"Aus diesem Grund ist es auch Zeit, sich an den Ausstieg aus der sehr expansiven Geldpolitik und den Sondermaßnahmen zu machen." Dies werde Schritt für Schritt erfolgen.

In Reaktion auf die jüngste Finanz- und Schuldenkrise hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins auf ein Rekordtief von null Prozent gesenkt und versucht, durch milliardenschwere Wertpapierkäufe die Kreditvergabe der Banken anzukurbeln. Das Ende der Anleihekäufe ist bereits bis Ende des Jahres angekündigt. Die Zinsen sollen aber laut EZB-Chef Mario Draghi noch mindestens bis zum Sommer 2019 unverändert bleiben.

"Die deutsche Wirtschaft erlebt ausgesprochen gute Zeiten", sagte Weidmann. Und auch für den Euroraum rechnet er weiter mit Wachstum. Dennoch sei "die Geldpolitik heute nicht weniger expansiv, als sie es zum Hochpunkt der Krise war." Dies belege auch ein Blick auf den kurzfristigen Realzins. Nach Bundesbank-Berechnungen war die Gesamtrendite, die ein durchschnittlicher, deutscher Privathaushalt abzüglich der Teuerung erzielte, Anfang 2018 erstmals seit sechs Jahren wieder negativ. Das ist unter anderem auf den jüngsten Inflationsanstieg zurückzuführen.

Auf einen Medienbericht über schwindende Chancen für Weidmann auf den EZB-Chefposten ging der Notenbanker im Redetext nicht ein. Bislang gilt er als aussichtsreicher Kandidat für die Nachfolge Draghis, dessen Amtszeit im Herbst 2019 endet. Das "Handelsblatt" berichtete jedoch unter Berufung auf Regierungskreise, dass es Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wichtiger sei, einen Deutschen an die Spitze der EU-Kommission zu bringen. Im Gegenzug könnte die politische Unterstützung für Weidmann zugunsten eines Notenbankers anderer Nationalität schwinden. Der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, bezeichnete den Bericht als "recht glaubhaft"./tos/bgf/she