei erreichte ein 5-Jahrestief, Zink fiel auf das niedrigste Niveau seit Oktober 2011.

Viel von dieser negativen Entwicklung ist der Lage in China geschuldet. Das Reich der Mitte ist ein wichtiger Taktgeber, verbraucht es doch beispielsweise mehr als 40 Prozent der globalen Produktion von Kupfer, Zink, Blei und Zinn und zählt auch bei anderen Rohstoffen zu den größten Nachfragern weltweit. Kein Wunder also, wenn die Rohstoffpreise schwächeln, wenn wie zuletzt eher schwache chinesische Konjunkturdaten gemeldet werden. Zumal auch viele andere Schwellenländer mit den Folgen einer über lange Zeit sehr expansiven Geldpolitik zu kämpfen haben, ist dadurch doch die Verschuldung des privaten Sektors kräftig gestiegen.

Hinzu kommt auch noch ein Überangebot an vielen Metallmärkten. Verstärkt wurde der Preisrückgang zudem durch die spekulativen Finanzanleger, wie die Commerzbank in einer Studie schreibt. Die sich im großen Umfang von Long-Positionen getrennt bzw. Short-Positionen aufgebaut haben. So seien an der COMEX in New York in der Woche zum 4. August bei Kupfer die höchsten Netto-Short-Positionen seit April 2013 zu beobachten gewesen und an der LME wiederum hätten bei Kupfer per Mitte Juli die Netto-Long-Positionen auf dem niedrigsten Stand seit Beginn der Datenreihe vor etwa einem Jahr gelegen.

Mittlerweile halten die Commerzbank-Analysten den Preisverfall aber für übertrieben und sie erwarten in den nächsten Monaten eine deutliche Preiserholung. An diesem Urteil ändere auch die Abwertung der chinesischen Währung durch die Zentralbank nichts, an wen dieser Schritt zunächst zu einem weiteren Abverkauf an den Metallmärkten führte. Denn der Effekt des schwächeren Yuan auf die Rohstoffimporte dürfte relativ gering sein, da die Preise selbst deutlich stärker gefallen sind und die Rohstoffnachfrage wenig preiselastisch ist, so das Urteil. Der positive Stützungseffekt für die Konjunktur und die Exporte dürfte die Abwertung der Währung mehr als kompensieren.

Zu beachten sei auch, dass durch diverse Maßnahmen der chinesischen Regierung der Verkauf von Aktien im Land erschwert oder gar unmöglich gemacht wurde, was dazu geführt haben könnte, dass institutionelle Investoren offenbar auch Metalle verkaufen mussten, um so genannte Margin Calls zu bedienen. Dies habe den Abwärtsdruck der Preise noch verstärkt, zumal die Zwangsverkäufe ohne Rücksicht auf Fundamentaldaten erfolgten. Dies treffe per 31. Juli auch auf Aluminium zu. Mit Ausnahme von Zinn seien die Netto-Long-Positionen bei allen anderen Industriemetallen seit dem Beginn des Abwärtstrends Anfang Mai gemäß LME-Statistik um gut 40 Prozent bis annähernd 90 Prozent reduziert worden. Die Metallpreise seien in diesem Zeitraum um bis zu 25 Prozent gefallen, wofür die spekulativen Finanzinvestoren mitverantwortlich gewesen seien. In der Vergangenheit hätten sich diese Anleger aber oft sehr prozyklisch verhalten: Nahe den Preistiefs seien sie oft zu pessimistisch, nahe den Hochs zu optimistisch gewesen. Ihre derzeitige Positionierung könnte also auf eine kurzfristige Gegenbewegung bei den Preisen hindeuten.

Auf den nachfolgenden Seiten erfahren Sie, wie die Commerzbank-Analysten die Aussichten für die Industriemetalle im Einzelnen einstufen.

Auf Seite 2: Trotz gesenkter Prognosen und rekordhoher Aluminiumproduktion in China wird Aluminium eine Erholung zugetraut





Trotz gesenkter Prognosen und rekordhoher Aluminiumproduktion in China wird Aluminium eine Erholung zugetraut





Was die Angebotsseite angeht, übertraf gemäß der Daten des World Bureau of Metal Statistics zumeist das Angebot die Nachfrage an den einzelnen Metallmärkten in den ersten fünf Monaten des Jahres. Ausnahmen bildeten demnach Aluminium und Zinn, doch gerade bei Aluminium dürfte das Angebot nach Einschätzung der Commerzbank aber zu niedrig angesetzt sein. Denn so habe zum Beispiel das International Aluminium Institute schon im vergangenen Jahr im Vergleich zum World Bureau of Metal Statistics eine um etwa drei Millionen Tonnen höhere globale Produktion ausgewiesen. In diesem Jahr sei die Diskrepanz bislang etwas geringer.

