Nach einem Fabrikbrand beim japanischen Halbleiterhersteller Renesas drohen weitere weltweite Lieferengpässe bei den wichtigen Bauteilen für die Autobranche. Schon seit Monaten herrscht globaler Chipmangel wegen steigender Nachfrage infolge Digitalisierung, aber auch Corona-bedingter Produktionslücken. Die Autozulieferer Bosch und Conti warnten vor anhaltenden Engpässen in diesem Jahr. Bei Conti hieß es, man analysiere die Folgen für Lieferketten, um Risiken zu minimieren, und prüfe alle Optionen, einschließlich alternativer technischer Lösungen.

Renesas selbst zeigte sich besorgt, dass der Brand gravierende Folgen haben werde. Der japanische Hersteller hat wegen seiner führenden Marktposition bei sogenannten Mikrocontrollern eine Schlüsselrolle für die globale Autoproduktion. Im Auto steuern diese Mini-Computer beispielsweise Airbags, ABS, Fensterheber oder Motor, werden aber auch in vielen anderen technischen Gebrauchsgeräten von Mobiltelefonen über Computerzubehör (Tastatur, Maus) bis zu Geldkarten verwendet.

Renesas bedient wie der niederländische Konkurrent NXP rund 27 Prozent des Weltmarkts für Mikrocontroller (2019). Infineon liegt mit 16 Prozent auf Platz 3. Erst im Februar hatte Renesas die Übernahme des schwäbisch-britischen Konkurrenten Dialog Semiconductor für fünf Milliarden Euro angekündigt. Von dem Brand dürften insbesondere auch japanische Autohersteller wie Toyota, Honda und Nissan betroffen sein, die bislang von der Chipkrise verschont blieben.

Die Lage ist ernst

Deutsche Autobauer wie VW und Daimler, die wegen des Chipmangels bereits wochenlange Produktionsstopps einlegen mussten, bezeichneten die Lage ebenfalls als angespannt.

Wenig optimistisch zeigte sich nach dem Brand Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer: "2021 wird das Jahr des Halbleitermangels für die Autobauer. Die Lage dürfte sich erst in der ersten Hälfte von 2022 etwas beruhigen." Bis entsprechende neue Werkskapazitäten ausgebaut seien, vergingen aber mindestens noch drei Jahre.

Von der Knappheit seien alle Autobauer betroffen, besonders aber die Hersteller von Premium-, Oberklasse- und Elektrofahrzeugen. Je einfacher das Auto, desto weniger störe der Engpass. "So gesehen sind bei Marken wie Lada, Dacia oder Fiat die Probleme durch den Einfachbau eher zu bewältigen."

Hersteller von Chip-intensiveren Modellen könnten durch Risikomanagement im Einkauf derartige Engpässe bei normalen Produktionsschwankungen prinzipiell abfedern. Die Absicherung koste aber zusätzlich Geld. Doch in diesem Fall sei der Bedarf von Halbleitern überraschend und stark gestiegen. Dudenhöffers Fazit für die Hersteller: "Kapazitäten ausbauen, Zähne zusammenbeißen und Produktion anpassen."