Die Turbulenzen an den Devisenmärkten sorgen bei vielen international orientierten Aktienanlegern für böses Erwachen. Vor allem den US-Investoren fraß die Dollar-Aufwertung der vergangenen Monate die Kursgewinne ihrer börsennotierten Fonds (ETFs) auf. So hat der Euro zum Dollar seit vergangenem Sommer knapp 20 Prozent verloren. Der Dax legte im gleichen Zeitraum weniger als acht und der pan-europäische Index EuroStoxx50 gerade einmal 3,7 Prozent zu. Darum sind gegen Wechselkurs-Schwankungen abgesicherte ETFs einer der größten Renner des noch jungen Börsenjahres 2015.

"Die Leute stimmen mit den Füßen ab", sagt Luciano Siracusano, Chef-Anlagestratege des ETF-Anbieters WisdomTree. "Sie stecken Milliarden von Dollar in diese Fonds und sagen: 'Wir wollen nicht ohne Absicherung sein'." Vergrößert wird die Attraktivität dieser Produkte durch die Kursentwicklung. So hat der von WisdomTree angebotene Europe Hedged Equity Fund seit Jahresbeginn gut zehn Prozent zugelegt. Die nicht gegen Währungsschwankungen abgesicherten Konkurrenzprodukte iShares Europe und Vanguard FTSE Europe kommen jeweils nur auf ein Plus von etwa drei Prozent.

Auf Seite 2: HOHE NACHFRAGE TRIFFT AUF VERGLEICHSWEISE DÜNNES ANGEBOT



HOHE NACHFRAGE TRIFFT AUF VERGLEICHSWEISE DÜNNES ANGEBOT

Vor diesem Hintergrund hat sich WisdomTree zufolge das Volumen Wechselkurs-abgesicherter ETFs im Vergleich zu 2011 auf 31,5 Milliarden Dollar fast verfünffacht. Allerdings belaufe sich das Gesamtvolumen internationaler ETFs auf mehr als 275 Milliarden Dollar. Ein Grund für die vergleichsweise geringe Quote sieht David Kotok, der beim Vermögensverwalter Cumberland Advisors die Investitionsentscheidungen verantwortet, im unterentwickelten Angebot. Dabei seien die Aktienmärkte von etwa 40 Staaten groß genug, um "currency-hedged" ETFs anzubieten.

Ausländische Investoren, die in den USA investieren wollten, könnten zwar zwischen hunderten Produkten wählen, fügt Kotok hinzu. Für US-Anleger, die sich zum Beispiel in der Euro-Zone engagieren wollen, sei das Angebot aber sehr viel dünner. Selbst für chinesische Unternehmen gebe es gerade einmal ein Dutzend ETFs, betont der Finanzmarkt-Experte. Dabei sei China die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft.

WisdomTree ist mit einem verwalteten Vermögen von 44 Milliarden Dollar der führende Anbieter von Wechselkurs-abgesicherten ETFs und kommt auf einen Marktanteil von 80 Prozent. Konkurrenten auf diesem Feld sind unter anderem die Deutsche Bank und der Vermögensverwalter BlackRock. Alle drei Firmen wollen ihr Angebot erweitern. Anlageberater und ETF-Anbieter Guggenheim Investments will nach eigenen Angaben in das Geschäft mit "currency-hedged" ETFs einsteigen.

ETFs erfreuen sich insgesamt wachsender Beliebtheit. Sie bilden in der Regel Indizes wie den Dax oder den Dow Jones aus den USA eins zu eins ab. Das bedeutet, dass der Fonds stets die in dem Index gelisteten Aktien abhängig von ihrer Gewichtung kauft oder verkauft. Dadurch sind die Gebühren deutlich niedriger als bei aktiven Fonds, wo Manager über jeden Wert einzeln entscheiden.

Auf Seite 3: KOSTEN FÜR ABSICHERUNGSGESCHÄFTE NICHT AUS DEM BLICK LASSEN



KOSTEN FÜR ABSICHERUNGSGESCHÄFTE NICHT AUS DEM BLICK LASSEN

Diese Produkte seien aber kein Allheilmittel, warnt Brendan Ahern, der beim Vermögensverwalter KraneShares die Investitionsentscheidungen verantwortet. Man dürfe die Kosten für die damit verbundenen Absicherungsgeschäfte nicht aus den Augen verlieren.

Üblicherweise werden hierfür Terminkontrakte auf die Währung des Landes gekauft, in dem ein Anleger investieren will. Diese Futures werden dann nach ihrem Ablauf in neue Papiere umgeschichtet. Je höher dabei der Leitzins des Ziel-Landes im Vergleich zum eigenen ist, desto teurer wird das Absicherungsgeschäft. Dies macht "Currency Hedging" für Anleger aus den USA oder der Euro-Zone - wo der Leitzins praktisch bei Null liegt - beim Kauf von ETFs für Unternehmen aus Staaten wie Mexico, Brasilien oder Indien unattraktiv.

Außerdem sind die jährlichen Gebühren für abgesicherte ETFs meist höher. So verlangt WisdomTree für entsprechende Produkte im Schnitt 0,54 Prozent, während beim Vanguard FTSE Europe nur 0,12 Prozent und beim iShares Core MSCI Europe 0,14 Prozent fällig werden.

Auf Seite 4: SICHERHEIT NICHT IN ALLEN FÄLLEN



SICHERHEIT NICHT IN ALLEN FÄLLEN

Bill Belden, Chef-Produktentwickler des ETF-Anbieters Guggenheim, weist zudem darauf hin, dass abgesicherte Produkte Investoren nur von einem Kursanstieg der eigenen Währung abschirmen. Wertet dagegen die Währung des Ziel-Landes auf, wie im Januar der Schweizer Franken, nachdem die dortige Notenbank die Koppelung des Kurses an den Euro überraschend aufgegeben hatte, könnten steigende Kosten für die Absicherungsgeschäfte die Kursgewinne zunichte machen.

Anleger dürften ohnehin ihre Entscheidungen nicht allein von der Wechselkursfrage abhängig machen, fügt Belden hinzu. "Investoren sollten dorthin gehen, wo die Chancen liegen. "Die Währung spielt dabei zwar eine große, darf aber nicht die entscheidende Rolle spielen."

Reuters