Daten des IAI zufolge eile die weltweite Aluminiumherstellung von Rekord zu Rekord. Im Juni seien es demzufolge 4,902 Millionen Tonnen insgesamt bzw. 163,4 Tausend Tonnen täglich gewesen. Vor allem China habe zur Produktionsausweitung beigetragen. Dort habe die Aluminiumproduktion im Juni bei rekordhohen 2,756 Millionen Tonnen gelegen, womit das Land für 56 Prozent der weltweiten Produktion gestanden habe. Industriekreisen zufolge seien in China im ersten Halbjahr mehr als zwei Millionen Tonnen pro Jahr an neuen Produktionskapazitäten in Betrieb genommen worden. Im zweiten Halbjahr sollen nochmal drei Millionen Tonnen p.a. hinzukommen.

Die chinesischen Produzenten profitierten von niedrigen Stromkosten, die teilweise subventioniert seien, von deutlich gefallenen Rohmaterialkosten wie Aluminiumoxid/Tonerde und von einem Anreizsystem für Exporte. Die Regierung gewähre Rückvergütungen für manche Aluminiumexporte und habe bei anderen Aluminiumprodukten im April die Exportsteuer abgeschafft. Letzteres dürfte dazu beitragen, dass China auch in den nächsten Monaten große Mengen Aluminium exportiert. Bereits in den ersten sieben Monaten des Jahres habe China gemäß Daten der Zollbehörde 2,87 Millionen Tonnen Aluminium ausgeführt, 28 Prozent mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Mittlerweile würden Rufe westlicher Produzenten nach Gegenmaßnahmen zur Eindämmung der chinesischen Exporte immer lauter.

Damit der globale Aluminiummarkt wieder mehr ins Gleichgewicht komme, bedürfe es gerade in China umfangreicher Produktionskürzungen. Lokale Schmelzer, Händler und Verarbeiter seien sich darüber auch einig, dass es zu solchen kommen werde, sollten die Preise länger niedrig bleiben. Als kritische Marke wird ein Niveau von 12.000 Yuan je Tonne genannt. Anfang August fiel der Kassapreis in Shanghai erstmals seit Februar 2009 unter diese Marke, was die Verluste bei den Produzenten ausweitete. Laut Angaben des chinesischen Research-Instituts SMM machten die von SMM befragten Aluminiumschmelzen Anfang August einen Verlust von durchschnittlich 700-750 Yuan je Tonne (etwa 110-120 Dollar je Tonne). Industriekreisen zufolge lägen die Produktionskosten in China zwischen 12.000 Yuan und 14.000 Yuan je Tonne (etwa 1.930-2.250 Dollar je Tonne). Sollte es zu deutlichen Produktionskürzungen kommen, dürfte dies zu steigenden Preisen beitragen. Angesichts des aktuell niedrigen Preisniveaus revidiert die Commerzbank die hauseigene Prognose aber nach unten. Mit einem bis zum Jahresende und zum Ende des ersten Quartals 2016 erwarteten Aluminiumpreis von 1.700 bzw. 1.800 Dollar je Tonne liegt die Prognose aber um 11,6 Prozent und 18,1 Prozent über den aktuellen Notierungen.

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Am Nickelmarkt wird wegen prognostizierter Produktionsstilllegungen weiter mit einem baldigen Angebotsdefizit gerechnet





Am globalen Nickelmarkt berichtet die Commerzbank von einem Angebotsüberschuss, womit das lange erwartete Defizit nach wie vor auf sich warten lasse. Gemäß dem World Bureau of Metal Statistics habe in den ersten fünf Monaten des Jahres das Angebot die Nachfrage um 16 Tausend Tonnen übertroffen. Beim aktuellen Nickelpreis von unter 11.000 Dollar je Tonne seien allerdings viele Produzenten nicht mehr profitabel. Dies treffe vor allem auf die Nickelroheisen-Produzenten (Nickel Pig iron, NPI) in China zu. Laut Einschätzung des chinesischen Research-Instituts SMM machen diese bei umgerechnet unter 12.000 Dollar je Tonne kaum noch Gewinn.

