Die EU reformiert den Zuckermarkt. Von Oktober an wird es keine Zuckerquote und keinen Mindestpreis mehr geben. Die Unternehmen dürfen auch mehr exportieren. Zuvor hatten diese Regulierungen 50 Jahre lang die europäischen Produzenten geschützt. Denn dadurch war der Zucker in der EU relativ hoch. Durch den höheren Wettbewerb sinken nun die Preise.

Experten gehen davon aus, dass Südzucker auf die Reform gut vorbereitet ist. Der MDax-Konzern sei in einer guten Position, um die Marktführerschaft zu behalten, schreibt das Bankhaus Lampe. Grund dafür sei der hohe Cashflow.

Abschaffung der Zuckerquoten und der Mindestpreise für Rüben



Nach der EU-Reform wird es keine Zuckerquote mehr geben. Landwirte in der EU dürfen dann frei bestimmen, wie viel sie produzieren. Bislang waren nur 13,5 Millionen Tonnen erlaubt. Im Zuckerjahr 2017/2018 soll die Produktion EU-weit um etwa 14 Prozent steigen, schätzt die DZ-Bank.

Dadurch wird der Wettbewerb auf dem Zuckermarkt zunehmen. "Das Ende der EU-Zuckerquote signalisiert Druck auf die Preise", fasst Goldman Sachs-Analyst John Ennis in einer Studie zusammen. Um dennoch profitabel arbeiten zu können, müssten Produzenten wie Südzucker die Kosten senken, schreiben die Börsenexperten der DZ Bank. "Der zunehmende Wettbewerb wird nahezu ausschließlich über den Preis stattfinden." Durch eine steigende Produktion ließen sich Skaleneffekte erzielen.

Genau das will Südzucker tun: Die Produktion ausbauen - was jetzt erlaubt ist. "Unser Ziel ist es, unsere Marktposition in Europa auszubauen, mindestens zu verteidigen," sagt ein Unternehmenssprecher zu BÖRSE ONLINE. Zu den genauen Steigerungen wollte er sich nicht äußern. Die Produktionsflächen seien bereits um 15 Prozent gestiegen.

Die neuen Regeln sehen auch vor, dass es keine Mindestpreise für Zuckerrüben mehr geben wird. Eine Tonne kostete bislang wenigstens 26,3 Euro. Südzucker habe deshalb mit den Bauern neue Verträge ausgehandelt, so ein Sprecher. Nun sei der Preis für die Rüben abhängig vom erwirtschafteten Zuckerpreis.

Zudem darf von Herbst an mehr exportiert werden. Der Konzern will bis zu 500 000 Tonnen mehr in das außereuropäische Ausland verkaufen, sagte Chef Wolfgang Heer im Mai auf der Bilanzpressekonferenz. Zu diesem Zweck vergrößerte Südzucker im vergangenen Jahr auch die Beteiligung an dem Zuckerhändler ED &F Man.

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Zahlen von Südzucker sind gut



Die Zahlen von Südzucker können sich sehen lassen. Im vergangenen Geschäftsjahr 2016/2017 verdoppelte der Konzern das operative Ergebnis (Ebit) nahezu auf 426 Millionen Euro (Vorjahr: 241 Millionen). Der MDax-Konzern setzte 2016/2017 insgesamt 6,48 Milliarden Euro um (6,39 Milliarden). Treiber war das Segment Zucker, in dem das Ebit von minus 79 Millionen Euro auf 72 Millionen Euro stieg.

Für das laufende Geschäftsjahr erwartet der Konzern ein operatives Ergebnis von 425 bis 500 Millionen Euro und einen Umsatz von 6,7 bis sieben Milliarden Euro. Die 69prozentige Tochter Cropenergies hob kürzlich sogar die Prognose an. Das ebenfalls börsennotierte Unternehmen stellt Bioethanol her, das als Ökokraftstoff genutzt wird.

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Einschätzung der Redaktion



Für die Reform des Zuckermarktes ist Südzucker gut aufgestellt. Denn das Unternehmen dürfte mit den niedrigeren Preisen durch die Aufhebung der Zuckerquote zurecht kommen: Der MDax-Konzern kann Größenvorteile nutzen und die Produktion ausweiten. Das Bankhaus Lampe erwartet, dass die Mannheimer dadurch von niedrigeren Kosten profitieren können.

Durch die Aufhebung der Exportbegrenzung entstehen Chancen auf dem weltweiten Markt. Positiv ist ebenfalls, dass das europäische Unternehmen weiterhin nach Außen geschützt sind: Importbeschränkungen aus Nicht-EU-Ländern bleiben bestehen.

Analysten erwarten für die kommenden Jahre steigende Gewinne. Im Durchschnitt schätzen Analysten das Ebit auf 488 Millionen Euro für das laufende Geschäftsjahr.

Auch charttechnisch sieht es bei Südzucker gut aus. Den kurzfristigen Abwärtstrend seit 3.April bis 18,61 Euro Ende Mai hat die Aktie mittlerweile nach oben durchbrochen. Nun nimmt das Papier Kurs, auch durch den seit 21.Februar bestehenden, längerfristigen Abwärtstrend zu kommen. Kürzlich schaffte es die Aktie über den jüngsten Widerstand bei 19,50 Euro. Nun steht das Gap zwischen 23,21 und 21,85 Euro im Blick. Das Papier hat Luft nach oben bis 23 Euro.

Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 23,00 Euro
Stoppkurs: 19,00 Euro