Dies treffe auch nur auf die so genannte RKEF-Produktionstechnologie zu, die besonders günstig ist. NPI-Produzenten, die mit der klassischen Elektroofen-Technologie arbeiteten, benötigten demnach schon Preise von rund 13.000 Dollar je Tonne. Produktionskürzungen dürften daher unausweichlich sein. Schon jetzt werde offensichtlich nicht mehr so viel NPI in China hergestellt. Laut Aussagen des staatlichen chinesischen Research-Instituts Antaike habe die NPI-Produktion im Mai sechs Prozent unter dem Vorjahresniveau gelegen und dürfte im Juni nicht ausgeweitet worden sein. Die chinesische NPI-Produktion habe im Vorjahr für rund ein Viertel der weltweiten Nickelproduktion gestanden. Produktionsstilllegungen sollten dazu beitragen, dass der globale Nickelmarkt in absehbarer Zeit in ein Angebotsdefizit rutschen werde.

Zum angespannteren Weltmarkt sollte auch die höhere chinesische Nickelnachfrage beitragen. Denn wegen der geringen Rentabilität der NPI-Produktion habe China zuletzt verstärkt auf Nickelraffinade zurückgegriffen. So seien die Importe von Nickelraffinade im Juni auf den höchsten Stand seit fast sechs Jahren gestiegen. Da die LME-Lagerhäuser noch gut gefüllt seien - die Vorräte liegen mit 454 Tausend Tonnen nahe dem Rekordhoch - dürfte es China nicht schwer fallen, ausreichende Mengen Nickel auf dem Weltmarkt zu kaufen. Die Zahl der so genannten gekündigten Lagerscheine an der LME sei inzwischen auf ein Rekordhoch gestiegen, was auf eine hohe Nachfrage Chinas nach Nickel aus LME-Lagerhäusern hindeute. Die Commerzbank geht davon aus, dass China auch in den nächsten Monaten große Mengen Nickel importieren wird.

Führe dies zu einem Abbau der Lagerbestände, sollte dies zu steigenden Nickelpreisen beitragen. Am Jahresende sieht die Commerzbank Nickel bei 13.000 Dollar je Tonne notieren und am Ende des ersten Quartals 2016 sogar bei 18.000 Dollar. Das würde den Notierungen theoretisch gemessen am aktuellen Stand 23,1 Prozent und 70,5 Prozent Luft nach oben lassen.

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Eingestampfte Projekte sollen dem Kupferpreis auf die Beine helfen





Auch am globalen Kupfermarkt habe in diesem Jahr bislang ein Angebotsüberschuss bestanden. Daten der International Copper Study Group zufolge, die allerdings nur die ersten vier Monate des Jahres umfassen, betrug der saisonbereinigte Angebotsüberschuss 67 Tausend Tonnen. Im April wurde aber erstmals seit fünf Monaten wieder ein Angebotsdefizit registriert. Sollte sich der Markt nun wieder anspannen, dürfte dies den Kupferpreis unterstützen, so die Commerzbank.

Wegen der niedrigen Preise hätten bereits in den vergangenen Monaten viele Kupferproduzenten angekündigt, geplante Projekte zu verschieben oder gar nicht erst in Angriff zu nehmen. Zur Inbetriebnahme neuer Projekte würden nach dem Urteil der Commerzbank Kupferpreise von 6.000-6.500 Dollar je Tonne benötigt. Die meisten Minenunternehmen dürften sogar bei Preisen unter 7.000 Dollar je Tonne davor zurückschrecken, neue Projekte zu bewilligen. Dies dürfte mittel- bis langfristig dazu führen, dass das Angebot deutlich hinter der Nachfrage zurückbleibt.

Allerdings müsse sich auch die Nachfrage selbst erholen, damit sich der globale Kupfermarkt spürbar und nachhaltig anspanne. In den ersten vier Monaten des Jahres fiel sie gemäß Daten der International Copper Study Group im Vergleich zum Vorjahr um rund vier Prozent, was der Schwäche Chinas im ersten Quartal geschuldet gewesen sei. Anhand der Kupferimporte Chinas lasse sich aber auch für die darauf folgenden Monate dort noch keine Erholung erkennen. Denn seit Mai seien die Kupfereinfuhren wieder unterdurchschnittlich ausgefallen. Die Stimulierungsmaßnahmen der chinesischen Regierung und der Zentralbank sollten aber in den nächsten Monaten zu einer Nachfragebelebung beitragen, wie zum Beispiel durch den Ausbau des Stromnetzes.

Auch geht die Commerzbank davon aus, dass die chinesischen Händler die niedrigen Preise nutzen und opportunistisch Kupfer kaufen werden, was in der Folge zu wieder höheren Importen führen dürfte. Die Bestände in den Lagerhäusern der SHFE jedenfalls hätten sich von ihrem Hoch im April mehr als halbiert. Sollte sich der Markt wie erwartet wieder anspannen, wird der Kupferpreis am Jahresende bei 5.800 Dollar je Tonne gesehen und Ende 2016 bei 6.800 Dollar je Tonne. Die Vorhersage liegt damit um 13,6 Prozent und um 33,1 Prozent über den aktuellen Notierungen.

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Blei und Zink sollen bis Ende 2016 um jeweils gut 20 Prozent zulegen





Die Nachrichtenlage bei Blei und Zink zeige sich im Vergleich zu den anderen Metallen schon seit einiger Zeit äußerst dünn. Gemäß Daten der International Lead and Zinc Study Group sei der globale Bleimarkt in den ersten fünf Monaten des Jahres nahezu ausgeglichen gewesen. Allerdings sei der Bleimarkt geschrumpft, denn im Vergleich zum Vorjahr seien sowohl das Angebot als auch die Nachfrage um jeweils rund zwei Prozent gefallen Der Rückgang der Nachfrage sei dabei in nahezu allen wichtigen Konsumentenländern/-regionen zu beobachten gewesen (China, Europa, USA).



Bei Zink haben den Daten der ILZSG zufolge von Januar bis Mai ein substantieller Angebotsüberschuss von 143 Tausend Tonnen bestanden, wofür eine starke Ausweitung der Produktion - vor allem in China - verantwortlich gewesen sei. Zu einer deutlichen Preiserholung dürfte es in beiden Fällen erst dann kommen, wenn sich die Märkte wieder nachhaltig anspannen. Zumindest im Falle von Zink sei es in den letzten Monaten zu umfangreichen Minenschließungen gekommen, die das Angebot zukünftig begrenzen sollten.

Blei dürfte nach Erachten der Commerzbank am Jahresende bei 1.850 Dollar je Tonne notieren und Ende 2016 bei 2.100 Dollar je Tonne. Zink wird Ende 2015 bei 2.000 Dollar je Tonne gesehen und Ende 2016 bei 2.200 Dollar je Tonne. Die Zink-Prognose bewegt sich damit um 10,6 Prozent und 21,6 Prozent über den derzeitigen Preisen und bei Blei beträgt der Aufschlag 7,8 Prozent und 22,4 Prozent.

Auf Seite 6: Die positive Preisprognose bei Zinn hängt stark von den indonesischen Exportvorschriften ab





Die positive Preisprognose bei Zinn hängt stark von den indonesischen Exportvorschriften ab





Wie sich der Zinnpreis in den nächsten Monaten entwickeln werde, hänge in erster Linie von den indonesischen Exporten ab. Indonesien ist der weltgrößte Exporteur von Zinn. Seit Anfang August würden dort die Ausfuhrbestimmungen noch einmal verschärft. Die indonesische Regierung wolle mit den neuen Vorschriften sicherstellen, dass Lizenzgebühren und Ausfuhrsteuern ordnungsgemäß entrichtet werden. Zudem gehe sie damit gegen Schmuggel und Umweltschäden vor. In den Monaten zuvor seien offenbar noch große Volumina Zinn verkauft worden, so dass die Exporte bis einschließlich Juli auf einem absolut betrachtet hohen Niveau geblieben seien.

Der Verband der indonesischen Zinnexporteure erwarte, dass die strengeren Ausfuhrbedingungen zu einer vorübergehenden Verzögerung der Exporte führen werden. Die Ausfuhren sollten aber innerhalb von drei Monaten wieder auf normale Niveaus zurückkehren. Sollte das Angebot in den nächsten Monaten tatsächlich spürbar verknappt werden, dürfte sich der Zinnpreis deutlich erholen. In diesem Falle sei die Commerzbank Jahresendprognose von 17.500 Dollar je Tonne noch erreichbar. Am Ende des ersten Quartals 2016 wird der Preis dann bei 20.000 Dollar je Tonne. Diese Vorhersagen liegen 11,8 Prozent und 27,8 Prozent über den aktuellen Notierungen.